Die Klinge von Namara: Roman (German Edition)
Ring erst gefunden haben.«
Dieser außergewöhnliche, duale prüfende Blick löste bei mir ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube aus. »Wegen dem, was sie da hat. Der Kothmerk dürfte beinahe unverkäuflich sein, und die Szene, die wir gerade verlassen haben, illustriert das anschaulich. Das Ding auch nur anzufassen, kann einen umbringen. Wenn Reyna hofft, auch nur einen winzigen Bruchteil seines wahren Werts zu ergattern, braucht sie einen Käufer, der weiß, worum es sich handelt. Aber jeder, der das weiß, weiß auch, dass man sich an dem Ding fatal die Finger verbrennen kann.«
»Bis hierher stimme ich zu«, sagte HaS.
»Wenn wir davon ausgehen, dass sie keine Meistermagierdiebin ist, die alles bis ins Detail geplant hat, dann stellt das ein ernstes Problem für sie dar.«
»Aber warum gehst du davon aus?«
Ich musterte sie stirnrunzelnd. »Ist das nicht offensichtlich? Der einzig sinnvolle Grund, den Kothmerk zu stehlen, ist, es im Auftrag von einem speziellen Käufer zu tun, der bereits im Vorfeld weiß, was er damit zu tun gedenkt. Klau das Ding, liefer es ab und sieh zu, dass du verdammt schnell aus der Stadt verschwindest. Ändere vielleicht deinen Namen und lern eine neue Sprache. Was Kohlschaufel zugestoßen ist, legt doch sehr nahe, dass er etwas damit zu tun hatte, was bedeutet, dass es sich eben nicht um solch einen bestellten Diebstahl gehandelt hat. Und dann ist da noch ein anderer Punkt, und das ist die Elite.«
»Jetzt komme ich nicht mehr mit.«
»Der Kothmerk«, sprang Triss ein, »würde für jeden hier in Tien viel zu viel Kopfschmerzen mit sich bringen, es sei denn, König Thauvik ist aus irgendwelchen politischen Gründen an ihm interessiert. Thauvik würde in diesem Stück einen großartigen Übeltäter abgeben, aber da gibt es ein Problem. Wäre er der Käufer, dann würde die Elite nicht rumlaufen, jede Menge Lärm veranstalten und Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass der Ring in Tien ist, was sie aber mit Auftritten wie dem im Greifen getan hat.« Was ebenfalls dagegen sprach, dass es sich bei dem toten Mädchen um Reyna gehandelt hatte – eher war es irgendjemand, der angeheuert wurde, um Informationen zu überbringen, und dann zum Dank ausgelöscht wurde. »Die würden stiller sein als die Anwohner eines durchschnittlichen Friedhofs in der Nacht der hungrigen Toten.«
»Und wenn es jemand anderes als Thauvik war?«, fragte Stal. »Es gibt doch bestimmt ein paar reiche Sammler in der Umgebung, die das Ding gerne haben wollen.«
»Nicht, wenn sie noch einen Funken Verstand haben.« Triss drehte sich zu ihr um. »Wenn ihr versagt, wird der Archon von Kodamia die Suche dann aufgeben? Oder der König des Nordens?«
»Natürlich nicht«, entgegnete HaS. »Der König des Nordens könnte auch eine ganze Armee hinter dem Ding herschicken.«
»Genau.« Ich nickte. »Wer immer dieses Ding in die Finger bekommt, muss wissen, dass er sich den Rest seines Lebens ängstlich über die Schulter umsehen muss. Kein Sammler, der auch nur einen Funken Verstand hat, würde das auf sich nehmen. Und kein geistig gesunder Dieb, würde solch einen Auftrag annehmen, weitgehend aus dem gleichen Grund. Der Lohn würde aus achtzig verschiedenen Arten von Hölle bestehen.
Natürlich«, fuhr ich fort, »kann man nicht vollständig ausschließen, dass irgendjemand mit einem Irrsinnsmotiv dahintersteckt, aber das ist so unwahrscheinlich, dass man es mehr oder weniger verwerfen sollte, wenn man seine Wette platziert. Nein, ich denke, es ist viel wahrscheinlicher, dass Reyna vorwiegend das ist, wonach sie aussieht, ein Kind am falschen Ort zur falschen Zeit, das eine Gelegenheit gesehen und nicht über die Folgen nachgedacht hat.«
»Aber wie kann ein gewöhnliches Kind getan haben, was sie getan hat?«, wandte Stal ein. »Das kann ich einfach nicht glauben.«
»Ich habe nichts von gewöhnlich gesagt«, entgegnete ich. »Wenn ich raten soll, dann würde ich sagen, sie ist eine Art Magierin und eine mächtige dazu, aber nicht ordentlich ausgebildet. Das kann sie nicht sein, nicht, wenn sie noch so jung ist. Wahrscheinlich ist sie ein Naturtalent.«
»Oder eine Gründerin«, fügte Triss hinzu. »Wenn sie einen völlig neuen Typ von Vertrautem heraufbeschworen hat, dann könnte sie über Fähigkeiten verfügen, die sich bisher noch niemand vorstellen kann.«
Ein hässlicher Gedanke, aber er mochte durchaus einiges erklären. Meist wurden Magier und Leute mit der Vertrautengabe recht schnell
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