Die Klingen der Rose: Ein unwiderstehlicher Schurke (German Edition)
außer Gefecht gesetzt. Über der Ägäis lag die Nacht, er hatte gut gegessen, und neben ihm saß eine wunderschöne Frau und sang. Eine wunderschöne Frau, mit der er bald das Bett teilen würde. Er begehrte sie heftig. Aber er konnte warten. Er wartete gern. Das gehörte zu diesem Tanz, und er tanzte ihn gern.
Bildlich gesprochen jedenfalls. Stathis zog Kallas hoch, und die beiden Seemänner stellten sich nebeneinander und legten sich gegenseitig die Arme um die Schultern. Als die Musik schon fast fieberhaft klang, winkten sie Bennett zu sich.
»Das ist der Pentozali «, erklärte Kallas. »Der Tanz der Männer.« Er schlug sich mit der Faust gegen die geschwellte Brust.
»Ich kenne die Schritte nicht«, sagte Bennett.
»Die zeigen wir Ihnen.«
Als er fragend zu London sah, bedeutete sie ihm lächelnd aufzustehen. »Tanze wie ein Mann für mich.«
Mit einem fröhlichen Schulterzucken stand Bennett auf und gesellte sich zu Kallas und dem alten Fischer. Kallas legte eine Hand auf Bennetts Schulter, und Bennett tat es ihm gleich. Nun bildeten die drei eine Reihe. Er brauchte einige Minuten, um die komplizierten Schritte in Fünferschlägen zu verstehen. Zuerst stellte er sich etwas ungeschickt an und lachte, doch schon ein paar Schluck Wein später merkte er, wie er in den munteren Tanz hineinfand. Er bestand aus kräftigen Sprüngen und Schritten. Schon bald warf Bennett Jackett und Weste von sich. Ein herrlicher Schweißfilm bedeckte seine Haut. Kallas und Stathis versuchten sich gegenseitig zu übertreffen und sprangen wie die Hirsche. Kein Wunder, dass dies der Tanz der Männer war. Denn so führten sich nur Männer auf, waghalsig und albern zugleich.
London und Athene klatschten Beifall, als der Pentozali vorüber war. Bennett verneigte sich, nahm eine Flasche Wein und schlenderte zur rückwärtigen Reling, um das abendliche Meer zu betrachten und sich etwas abzukühlen. Er konnte sich kaum beherrschen, London an sich zu reißen, sie leidenschaftlich zu küssen und unter Deck zu zerren, um sie gleichermaßen besinnungslos zu lieben. Was sollte die Warterei? Sein Blut kochte. Er war heute einer Gefahr entkommen und hatte einen Hinweis auf die Quelle entdeckt. Er hatte London in einem wundervoll nassen Unterkleid gesehen und bemerkt, dass sie ihn ebenso verlangend musterte wie er sie. Alles Vorzeichen von gutem, leidenschaftlichem Sex. Doch auch wenn sie sich von der englischen Gesellschaft losgesagt hatte, war sie immer noch eine Dame und verdiente Besseres.
Jedenfalls vorerst , dachte er lächelnd. Wenn sie allerdings mit ihm umspringen wollte wie eine Dirne, dann würde er es ihr nicht verwehren.
Trotz der Musik und der Stimmen der anderen hörte er, wie London zu ihm kam. Oder spürte es vielmehr. Die ganze Zeit über nahm sein Körper sie deutlich wahr.
Sie trat neben ihn, stützte sich mit den Ellbogen auf der Reling ab und blickte hinaus auf das Wasser, das an flüssiges Ebenholz erinnerte. Am indigoblauen Himmel glitzerten Sterne.
Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Reling und drehte sich zu ihr um. Sie interessierte ihn deutlich mehr als die Aussicht. Er trank einen Schluck Wein aus der Flasche, und als sie die Hand danach ausstreckte, überließ er sie ihr.
Er fand es unglaublich aufreizend, einer anständigen jungen Frau dabei zuzusehen, wie sie einen großen Schluck Wein direkt aus der Flasche trank und ihren Mund genau an der Stelle ansetzte, von der er gerade noch selbst getrunken hatte. Eine Prinzessin im Weinberg, an deren Rocksaum Trauben und Erde Flecken hinterlassen hatten. Er sah gern zu, wie sie aus der Flasche trank, betrachtete ihre Lippen, die sich sanft an die Öffnung schmiegten, und verfolgte die Schluckbewegungen ihres schlanken Halses.
In vertrautem, aber angespanntem Schweigen teilten sie sich den Wein. Er schmeckte nach dem Blut von Titanen – erdig, aufheizend und erfrischend in einem. Während er den Wein über seine Zunge perlen ließ, blickte er unverwandt auf Londons volle rote Lippen. Auch als sie sagte: »Ein wundervoller Tanz war das«, löste er den Blick nicht von ihrem Mund.
»Meine griechischen Vorfahren trampeln vor Anerkennung sicher mit den Füßen«, erwiderte er.
Sie hob überrascht eine Braue. »Und ich dachte, du seist durch und durch Engländer.«
»Mütterlicherseits bin ich zu einem Achtel Grieche.«
»Ach?« Sie nickte verständig. »Das erklärt natürlich alles. Ich glaube, in England würden die Frauen ein Vermögen dafür ausgeben,
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