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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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vom rechten Weg abgebracht. Du trägst ja sogar Hosen.« Er verzog das Gesicht. »Das Mädchen, das ich großgezogen habe, würde niemals etwas derart Unsittliches tragen.«
    »Ich …«
    Doch ihr Vater fuhr unbeirrt fort: »Es ist nicht deine Schuld. Du bist nur eine Frau. Du lässt dich leicht von deinen Gefühlen täuschen. Deshalb brauchen wir Männer ja Frauen wie dich. Um sicher zu sein, dass wir nicht nur Verstand, sondern auch Herz haben. Day wusste das. Er hat dir aufgelauert und dich verführt.« Ihr Vater bedachte Bennett mit einem düsteren Blick, bevor er sich wieder an sie wandte. »Du konntest nicht anders.«
    Ihre Angst wich Verzweiflung. Ihr Vater hatte ja keine Ahnung.
    »Nein, Vater«, sagte sie. »Bennett hat mich nicht verführt oder getäuscht. Er hat mir die Wahrheit gesagt. Er ist der erste Mann, der mir je die Wahrheit gesagt hat.«
    »Er hat dir Unsinn eingeredet.«
    »Das ist kein Unsinn«, erwiderte sie, entschlossen, in ruhigem Ton fortzufahren. Jedes Zeichen von Leidenschaft oder Gefühl würde er ihr als weibliche Hysterie auslegen. »Ich habe von dir und den Erben erfahren. Und je mehr ich gehört habe, desto mehr habe ich begriffen, dass es falsch ist, was ich tue. Ein einzelnes Land sollte nicht über das Schicksal der ganzen Welt bestimmen. Kein Volk ist einem anderen überlegen. Und es ist unmoralisch, die Magie für eigene Zwecke zu benutzen.«
    Als ihr Vater nichts erwiderte, trat sie näher zu ihm. Sein Blick drückte Verwirrung aus. Auf einmal wirkte er deutlich gealtert. Seltsam. Hier und jetzt, an Deck des Kaiks, Tausende Meilen von zu Hause entfernt, sah London ihn nicht als Vater, sondern als Menschen. Fehlbar und verletzlich. Plötzlich wünschte sie sich inständig, ihren Vater von der Sache der Klingen überzeugen zu können. Sie wünschte sich, ihn dazu bewegen zu können, die Erben zu verlassen, damit er und sie den Rest ihrer Familie retten konnten.
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen, Vater«, sagte London mit sanfter Stimme. »Eine bewusste Entscheidung. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich kann nicht zulassen, dass die Erben die Welt zum Vorteil Englands unterjochen. Das ist falsch. Und ich glaube, ich hoffe, dass du ganz tief in deinem Inneren weißt, dass das stimmt. Bitte, Vater«, flüsterte sie und spürte, wie ihre Augen brannten. Sie stand nur zwei Armlängen von ihm entfernt, sah, wie sich seine Brust hob und senkte und er nach Luft rang. Er keuchte beinahe. »Es ist nicht zu spät. Nicht für dich, nicht für uns.«
    Mit rasendem Puls wartete sie, dass ihr Vater sie verstand. In ihrem Kopf tauchte eine Erinnerung auf. Als sie ein sehr kleines Mädchen war, hatte ihr Vater sie mit in den Zoologischen Garten im Regent’s Park genommen und ihr einen Stofflöwen gekauft. Er hatte ihr etwas Mädchenhafteres schenken wollen, ein hübsches Zebra oder eine Giraffe. Sie bestand jedoch auf dem Löwen und er kaufte ihn ihr. Mit einem zärtlichen Lächeln überreichte er ihr das Spielzeug und sagte, dass sie den Löwen regelmäßig füttern müsse, sonst werde er hungrig und fräße eines der Hausmädchen. Sie hatte versprochen, ihn zu füttern und ihm nach dem Tee und vor dem Schlafengehen heimlich Kekse gegeben. Irgendwann hatte ihr Kindermädchen sie gescholten, weil sie Essen mit ins Bett nahm. Sie wurde älter und vergaß den Stofflöwen. Wo war er jetzt? In irgendeiner staubigen Ecke des Kinderzimmers? Weggegeben?
    »Ach, London«, sagte ihr Vater traurig. Er stieß einen schweren Seufzer aus, als zerbreche etwas in ihm. Er ließ die Schultern hängen und senkte den Revolver. »Jetzt verstehe ich. Und nun weiß ich, was ich tun muss.«
    Voller Hoffnung schnürte sich ihre Brust zusammen. Er verstand! Sie waren beide noch zu retten. Und Mutter ebenfalls. Jonas … nun, er brauchte Zeit. Aber ja, wenn sie ihren Vater davon überzeugen konnte, die Erben zu verlassen, konnte sie es bei Jonas ebenfalls schaffen. Und dann …
    »Vater!«, schrie London auf, als ihr Vater erneut den Revolver hob und auf ihr Herz zielte.
    »Das ist ein Gnadenakt«, erklärte ihr Vater. »Um deine Ehre und die unserer Familie zu retten.«
    Fassungslos starrte sie ihn an. Seine Miene wirkte eisig und undurchdringlich. Wie eine Festung. Gerade hatte dort noch ein Mensch gestanden, ein Vater. Jetzt las sie in seinen Augen jedoch kein Verständnis mehr, nur noch die kalte Entschlossenheit, einen Gegner auszulöschen.
    London war klar, dass sie fliehen oder sich ducken oder

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