Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
getötet? Ist sie nicht auf ihrer Seite?«
»Möglicherweise«, sagte Triss. »Aber die wissen, dass noch andere Parteien an dem Kothmerk interessiert sind, und sie wissen auch, dass sie käuflich ist. Wenn sie absolut sicher sein wollten, dass niemand erfährt, was sie wissen oder auch nicht wissen, dann mussten sie die Anzahl potentieller Lecks reduzieren.«
»Und darum glaube ich, dass der Ring noch irgendwo da draußen ist«, fügte ich hinzu. »Hätten die ihn, wäre er schon halb im Gebirge, und sie müssten sich nicht mehr die Mühe machen, frühere Verbündete, die in Zukunft noch nützlich sein könnten, aus dem Weg zu räumen. Für so etwas zahlt man auf der Straße später einen hohen Preis, wenn man irgendwann versucht, neue Partner zu finden.«
»Oder«, sagte Triss, »Kohlschaufel wurde von einer anderen Durkothfaktion ausgeschaltet, die Zhengs Freunde ihrer potentiellen Verbündeten berauben wollten.«
»Das ist auch möglich. Das Wichtigste für mich ist, dass immer noch zu viel über Tage passiert, als dass ich glauben könnte, der Ring befände sich wieder in den Händen von Durkoth. Also ist er bei Reyna oder in ihrem Steckweg.«
Stal drehte sich um und kletterte zu uns auf den Witwensteig. »Ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob das alles einen Sinn ergibt. Aber der einzige Grund, warum wir überhaupt vor Ort Hilfe gesucht haben, war, dass wir uns hier nicht auskennen. Ich stimme also dafür, dir in diesem Punkt zu vertrauen und unsder nächsten wichtigen Frage auf unserer Tagesordnung zu widmen.«
»Wo suchen wir jetzt?«, fragte Triss.
»Die ist auch wichtig, aber ich hatte eher an ein kurzfristigeres Problem gedacht, nämlich, etwas zu essen zu beschaffen. Wir hatten seit gestern nichts als altbackene Reiserationen und Fusel, und allmählich macht mir das ernsthaft zu schaffen. Ich brauche richtige Nahrung in meinem Bauch. Gibt es hier irgendeine Möglichkeit, an eine ordentliche Mahlzeit zu kommen?«
Ich lächelte; der Kunde will Abendessen, der Kunde bezahlt das Abendessen. »Ich kenne da genau den richtigen Ort. Eine Taverne namens Propellerfisch, und sie ist nur ein paar Blocks von hier entfernt. Ihr zahlt.«
Stal runzelte die Stirn, aber dann nickte HaS für sie mit ihrem Kopf.
Der Propellerfisch war eines der besseren Restaurants der Stadt in einer der schlechteren Gegenden. Schmugglersruh brachte über den Nachtmarkt eine Menge Geld nach Tien. Bares, was zumindest teilweise den Erfolg des Propellerfischs erklärte. Den Rest besorgten der Koch, Manny Dreifinger – der frischen Fisch in einen Himmel auf dem Teller verwandeln konnte –, und sein Boss.
Erk Endflott hatte einst seinen Lebensunterhalt als Schattenhauptmann in Oen im Magierland verdient. Davor war er ein schwarzer Löhner oder ein Unterweltassassine, falls ihr eine unverblümte Sprache bevorzugt. In Tien war er gelandet, nachdem der Erzmagier von Oen seine Exekution angeordnet hatte. Kaum angelangt, hatte er ein abgebranntes Anwesen an der Grenze dreier bedeutender Schattenterritorien der Stadt erworben und den Propellerfisch gebaut. Nun führte er den Laden alsdie ultimative neutrale Zone, was er mit der Androhung eines jähen Todes durchzusetzen wusste. Zu seiner Zeit war er ein sehr, sehr guter schwarzer Löhner gewesen.
Jeder, ob von der Schattenseite oder von der Sonnenseite, konnte herkommen und ein großartiges Mahl genießen in dem Wissen, dass niemand, der bei Verstand war, versuchen würde, ihm hier Ärger zu machen. Selbst die Elitesoldaten würden zögern, uns gerade hier auszuschalten. Gutes Essen und neutraler Boden machten den Propellerfisch zu dem Treffpunkt für jeden Zweck. Was allerdings auch bedeutete, dass Erk für die raffinierteren Speisen einen Arm und ein Bein hätte berechnen können, ohne dass auch nur jemand mit der Wimper gezuckt hätte. Normalerweise nahm ich das jeweilige Sonderangebot, aber ich dachte mir, jetzt, da Kodamia die Rechnung übernehmen würde, könnte ich etwas verschwenderischer sein.
Vorsichtig näherten wir uns dem Lokal und suchten uns im Schlotwald einen Platz, von dem aus wir den Eingang überwachen konnten, ehe wir schließlich zur Straße hinunterkletterten. Die erzwungene Neutralität innerhalb des Lokals erzwang noch lange keine Neutralität auf der Straße vor der Tür, obwohl bekannt war, dass Erk Ausnahmen machte. Es waren Jahre vergangen, seit zum letzten Mal jemand in Sichtweite von der Vordertür ausgelöscht worden war, obwohl ich bei einem
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