Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
vergessen.«
Tilly blähte wütend die Nasenflügel und atmete zweimal tief durch. »Jetzt reicht's mir. Heute werde ich mit ihm ein Hühnchen rupfen«, knurrte sie leise vor sich her.
Kurz nach fünf Uhr trafen sie wieder im Hotel ein. Während Axel, Lilo, Dominik und Poppi ihre Mäntel und Jacken auf die Zimmer trugen, marschierte Tilly mit fest entschlossenen Schritten auf ein kleines Büro hinter der Bühne zu. Sie klopfte.
»Herein«, hörte sie die Stimme von Dr. Grassus.
Tilly riss die Tür auf und stürzte zu ihrem Chef.
»Es reicht, Herr Doktor. Es reicht. Ich möchte endlich wissen, warum Sie mir ständig Ihre eigenen Fehler in die Schuhe schieben?«
Markus Grassus machte ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der gerade bei einem Streich ertappt worden war. »Tu ich das?« fragte er unschuldig. »Ja«
»Ja«.
»Dann verzeihen Sie mir, Fräulein Tilly.« Er verzog den Mund und zeigte seine gelben Zähne. Man hätte es fast für ein Lächeln halten können.
»Allerdings muss ich Sie trotzdem tadeln. Sie hätten mich durchaus erinnern können, dass ich diese komischen Kinder selbst anrufen wollte. Ich habe heute keine Ahnung mehr, wie ich auf diese Idee gekommen bin. Außerdem scheint es Ihnen entfallen zu sein, ein Hotel für die vier im schönen Skiort Ischgl zu reservieren. Das war doch ausgemacht, oder?«
»Nein«, protestierte Tilly, »ausgemacht war ein Erlebnis-Ferienaufenthalt im Zillertal. Und den habe ich auch organisiert!«
»Zu dumm. Ich habe in Ischgl angerufen und erfahren, daß nichts bestellt war. Deshalb musste ich blitzschnell alle Hebel in Bewegung setzen, um doch noch etwas aufzutreiben. Die Gewinner werden nun die Weihnachtsferien in Kitzbühel verbringen. Im Hotel Hochbrunner! Ein Freund hat das für mich eingefädelt. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet.«
»Aber Herr Doktor Grassus, das ...«
Der Werbechef schnitt ihr einfach das Wort ab. »Ich fürchte, Fräulein Tilly, wir verstehen uns in letzter Zeit nicht mehr gut. Haben Sie schon einmal daran gedacht, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen?«
Tilly schaute erschrocken auf. Was sollte das alles? Was war nur in ihren Chef gefahren? Seit ungefähr einem Monat benahm er sich sonderbar. Er war nervös und gereizt. Die Tür zu seinem Zimmer musste ständig verschlossen sein. Einige Male hatte er ihr sogar verboten, Telefonate entgegenzunehmen. Und jetzt legte er ihr plötzlich nahe, zu gehen. Dabei hatte sie immer genau das getan, was er wollte.
Mit einem Ruck erhob sich Dr. Grassus. »Entschuldigen Sie mich. Die beiden Fotografen von der Zeitung sind hier. Ich muss sie begrüßen.«
»Herr Doktor, ich habe mich mit den Kindern unterhalten. Dem größeren Mädchen und dem rothaarigen Jungen wäre es bestimmt nicht angenehm, in diesen Lederhosen aus der Zeitung zu lachen. Sie wissen schon, wegen ihrer Freunde ...«
Dr. Grassus winkte ab. »Mir völlig egal. Über alles andere reden wir später.« Er stand auf und ließ die fassungslose Tilly einfach stehen. Wütend stapfte sie mit dem Fuß auf. Das musste sie sich nicht gefallen lassen.
Eine Tilly Tiptoll warf niemand hinaus. Sie würde freiwillig gehen. Doch dieser eingebildete Werbefritze sollte nicht so ungeschoren davonkommen.
Sie lief in die Halle und erkundigte sich beim Portier nach den Zimmernummern der vier Preisträger.
Der Festsaal des Hotels war gesteckt voll. Die Firma »Geier-Wally« hatte über das Radio alle Kinder Innsbrucks zur Preis Verleihung eingeladen. Mehr als dreihundert waren gekommen. Ein buntes und spannendes Programm erwartete sie. Zuerst trat ein Zauberer auf, der statt Kaninchen eine Lederhose nach der anderen aus seinen Kisten und Käfigen zog. Ihm folgte eine Rock'n'Roll-Akrobaten-Gruppe, die selbstverständlich auch in Lederhosen auftrat. Weiter ging es mit einem Clown, der – man glaubt es kaum – seine großkarierte Hose gegen eine lederne Knickerbocker eingetauscht hatte.
Danach spielte die Band einen Tusch, und Herr Dr. Grassus betrat die Bühne. Statt seines mausgrauen Anzugs trug er nun ein Trachtensakko und eine dunkle – wie könnte es anders sein – Lederhose.
»Meine Damen und Herren, liebe Kinder!« säuselte er in das Mikrofon. »Ich habe nun das Vergnügen, die Sieger unseres Knickerbocker-Malwettbewerbs zu präsentieren. Über 1000 Zeichnungen sind bei uns eingelangt. Die Wahl ist uns schwer gefallen, doch heute stehen sie fest: die Gewinner. Vier Kinder, die die ausgeflipptesten und poppigsten Lederhosen
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