Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
dich tanzen zu sehen.«
»Nur in England?«
»Wahrscheinlich in ganz Europa inklusive Griechenland. Und vermutlich auch in Amerika.«
»Aber nicht in Asien und Afrika?«
»Dort dürfen wir niemandem von dir erzählen. Sonst bricht noch weltweit die Anarchie aus. Und dann drohen uns ganze Nationen kreischender, tobender Frauen.«
Er sehnte sich nach ihren Lippen und streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück.
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin ein bisschen betrunken. Wenn ich dich küsse, möchte ich einen klaren Kopf haben.« Er bemerkte, dass sie etwas heftiger schwankte als das Boot.
Bennett nahm ihr die Flasche ab. »Dann werde nüchtern. Schnell.«
London blickte hinaus auf das wogende Wasser, auf dem sich der blasse Mond spiegelte, und atmete langsam und sinnlich die Abendluft ein. »Wenn wir allein wären, könnten wir die Sachen ausziehen und ein nächtliches Bad nehmen.«
»Im Unterkleid?«
»Ohne Unterkleid.«
»Jesus.« Sein Schwanz fühlte sich an wie ein hungriges Tier, das unnachgiebig gegen seine Hose drängte. »Sag nicht so was und verbiete mir dann, dich zu küssen oder zu berühren. Das ist verdammt gemein.«
»Tut mir leid«, sagte sie, allerdings ohne eine Spur des Bedauerns. Diese kleine Hexe!
Er versuchte sich abzulenken. »Wie hast du schwimmen gelernt? Die meisten gut erzogenen jungen Damen können nicht schwimmen. Es gilt als unziemlich.«
»Oh ja. Weil man sich ungehörig bewegen muss.« Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dabei hoben sich ihre Brüste und drückten gegen das Mieder ihres Kleides.
Er umfasste fest den Flaschenhals. Trieb sie ihn absichtlich in den Wahnsinn? »Also … wie hast du es gelernt?«, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Meine Familie besitzt ein Landhaus in Somerset. Dort verbrachte ich früher immer den Sommer. Es gab einen Teich, in dem Jonas baden durfte, ich aber nicht. Eines Tages, ich war ungefähr zehn, schlief meine Gouvernante unter einem Baum ein, und da habe ich mich davongeschlichen und mir das Schwimmen beigebracht.«
»Du hast es dir also selbst beigebracht?«, hakte er nach. Er und sein Bruder hatten das Schwimmen von ihrem Vater auf ihren gemeinsamen Reisen an die Küste von Cornwall gelernt. Soweit er sich erinnerte, hatte er eine Menge Meerwasser geschluckt, bevor er es beherrschte.
»Oh, ich habe ein paar lateinische Abhandlungen über das Schwimmen gelesen. Das hat mir geholfen«, erklärte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
»Klingt gefährlich.«
»War es aber gar nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Der Teich war nicht sehr tief. Meine Gouvernante hat mich allerdings erwischt und gedroht, es meinen Eltern zu verraten.«
»Und das war’s dann mit dem Schwimmen?«
Sie lächelte. »Nicht ganz. Ich habe ihr nämlich ebenfalls gedroht. Ich habe gesagt, wenn sie es meinen Eltern verriete, würde ich ihnen erzählen, dass sie über ihren französischen Romanen eingeschlafen ist, als sie auf mich aufpassen sollte. Danach durfte ich schwimmen, wann immer ich wollte.«
Bennett lachte. Ihr Eigenwille und ihr frühes Aufbegehren beeindruckten ihn. »Eine kleine Machiavelli, wie?«
»Ich kenne keine Skrupel«, pflichtete sie bei. Und mit ernster Miene ergänzte sie: »Das muss wohl in der Familie liegen.«
Er spürte ihren Schmerz und wusste nicht, wie er ihr helfen konnte.
»Ich frage mich, wie sie uns gefunden haben«, murmelte sie. »Auf der Delfin-Insel, meine ich.«
»Darüber sollten wir nachdenken«, stimmte er zu. »Uns sind keine Vögel gefolgt. Diese Möglichkeit scheidet also aus. Aber das ist auch nur eine von vielen.«
London drehte sich um und lehnte sich an die Reling. »Passiert dir so etwas häufig? Dass die Erben dich verfolgen? Dass du um dein Leben rennen musst?«
»Ständig.« Er lächelte.
Sie lachte, ein bisschen empört und beeindruckt zugleich. Nach der düsteren Stimmung, die sie beschlichen hatte, hörte er das gern. »Ihr Klingen seid schon verrückt. Und du, Bennett, bist der Verrückteste von allen. Der verrückte Hutmacher sozusagen.«
»Und du bist Alice«, meinte er, »die zu begreifen versucht, was hier im Wunderland vorgeht. Aber spar dir die Mühe.«
»Nichts ergibt mehr einen Sinn.« Wieder verschleierte sich ihr Blick, und sie rieb abwesend mit der Hand über ihre Brust, was ihn tief berührte.
»Gib es ruhig zu«, sagte er im Bemühen, sie aufzuheitern. »Ein bisschen hat es dir doch gefallen.« Er wies mit dem Kopf in Richtung der
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