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Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Archer
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»Ich habe diesem alten Ziegenbock ein Dutzend Mal das Leben gerettet und er mir das meine. Ich habe mit ihm angestoßen, als seinen Söhnen die ersten Barthaare wuchsen.«
    »Die zwei sehen aus, als hätten sie gleich nach ihrer Geburt angefangen, sich zu rasieren«, murmelte Bennett mit einem scheelen Blick auf die beiden Brüder.
    »Nicht ganz, aber fast. Glaubt mir ruhig, Stathis ist vertrauenswürdig.«
    »Hier«, sagte der Kapitän schließlich, nachdem sie alle zusammen drunten im Gang standen. Er öffnete die Kabinentür und leuchtete mit einer Lampe auf die Koje mit Athene. Beim Anblick der vollkommen reglosen Hexe schnürte sich Londons Herz von Neuem zusammen. Sie kam ihr vor wie eine Flamme, die immer kleiner wurde, bevor sie ganz verlosch.
    Stathis trat zu Athene und legte sein Ohr an ihre Brust. Mit seinen knorrigen Fingern berührte er flüchtig das Gesicht der Hexe, dann nahm er ihre Hand und untersuchte deren Innenseite. Er brummte etwas und legte Athenes Hand neben ihrem Körper sanft zurück aufs Bett. Besorgt suchte Kallas im Gesicht des alten Fischers nach einem Zeichen von Angst oder Erleichterung, doch Stathis’ Miene blieb undurchdringlich.
    Dann nahm er ein kleines Amulett ab, das an einer Kordel um seinen Hals hing. Das Medaillon des Heiligen Nikolaus pendelte langsam im Lampenschein. Stathis stoppte die Bewegung und hielt das Schmuckstück über Athenes erschöpften Körper. Es begann sich spiralförmig zu drehen. Stathis brummte abermals etwas, dann hängte er sich das Medaillon wieder um.
    »Was heißt das?«, flüsterte London.
    Das faltige Gesicht des Fischers wirkte jahrhundertealt. »Das heißt, dass ihr gerade noch rechtzeitig zu mir gekommen seid.«
    * * *
    Wie Athene so dalag, erinnerte sie London auf schreckliche Weise an die Grabbildnisse, die sie in Westminster Abbey gesehen hatte – eine Königin, die wie in ewigem Schlaf versunken posierte, derweil ihre sterblichen Überreste unter Lagen aus Marmor vermoderten. Die kleinen Öllampen rings um das Deck herum warfen düster flackerndes Licht auf Athenes Gesicht und verstärkten den unheimlichen Eindruck noch. London erwartete fast, dass die Haut der Hexe sich kalt anfühlen musste, und konnte es sich nicht verkneifen, Athene zu berühren, um sich zu überzeugen, dass ihre Freundin noch warm und am Leben war.
    Kallas hatte Athene an Deck getragen, wo London ein paar grobe Wolldecken ausgebreitet hatte. Jetzt kniete sie neben Bennett an Athenes Seite, Kallas auf der anderen. Konstantinos und Odysseas hielten sich im Hintergrund, während ihr Vater an die Reling trat und leise psalmodierend einen Holzeimer an einem Seil ins Wasser hinabließ.
    Stathis’ Sprechgesang war zu leise, als dass London seine Worte verstanden hätte. Sie achtete ohnedies nur auf Athene, deren Brust sich schwach hob und senkte, und auf Bennetts Hand, die ihre eigene umfasste. Seine Berührung gab ihr Halt, auch wenn er an manchen Dingen, wie eben an Athenes rätselhaftem Schlaf, nichts ändern konnte.
    Geübt zog Stathis den gefüllten Eimer wieder herauf und setzte ihn auf dem Deck ab. Konstantinos eilte hinzu und reichte seinem Vater einen zerbeulten kleinen Becher aus Blech, der aussah, als hätten bereits Generationen von Seefahrern ihren Durst daraus gestillt. Stathis flüsterte in den Becher, erneut zu leise für London, um die Worte zu verstehen. In ihrem Klang spürte sie jedoch die Gezeiten, das ewige Kommen und Gehen des Meeres, und die Präsenz des stummen Reiches unter dem Wasser. Azurblau spiegelte sich das Wasser aus dem Becher im Gesicht des Fischers.
    Er schritt über das Deck und stellte sich hinter Athenes Kopf. Er tauschte einen Blick mit Kallas, dann träufelte er etwas Meerwasser auf Athenes Stirn.
    Einen Augenblick lang geschah nichts. Keine Bewegung. Kein Ton. Nur das Geräusch der Wellen, die gegen die Felsen der benachbarten Inseln brandeten. Athene rührte sich nicht.
    Londons Kehle schnürte sich zusammen. Wirkte der Zauber nicht? Sie wollte aufstehen, doch Bennett hielt sie zurück.
    Dann holte Athene tief Luft. Sie schlug die Augen auf, wirkte für einen kurzen Moment panisch und beruhigte sich dann. London ließ sich gegen Bennett sinken und spürte seinen schlanken muskulösen Arm um ihre Schulter, voller Kraft und Zuverlässigkeit.
    Die Hexe drehte ihren Kopf und sah, dass Kallas neben ihr kniete.
    »Warum haben Sie die Gelegenheit nicht genutzt, um mich loszuwerden?«, fragte sie ihn mit heiserer Stimme.
    Wenn er das

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