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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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Wirbel auf Athenes Handfläche zu drehen. Der kleine Strudel gewann an Größe und Geschwindigkeit, erhob sich aus der Hand der Hexe und entfernte sich von ihr. In immer größeren konzentrischen Kreisen sauste er über das hölzerne Deck. Anscheinend ziellos glitt er an Bennett und Kallas vorbei, doch als er sich London näherte, hielt der Strudel an.
    London trat zur Seite, weil sie glaubte, dem Wirbel im Weg zu stehen. Doch der Strudel folgte ihr wie ein Hund, der an ihr schnüffelte, um festzustellen, ob sie Freund oder Feind war. Sie blickte etwas erschrocken zu Bennett, denn sie wollte nicht gebissen werden.
    »Hab keine Angst«, sagte Athene. »Er wird dir nichts tun. Bleib, wo du bist.«
    Die Hexe hatte gut reden, sie wurde schließlich nicht von einem magischen Sandwirbel verfolgt. Aber London riss sich zusammen und blieb stehen, auch als der Strudel noch weiter wuchs. Er bewegte sich über sie hinweg und wirbelte um sie herum. Sie blinzelte und schützte ihr Gesicht vor dem scheuernden Sand. Durch den Wirbelwind hindurch erkannte sie undeutlich, dass Bennett auf sie zukam.
    »Noch nicht«, befahl Athene knapp. »Ich muss erst in dem Sand lesen.«
    »Beeil dich«, knurrte Bennett. »Das gefällt mir nicht.«
    »Wartet, nur noch einen Moment … ja … gut, ich erlöse dich!« Die Hexe klatschte in die Hände und der Sand fiel aufs Deck. Sobald der Wirbel sich aufgelöst hatte, war Bennett bei London, verschränkte seine Finger mit ihren und zog sie dicht an sich, sodass ihre Schultern sich berührten.
    »Was sagt der Sand?«, wollte London wissen. Athenes finstere Miene verstärkte das Unbehagen noch, das ohnehin schon als kalter Schauer über ihr Rückgrat kroch.
    »Sie bedienen sich des Blutsuchzaubers.« Die Hexe presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. »Dabei benutzt man einen Blutstropfen eines Verwandten, um den anderen ausfindig zu machen. Das klappt besonders gut, wenn es sich um enge Verwandte handelt.«
    »Wie Vater und Tochter.« Als Athene nickte, verstärkte Bennett den Griff um Londons Hand.
    Obgleich London freilich nicht für diesen Zauber der Erben verantwortlich war, fühlte sie sich schuldig. Denn es war ihr Blut, das die Klingen und auch sie selbst an den Feind verriet. »Wie können wir den Zauber brechen?«
    Athene blickte besorgt zu Bennett, als fürchte sie seine Reaktion mehr als alles andere.
    »Sag schon – wie?«, hakte Bennett in scharfem Ton nach.
    »Du weißt doch, wie man mit dem Überbringer einer schlechten Nachricht verfährt, nicht?«, fragte Athene. »Man tötet ihn.«
    »Athene, rede endlich!«, verlangte Bennett.
    Die Hexe sah ein, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als mit ihrem Wissen herauszurücken.
    »Blut«, seufzte sie. »Man kann den Zauber mit Blut brechen.«
    * * *
    Athene hatte sich zurecht gefürchtet. Als Bennett erfuhr, was man tun musste, um den Blutsuchzauber zu brechen, fluchte er so ausgiebig und heftig, dass er selbst Kallas beeindruckte.
    Bennett fand den Weg, den Athene aufzeigte, furchtbar. »Es muss eine andere Möglichkeit geben«, beharrte er.
    »Ich fürchte, die gibt es nicht.« Athene sah ihn um Verzeihung heischend an. »Der Zauber lässt sich nur brechen, indem man das Blut des Verwandten vergießt.«
    London, die dem Wortwechsel schweigend zugehört hatte, drückte Bennetts Hand. Nun sprach sie, leise, aber mit fester Stimme: »Es ist schon gut. Ich mache es.« Sie lächelte ihn aufmunternd an, als müsse er getröstet werden, und wandte sich an Athene: »Brauchen wir ein besonderes Messer?«
    »Eines mit einer schwarzen Klinge. Ich habe so ein Messer bei meinem magischen Werkzeug.«
    »Bitte hol es«, sagte London. »Ich bereite mich nun vor.«
    Als Athene nach unten ging, trat Bennett noch dichter zu London. Er musste sie spüren. London hatte bereits so viel durchgemacht. Heute und in den vergangenen Tagen und Wochen. Um ihre Augen und ihren Mund zeichnete sich die Anspannung ab. Er empfand sein Leben als aufregend – knapp der einen Gefahr zu entrinnen und gleich darauf der nächsten zu begegnen. Er bedauerte es nicht und verspürte nicht den Wunsch nach einem ruhigen und sicheren Leben. Den anderen Klingen erging es genauso. Sie glaubten an ihre Sache. Ein bisschen Wahnsinn gehörte auch dazu, denn sie zählten zu den wenigen Menschen, die bewusst nach der Gefahr suchten und sie herausforderten. So blieb die Zahl ihrer Gruppe praktisch von Natur aus überschaubar. Die einen überlebten, andere nicht. Das war ihm und

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