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Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge von Namara: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly McCullough
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vorangegangenen Auftrag in Gefahr geraten war, diese Regel zu brechen. Glücklicherweise war das in einer dunklen, regnerischen Nacht geschehen, also zum Henker mit der Sichtweite.
    Heute hingen etliche Schläger draußen herum, würfelten und tranken und warteten auf ihre Meister, Lehnsherren und Eigner, aber wir sahen keine Gardisten und keine Elitesoldaten. Wieder einmal kam mir in den Sinn, dass der Sommer der Verbündete der jagenden Klinge war, denn zu dieser Jahreszeit standen Fenster und Türen offen und verrieten, dass auch die Taverne selbst bar jeglicher Kräfte des tienisischen Amtsapparats war.
    Ich nahm mir einen Moment Zeit, um meine Erinnerung an Blickachsen aufzufrischen und mir zu überlegen, wo wir sitzen sollten, sodass ein Kopfjäger mit einer Armbrust und einer Ausgabe meines Fahndungsplakats größere Schwierigkeiten hätte, einen Schuss anzubringen. Ich glaubte nicht, dass irgendjemand Erks Reaktion auf einen derartigen Übergriff überleben würde, aber es dürfte mir schwerfallen, diese Vergeltung auf dem Boden einer der Kalkgruben, in denen Tien die Leichen seiner Kriminellen und Armen entsorgte, angemessen zu würdigen.
    Kaum waren wir auf der Straße, legte ich den Arm um Hera, während Stal beinahe einen Block weiter hinten herumbummelte und tat, als wäre sie allein. Normalerweise gehe ich früh in den Propellerfisch, denn das ist die einzige Möglichkeit, einen guten Tisch zu ergattern. Oder überhaupt einen Tisch zu bekommen. Als wir zur Tür hereinkamen, drehten sich eine Menge Köpfe zu uns herum, aber das ist im Propellerfisch nicht ungewöhnlich. Aufschlussreich war jedoch, wie viele von ihnen sich genauso rasch wieder abwandten. Besonders unter denen, deren Gesichter ich kannte. Niemand spielte gern mit Gift.
    Keine Minute, nachdem ich Getränke für uns bestellt hatte, eine Flasche kostspieligen Weißweins für Hera und ein kleines Fläschchen zwanzigjährigen Kyles für mich   – ich war nicht bereit, in nächster Zeit aus irgendetwas anderem als einem versiegelten Gefäß zu trinken, nicht einmal im Propellerfisch   –, erschien Erk persönlich auf der Bildfläche.
    »Aral«, flüsterte Erk, als er uns nahe genug war. »Was zum Henker willst du hier?«

13
    M ich treibt nur der Wunsch nach einer Fischmahlzeit«, behauptete ich, »und deine sind die besten in der ganzen Stadt.«
    Der Eigner des Propellerfischs wirkte nicht eben glücklich darüber, mich zu sehen. War der Preis auf mein Löhnergesicht hoch genug, ein Haus damit zu bezahlen, so war der, der für mein Klingengesicht bezahlt würde, zweifellos ausreichend, ein großes, altes Anwesen auf dem Lande mit allem Drum und Dran zu erwerben. Auch wenn er mehr als deutlich gemacht hatte, dass er seine Neutralität erheblich höher schätzte als den Preis auf meinen Kopf, machte es ihn von jeher etwas nervös, wenn ich in der Nähe war. Ein Unbehagen, das durch die derzeitigen Umstände in schwindelnde Höhen getrieben werden dürfte.
    »Ich sollte dich rauswerfen«, sagte er. »Du gibst derzeit eine sehr kostspielige Sorte Gift ab. Besonders, wenn du mit einem Gesicht auftauchst, das zerschlagen genug ist, noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.« Dann seufzte er. »Aber das würde meine Neutralität verletzen. Ich nehme an, deine Mittel reichen nicht für ein Séparée?«, fragte er nicht sonderlich hoffnungsfroh. Er wusste auch, wie viel ich als Löhner verdiente.
    »Nun«, sagte Hera, die inzwischen selbst ein wenig nervös aussah, »ich denke, das können wir einrichten.«
    Erk zog eine Braue hoch. »Neue Tanzpartnerin?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Klientin.«
    Hera grinste verschlagen. »Warum nicht beides?«
    Ehe ich mir eine schlaue Entgegnung einfallen lassen konnte, sagte Erk: »Wie wäre es, wenn ihr mir folgt?«
    Als wir in den hinteren Bereich und zu den Séparées gingen, kam Stal hinter uns zur Tür herein und zwängte sich an ein Ende des Tresens. Erk führte uns durch ein Labyrinth von kurvenreichen Gängen, gesäumt von schimmernden, grün-goldenen Vorhängen. Das unverständliche Summen Dutzender Konversationen erfüllte die Luft. Irgendwo am hinteren Ende des Gebäudes zog er einen der Vorhänge zur Seite, hinter dem eine winzige Nische mit einem Tisch zum Vorschein kam, der gerade für zwei Personen und zwei Stühle reichte.
    Hera schüttelte den Kopf. »Wir wollen einen Dreisitzer.«
    »Das kostet extra«, sagte Erk. Darüber hinaus erhob er jedoch keine Einwände, sondern ging einfach ein paar Meter

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