Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
entdeckt und in die eine oder andere Magieschule gesteckt, aber dann und wann ging einer durch die Maschen.Von dem Moment an hat man es mit einem magischen Unglücksfall zu tun, der nur darauf wartet, irgendwann einzutreten. Das Talent macht sich irgendwann bemerkbar, und wenn es ein großes Talent ist, kommt es auch groß raus, ganz besonders unter Stress.
Wenn es sich um eine große Magiergabe handelt, hat man es am Ende mit einem Naturtalent zu tun – mächtige Magie, gebunden an die nächstbeste Kreatur, die über die Vertrautengabe verfügt. Eine Katze, vielleicht, oder einer der geringeren Luftgeister. Irgendeine Kreatur einer Abstammung, die eine bewährte Bindung an irgendeine Schule der Magie aufweist. Ist diese Vertrautengabe aber ebenfalls groß, erhält man womöglich einen Gründer. Jemanden, der um Hilfe ruft, und Antwort erhält, wo noch nie zuvor irgendjemand geantwortet hat.
So hatte auch das Bündnis zwischen den Klingen und den Finsterlingen begonnen, noch bevor die Schule von Namara vereinnahmt wurde, damals in der Zeit von Dain. Eigentlich haben die meisten Magieschulen auf diese Weise angefangen, mit einem zunächst ungebundenen Vertrauten, der in einem Moment der Not ein Bündnis mit einem erblühenden Magier eingegangen ist.
»Also gut«, folgerte Stal, »vielleicht ist sie ein ungezähmtes Talent, das einfach nur Glück gehabt hat. Das erklärt aber nicht, warum du denkst, dass sie den Ring immer noch hat.«
»Oder dass er verloren ist«, fügte ich hinzu. »Vergiss diese Möglichkeit nicht. Sie mag nicht so genau wissen, was sie da hat, obwohl ich kein Geld darauf setzen würde, dass sie nicht eine ganze Menge mehr weiß, als sie wissen dürfte. Jemand, der fähig ist, sich in eine Durkoth-Krith zu schleichen und den Ring zu stehlen, der ist auch ganz bestimmt in der Lage, sämtliche Gespräche zu belauschen, die euer Dorn der Treue mit seinen Unteroffizieren geführt hat. Und sie weiß zweifellos, dass es ungeheuer gefährlich ist, das Ding auch nur anzurühren. Dazubraucht sie nur an die Toten zu denken, die die Durkoth zurückgelassen haben.«
»Das ist allerdings richtig«, stimmte Stal zu.
»Also, sie ist begabt, sie ist klug, und sie weiß ein bisschen etwas darüber, was sie da hat. Wenn sie nicht auf Bestellung gehandelt hat, und wir haben – in Form dieser toten Gluthöker – gute Gründe, davon auszugehen, dann muss sie einen Käufer finden und versuchen, dabei nicht selbst draufzugehen. Wir wissen von Fünfziegen, dass sie den Ring nicht einfach auf dem offenen Markt angeboten hat. Aus dem Überfall auf Kohlschaufel können wir schließen, dass sie herausgefunden hat, mit wem sie reden sollte. Dann hat sie ihn aufgesucht. Das heißt, sie hat ihre Hausaufgaben gemacht.«
»Bis hierher stimme ich zu.« Hera sah inzwischen eher interessiert als ärgerlich aus, was ich als kleinen Sieg verbuchte.
»Wenn wir das alles in Betracht ziehen, kann sie unmöglich einfach in Zhengs Laden marschiert sein und den Ring dort feilgeboten haben. Das wäre, als hätte sie sich selbst auf einem Silbertablett angeboten. Also hat sie ein Treffen an einem Ort eingefädelt, den sie überschauen konnte, und Zheng die Ware dort gezeigt. Zheng ist auch nicht dumm, also hatte sie nicht genug Geld bei sich, um den Handel vor Ort zu schließen. Keiner von beiden will sich lange aufhalten, also vereinbaren sie ein weiteres Treffen, um die Sache zu besprechen, irgendwo in der Öffentlichkeit, aber ohne Ware und ohne Geld.«
Ich stand auf und marschierte auf und ab. »Entweder, Zheng hat die Ware erkannt oder nach dem ersten Treffen nachgeschlagen. Auf jeden Fall ist sie geradewegs zu ihren Durkothbekannten gerannt, und die haben einen kollektiven hysterischen Anfall bekommen. Hätten sie zu dem Zeitpunkt logisch gedacht, dann hätten sie Reyna das Ding heimlich, still und leise abgekauft, aber ich glaube, so ist es nicht gekommen. Ich glaube, sie haben versucht, das Mädchen bei dem Treffen zu schnappen, unddas ist schiefgegangen.« Was das andere tote Mädchen erklären würde – ein Lockvogel, angeheuert von Reyna. »Entweder ist sie entkommen – was, angesichts dessen, was wir über sie wissen, nicht unwahrscheinlich ist – oder sie haben sie umgebracht und mussten dann feststellen, dass sie den Ring an einem unbekannten Ort versteckt hat. Da haben sie dann angefangen, sich auf die Elite zu stürzen, und die Hölle ist losgebrochen.«
»Aber warum haben sie Zhengs Leute
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