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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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umbringen konnte. Ich konnte nicht einmal mir selbst gegenüber eingestehen, was ich mir so sehr wünschte, ohne unsere Beziehung zu verraten.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Mich selbst so zu belügen ist vielleicht ein Grund dafür, warum ich so lange gebraucht habe, um wieder aus der Flasche rauszukriechen. Und da wir gerade darüber sprechen   …« Ich reichte Hera die Flasche und schlug die Hände zusammen. »Den Rest könnt ihr haben. Ich giere zu sehr danach, als dass ich es wagen könnte, noch mehr zu trinken.«
    Und so war es. Ich konnte es in dem Schmerz erkennen, den ich in der Brust verspürte, als ich die Flasche weggab. Es war schwer. Das Einzige, was ich noch mehr wollte, war eine hübsche, heiße Tasse Efik, aber ich wusste, würde ich diesen Weg je einschlagen, dann würde ich ihn nie wieder verlassen.
    Hera seufzte. »Es ist nicht sonderlich nett von dir, plötzlich so verantwortlich zu tun. Damit gibst du uns ein furchtbares Beispiel. Glücklicherweise bin ich gegen so was immun.« Sie hob die Flasche an die Lippen, nur um gleich darauf zu erstarren.
    »Wie viel müsst ihr zwei eigentlich saufen?«, sagte eine arg benebelt klingende HaS mit Stals Lippen.
    Hera   – oder eher HaS   – verkorkte die Flasche und stellte sieauf dem Boden ab. »Da mache ich mal ein kleines Nickerchen, und was muss ich beim Aufwachen feststellen? Mein Kopf ist voller Spinnweben, gewoben von beschwipsten Spinnen.«
    » So viel haben wir nicht getrunken!« Stal hörte sich beinahe an wie eine Halbwüchsige, die hinter einer Hütte mit billigem Sake erwischt worden war. »Wir wollten dich so oder so bald aufwecken, nicht wahr, Hera?«
    HaS drehte ihren Herakopf zu mir und verdrehte die Augen. »Man sollte glauben, die kapieren irgendwann, wie lächerlich es ist, die Stimme in ihren Köpfen anlügen zu wollen, aber sie begreifen es einfach nicht.«
    Triss hob den Kopf von meinem Schoß und musterte die Dyade fragend: »Ich verstehe nicht.«
    »Du fragst dich, wie ich schlafen kann, wenn die beiden doch wach sind? Das ist der Knochenformer. Böser, böser Zauber.«
    »Ich kann Stals Schmerz fühlen«, erklärte Hera.
    Stal nickte. »Und umgekehrt. Theoretisch könnte ich sogar spüren, wenn Hera meinen Schmerz fühlt und so weiter. Das ist eine endlose Schleife, die uns beide lähmen würde Ein Grund für die Existenz der Fusion ist, dass sie als eine Art Bewältigungsmechanismus agiert, um diese Schleifen zu lösen.«
    »Jetzt bin ich schon ein Bewältigungsmechanismus«, grollte HaS. »Hört sich toll an.«
    Stal bedachte HaS in Hera mit einem scharfen Blick.
    »Oh, schon gut.« HaS zuckte mit Heras Schultern. »Das ist durchaus richtig, aber es umfasst nicht einmal die Hälfte all dessen, was ich bin.«
    »Und das bedeutet«, fuhr Stal fort, als hätte HaS sie gar nicht unterbrochen, »dass HaS manchmal eine doppelte oder dreifache Dosis von dem abkriegt, was Hera und ich fühlen. Die Nebenwirkungen des magischen und mentalen Einsatzes, den der Knochenformer erfordert, können eine Fusion ziemlich umhauen.«
    »Als der Zauber fertig war, hat er genau das bewirkt«, stimmte HaS zu. »Jedenfalls vorübergehend.«
    Hera zwinkerte mir zu. »Und deshalb hatten wir Gelegenheit, eine halbe Stunde ungestörten Frieden zu genießen und dazu ein paar Gläser mit einer attraktiven Klinge.«
    Dann schnaubte sie, oder besser, HaS schnaubte und schüttelte den Kopf. »Partikel   – mit ihnen kann man nicht leben, ohne sie nicht fusionieren. Aber die Auszeit ist jetzt vorbei. Wir müssen uns wieder an die Arbeit machen.« Sie sah mich an. »Du bist der Experte für Tien, Klinge. Wo können wir dieses Mädchen finden? Reyna?«
    »Heutzutage heißt es ›Löhner‹«, entgegnete ich, »nicht Klinge. Und das ist der Punkt, an dem die Beinarbeit beginnt. Wenn eure Reyna wirklich den Kothmerk hat, was anzunehmen ist, und sie ihn nicht für sich behalten will, dann wird sie wohl einen Abnehmer suchen müssen.« Wieder dachte ich an Feis Leiche und fragte mich, ob sie es nicht längst versucht hatte   – es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Beinarbeit. »Ich würde damit anfangen, mit ein paar meiner Nachtmarktkontakte zu reden und auf mein Glück zu hoffen.« Ich hatte Zweifel daran, dass ich von diesen Leuten viel erfahren würde, aber ein Versuch könnte nicht schaden, weshalb ich diesen Punkt vorerst nicht zur Sprache brachte.
    HaS nickte mit beiden Köpfen. »Dann los.« Sie fing an, ihre Lederwesten

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