Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Häuser in dem namenlosen kleinen Viertel zwischen Schmugglersruh und Färberhang gesucht. Meiner Ansicht nach sind die Bewohner der Häuser mit Dienstpersonal weniger geneigt, nachzusehen, woher das gelegentliche Scharren von oben genau kommt. Es gibt immer jemanden, den man dafür verantwortlich machen kann, und es findet nicht viel Kommunikation zwischen den sozialen Schichten statt. Angesichts der Örtlichkeit gehörte dieses Gebäude vermutlich einem gut situierten Schmugglerhauptmann, was bedeutete, dass es auch recht viel nächtliches Kommen und Gehen geben dürfte, über das niemand reden und dem auch niemand allzu viel Beachtung schenken sollte.
»Was mit Kohlschaufel passiert ist, legt den Verdacht nahe, dass der Durkoth noch offene Probleme hat lösen wollen«, fuhr ich fort, als die Glocken des Zeitenmanns eins läuteten. »Und das bedeutet, dass Reyna vermutlich wirklich versucht hat, den Ring über Kohlschaufels Boss zu verhökern. Ich frage mich, ob Miriyan Zheng auch tot ist, oder ob sie einen Handel hat schließen können.«
»Tot.« Triss hockte oben auf dem Geländer – ein Gargoyleschatten ohne Gargoyle. »Sie wäre auf keinen Fall mit dem einverstanden gewesen, was da drüben passiert ist.«
Ich blinzelte. »Du willst doch nicht andeuten, ihr Herz wäre so rein, dass sie ihre eigenen Leute nicht verraten könnte, oder, Triss?«
»Sei nicht albern. Wenn sie eine echte Gluthökerin ist, dannlautet die Frage nicht ›Ja oder nein?‹, sondern ›Wie viel?‹. Ich zweifle nicht daran, dass sie Kohlschaufel und sämtliche Schläger, die etwas gehört haben, das sie nicht hätten hören sollen, verkauft hätte. Was sie aber nicht getan hätte, das ist, die Waren in dem gesicherten Raum so lange unbewacht liegen zu lassen. Wenn wir die Zeit mitzählen, die wir auf dem Dach zugebracht haben, wie lange waren wir dann dort? Eineinhalb Stunden? Zwei Stunden? Zuzüglich der Zeit, während derer das Haus leergestanden hat, ehe wir dort eingetroffen sind.«
»Guter Punkt«, stimmte ich zu.
Hera legte die Stirn in Falten. »Heißt das nicht auch, dass die bösen Durkoth den Ring jetzt haben?« Sie beugte sich neben Triss über das Geländer und musterte den Kanatheahügel hinter dem Haus.
»Nein«, widersprach ich. »Na ja, wahrscheinlich nicht. Außerdem wissen wir gar nicht, welche Durkoth die bösen Durkoth sind. Abgesehen von denen, die eure Karawane überfallen haben. Und wir wissen auch nicht, ob es hier irgendwelche guten Durkoth gibt. Nehmen wir Qethar. Ich habe keine Ahnung, auf wessen Seite er ist, von seiner eigenen einmal abgesehen. Er könnte für die arbeiten, die eure Freunde getötet haben. Er könnte aber auch im Auftrag des rechtmäßigen Königs arbeiten und versuchen, den Ring für seinen Herrn und Meister zurückzuholen.«
»Daran hatte ich gar nicht gedacht«, sagte HaS. »Wann bist du auf diese Idee gekommen?«
»Die rumort schon eine Weile in meinem Hinterkopf, aber erst, als du die ›bösen‹ Durkoth erwähnt hast, hat sie richtig Gestalt angenommen. Im Grunde weiß ich einen Dreck über die tienisische Durkothpolitik. Es gibt keine offizielle Botschaft oder so was, aber es sind ein paar Dutzend von ihnen in der Stadt, die in verschiedenen Geschäftszweigen aktiv sind. Aber ich könnte euch nicht sagen, ob sie einander nahestehen, ob sieverschiedene Faktionen bilden oder sich gegenseitig bis aufs Blut hassen. Noch weniger weiß ich, wie sie mit der Durkothwelt selbst in Verbindung stehen, über die ich wiederum so gut wie überhaupt nichts weiß.«
» Das ist ja wirklich beruhigend«, grollte Stal. »Hast du noch andere tolle Überlegungen, die du mit uns teilen möchtest?«
»Nun, ich halte es für eine kluge Annahme, dass eure kleine Reyna immer noch im Besitz des Rings ist, zumindest, wenn sie ihn überhaupt je gehabt hat … und falls sie noch am Leben ist, natürlich.« Das war schwer einzuschätzen. Ich glaubte nicht mehr, dass es sich bei Feis Leiche um sie gehandelt haben könnte, aber da waren viele Leute, die viele Gründe hatten, sie auszulöschen. »Wenn nicht, ist er vermutlich verloren. Vielleicht für viele, viele Jahre.«
»Wie kommst du darauf?« Beide Dyadenköpfe wirbelten herum, um mich mit einem scharfen Blick zu messen. »Oder darauf, dass die Durkoth ihn nicht haben, wenn wir schon dabei sind. Meiner Meinung nach ist so eine Säuberungsaktion wie die, über die wir gerade gestolpert sind, genau das, was die Durkoth tun würden, wenn sie den
Weitere Kostenlose Bücher