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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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Schlotwald, als wir uns einen Weg durch die Stadt bahnten, spazierten und sprangen wechselweise von Dach zu Dach. Wir mussten eine etwas andere Route nehmen, als ich sie allein beschritten hätte, denn HaS hatte keinen Finsterling, der es ihr ermöglicht hätte, die breiten Schluchten der Hauptverkehrsadern mit einem Segelsprung zu überbrücken. Aber dafür gab es eine einfache Lösung, schließlich hatten Generationen von Strohdeckern und anderen Schattengewerblern Planken und provisorische Brücken aus Baumstämmen hinterlassen, die über alle Straßen mit Ausnahme der wirklich großen führten.
    Unterwegs sahen wir einige andere Schlotläufer. Die Nacht war bewölkt und damit perfekt geeignet für einen kurzen Arbeitseinsatz im zweiten Stock oder eine heimliche Lieferung. Wir taten natürlich, als würden wir sie gar nicht sehen, und sie erwiesen uns die gleiche Höflichkeit. So wurde niemand verletzt. Der fehlende Mond hätte auch dem einen oder anderen urbanen Ghul oder Nachtschreck, der vom Land herbeigekrochen war, eine gute Jagdgelegenheit bieten können, doch wir begegneten auf unserem Weg keinem der ruhelosen Toten.
    Endlich erwischten wir Fünfziegen in einem Lagerhaus, das er dazu benutzte, bestimmte heiße Ware zwischenzulagern, während er darauf wartete, dass sie ausreichend auskühlte, um sie weiterzuverkaufen. Es war ein großes, altes Steingebäude am Königlichen Hafen, das in unzählige kleinere Lagerstätten aufgeteilt worden war, die jeweils einzeln vermietet wurden. Wachpatrouillen kamen stündlich vorbei, und an den einzigen beidenEingängen warteten Pförtner, die niemanden reinließen, der keinen Schlüssel vorweisen konnte.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Stal zu mir. »Was hat ein billiger Pascher in einer so vornehmen Gegend zu suchen?«
    Ich grinste in der Dunkelheit. Allmählich verfiel sie auch in die Diebessprache. Fünfziegen war gerade auf dem Weg in das Lagerhaus unter uns vorbeigegangen   – dank der Magierlampen am Eingang war er aus dieser Entfernung leicht zu identifizieren. Er hatte drei Schläuche und eine Kiste bei sich, die vermutlich Rationen für drei Tage enthielten. Ganz offensichtlich hatte er vor, sich in seinem Steckweg einzunisten und darauf zu warten, dass die Heuler mich holten.
    Ich beugte mich nahe an Stals Ohr heran   – Hera war ungefähr zwanzig Fuß hinter uns und kauerte sich in den Schatten eines Lichtschachtes. »Das Lager ist viel sicherer als alles, was man in Schmugglersruh oder im freien Hafen finden kann. Die Wespen interessieren sich kaum dafür, weil dort auch mehrere wichtige Edelleute Lagerstätten haben und nicht wollen, dass irgendein Obrigkeitsvertreter hineinsieht. Das ist der Grund, warum sich hier auch einige der klügeren Nachtmarkthändler und Schmuggler einmieten, immer vorausgesetzt, sie haben genug Geld dafür. Zieh dir ein paar nette Klamotten an und pack deine Kohlen in eine hübsche Kiste, und die diversen Gefolgsleute des Königs achten gar nicht mehr auf dich.«
    »Kohlen?«, fragte HaS.
    »Gestohlene Güter, die so heiß sind, dass man sich an ihnen verbrennt, wenn man nicht sehr vorsichtig ist«, klärte Triss sie auf.
    »Danke. Trotzdem, warum hier? Wenn dieser Ort wirklich so abgehoben ist, dann geht er ein ziemlich hohes Risiko ein, wenn er sich hier verkriecht. Normalerweise kann das gar nicht erlaubt sein.«
    Wieder lächelte ich. »Das ist es auch nicht, und das Schmiergeld ist vermutlich mörderisch. Aber solange die Heuler meine Haut an einen Baum nageln wollen, ist es schon ein bisschen Silber wert, sich von mir fernzuhalten   – ich bin sicher, Fünfziegen hat gedacht, hier würde ich auf keinen Fall auftauchen. Diesen Ort hat er stets besonders gehütet. Wahrscheinlich bin ich der einzige seiner Schmuggler, der von seiner Existenz weiß.
    Und ehrlich, wäre ich nur, was ich zu sein vorgebe, dann wüsste auch ich nichts davon. Außerdem dürfte er davon ausgehen, dass mir, sollte ich doch davon wissen, der Boden zu heiß wäre, um mein Gesicht in einer Gegend zu zeigen, in der so viele Patrouillen unterwegs sind. Also, lasst uns hingehen und ihm zeigen, wie sehr er sich irrt.«
    Stal folgte mir auf dem Fuß zurück zu dem Lichtschacht, an dem wir Hera zurückgelassen hatten. Das Dach des Lagerhauses war mehr als gut genug gesichert, um gewöhnliche Strohdecker und Ghule abzuwehren. Es gehörte zu einer Gebäudeflucht, die gute eineinhalb Stockwerke über die Häuser der Umgebung hinausragte, und der Abstand

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