Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Schlange und drehte den Kopf, um mich anzusehen. »Erzähl mir, was der Feldwebel zu sagen hatte.«
Und das tat ich.
»Was für eine interessante Unterhaltung«, kommentierte er, als ich fertig war.
»Nicht wahr?«, stimmte ich ihm zu.
Zishin war kein Magier, also war es denkbar, dass jemand ihn mit einer Illusion hinters Licht geführt und so getan hatte, als wäre er Fei. Aber das fühlte sich für mich nicht nach der richtigen Antwort an. Es wäre etwas anderes gewesen, wäre Feis Leiche aufgetaucht, aber da das nicht der Fall war, widerstrebte es mir zutiefst, sie aus dem Bild zu streichen. Nachdem ich gehört hatte, was Zishin zu sagen hatte, ging ich davon aus, dass sie nach wie vor unter uns weilte. Aber welche Rolle spielte sie in dieser Geschichte?
»Denkst du, Fei hat uns reingelegt?«, fragte Triss.
»Ich weiß es nicht. Ich würde gern glauben, dass sie das nicht getan hat.« Triss neigte skeptisch den Kopf zur Seite, und ichfuhr fort. »Ach, nicht, weil ich ihr so etwas nicht zutrauen würde. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, was sie im Schilde führen könnte. Wenn sie lediglich die Belohnung dafür einstreichen wollte, mich auszuliefern, dann hätte sie das schon längst tun können. Nein, da steckt mehr dahinter, und wir müssen herausfinden, was.«
»Das wird nicht einfach werden, jetzt, da die ganze Stadt genau weiß, wie du aussiehst. Der ganze tienisische Amtsapparat wird hinter uns her sein wie damals, in der Woche, nachdem du Ashvik getötet hast. Und wenn du dann noch bedenkst, dass jeder Einzelne deiner Schattenseitenbekannten schon mal für deinen Sarg maßnimmt und die diversen Belohnungen zusammenrechnet, und dass wir unsere beste Reserve verloren haben, dann, glaube ich, stünde es uns gut zu Gesicht, irgendwo anders hinzuziehen.«
»Was ist mit unserer Dyadenfreundin? Und all dem Gerede über Pflicht?«
Triss zuckte mit den Schwingen. »Du hast gerade die einzigen Gründe genannt, warum ich dich nicht bereits seit wir das verdammte Plakat zum ersten Mal gesehen haben, dazu dränge, die Stadt zu verlassen. Aber offen gesagt habe ich keine Ahnung, wie wir der Dyade helfen können, wenn wir doch nicht einmal in der Lage sind, herauszufinden, wer sie geschnappt hat. HaS im Stich zu lassen, gefällt mir gar nicht, aber ich weiß auch nicht, inwiefern es ihre Sache voranbringen könnte, wenn wir für sie sterben, ohne irgendetwas erreicht zu haben. Oder inwiefern wir damit unserer Pflicht nachkämen, wenn wir schon dabei sind. Ich bin bereit, das zu überschlafen und zu schauen, was uns dazu einfällt, aber wenn bis morgen Nacht nichts passiert ist, denke ich, dass wir fortgehen sollten.«
Das schmeckte mir zwar nicht, aber er hatte eindeutig recht damit. Wir wussten nicht, wer HaS und Hera und Stal hatte, umso weniger, wo sie gefangen gehalten wurden. Oder, um dieSache realistisch zu betrachten, ob sie überhaupt noch am Leben waren. Seit dem Hinterhalt im Gelbklee waren zwanzig Stunden vergangen, genug Zeit, dass auch das Schlimmste längst hätte eintreten können.
Ich rieb mir die brennenden Augen und bemühte mich, ein ordentliches Gegenargument zu ersinnen, aber mir fiel nichts ein. Wahrscheinlich, weil ich seit dem Hinterhalt ganze drei Stunden Schlaf bekommen hatte und ausreichend wenig in den vierundzwanzig Stunden zuvor. Erschöpft, übersät mit Schnittwunden und Prellungen, trotz meiner Reinigungsbemühungen immer noch nach Scheiße stinkend … ich war erledigt. Einst hatte ich mich darauf verlassen können, dass mein Glaube mich tragen würde, wenn mein Verstand und mein Wille mich im Stich ließen, aber dieser Glaube hatte mich vor langer Zeit ebenfalls im Stich gelassen. Vielleicht war es nun wirklich Zeit aufzugeben.
»Vielleicht hast du recht, Triss. Aber der Gedanke gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht, Aral. Mir auch nicht.«
Zu diesem Zeitpunkt gab es weiter nichts zu sagen, also stemmte ich mich hoch. So gern ich gleich hier auf dem Balken geschlafen hätte, ich musste in Deckung gehen, ehe die Sonne aufging, idealerweise an einem Ort, wo ich auch etwas zu trinken bekommen konnte. Nun, da mein Gesicht an jeder Wand in der ganzen verdammten Stadt von den Plakaten starrte, war das harte Tageslicht für mich genauso gefährlich wie für einen Vampir.
Unglücklicherweise wurden die guten Plätze zum Schlafen inzwischen mächtig knapp, ein Umstand, der mir umso mehr bewusst wurde, als ich meine drittbeste Reserve erreichte, einen gerissenen
Weitere Kostenlose Bücher