Die Knickerbocker Bande - 08 - Wo ist der Millionenstorch
hätte ihn gerne gesprochen!“ „Warum?“ fragte Lilo barsch.
Über den scharfen Ton verwundert, zog der Mann die Augenbrauen hoch. „Ich bin von der Naturschutzbehörde. Diese Dschunke ist ein Fremdkörper im Schilf. Dadurch werden zahlreiche Großtrappen vom Brüten abgehalten.“
„Großtrappen? Nie gehört!“ sagte Lieselotte.
Der Mann schüttelte den Kopf. „Die Kinder von heute!“ brummte er. „Die Großtrappe ist der größte Vogel der Erde, der fliegen kann. Sie ist sehr gefährdet!“
Das Superhirn der Bande hatte nun ein wenig Vertrauen gefaßt. Es ging an Bord und stellte sich dem Mann vor.
„Angenehm, ich heiße Georg Lorcher“, erwiderte dieser. Das Mädchen schilderte ihm das Verschwinden des Professors. Kopfschüttelnd hörte Herr Lorcher zu.
„Unfaßbar“, murmelte er schließlich und versprach, an einem der nächsten Tage wiederzukommen. Er verabschiedete sich und verließ die Dschunke.
Lilo blickte ihm nach. Dieser Herr hatte einen seltsamen Gang. Man hatte das Gefühl, er würde bei einer Militärparade mitmarschieren.
Die vier Knickerbocker-Freunde saßen am hinteren Deck bei den goldenen Löwen. Klara Luster war bis jetzt nicht nach Hause gekommen. Das Superhirn hatte gerade seinen Bericht beendet, als Poppi rief: „Er hat gelogen! Der Typ ist nie von der Naturschutzbehörde!“
„Wie willst du das wissen?“ fragte Axel.
Poppi zog ein Büchlein heraus und zeigte es ihren Freunden.
„Hier im Burgenland“, erklärte sie ihnen, „kann man tatsächlich mehr als 300 verschiedene Vogelarten beobachten. Silberreiher, Purpurreiher, Löffler, Moorochsen .“
„Das sollen Vögel sein? Moorochsen?“ unterbrach sie Dominik.
Poppi nickte. „So wird die Rohrdommel genannt, weil sie seltsame, tiefe Balzrufe von sich gibt.“
„Jaja, aber was hat das mit diesem Herrn Lorcher zu tun?“ bohrte Lieselotte ungeduldig.
„Die Trappe nistet auf Wiesen und Äckern, aber nicht im Schilf. Diesem Typ ist in der Geschwindigkeit nur kein anderer Vogel eingefallen“, meinte die Tierkennerin Poppi.
Lieselotte seufzte. „Noch ein mysteriöser Kerl mehr. Wahrscheinlich ist er auch hinter der Erfindung von Onkel Sixtus her!“
„Ach, da seid ihr“, hörten die Knickerbocker eine bekannte Stimme rufen.
„Was ist, Frau Luster? Was hat die Polizei gesagt?“ erkundigte sich Axel. Die grauhaarige Dame ließ sich auf einen der Sessel sinken und starrte ratlos zu Boden.
„Sie hat natürlich versprochen, nach ihm zu suchen, aber ich fürchte, sie erkennen nicht, was hinter all dem stecken kann! Sie halten Professor Witzmann für einen Spinner. So sieht man
ihn in der Umgebung nämlich.“
„Diesmal scheint er aber nicht zu spinnen“, sagte Lilo bestimmt. Sie erzählte der Haushälterin von dem Mann, der an Bord des Hausbootes gewesen war.
„Die Beschreibung paßt auf keinen der Bekannten des Professors“, stellte Klara fest. „Was weiß ich, wer das schon wieder ist!“
Bis jetzt hatte sie einen Stoß Zeitungen, Zeitschriften, Werbeprospekte und Umschläge in der Hand gehalten, die allesamt recht aufgeweicht waren. Nun legte sie den Papierkram auf den Tisch. „Post“, erklärte sie den Knickerbockern. „Vorne am Wegweiser ist der Briefkasten, den der Professor seit mindestens drei Tagen nicht ausgeleert hat.“
„Schaut!“ rief Axel und nahm den Brief, der zuoberst lag. Das Kuvert war trocken und ohne Marke. „Der ist erst heute eingeworfen worden, sonst wäre er gestern im Regen naß geworden“, meinte er.
Was die Knickerbocker am meisten erstaunte, war die Anschrift: „WOLLT IHR IHN RETTEN?“ stand da in Blockbuchstaben.
Klara Luster riß den Umschlag auf und zog einen weißen Zettel hervor. Auch er war mit Blockbuchstaben beschrieben. Neugierig sprangen die Juniordetektive auf und spähten über die Schulter der Haushälterin.
„SOLLTE EUCH ETWAS AM LEBEN DES PROFESSORS LIEGEN, SO KOMMT ALLE MORGEN UM ZWEI UHR IN DER FRÜH IN DEN STEINBRUCH! KEINE POLIZEI. KEINE TRICKS.“
Frau Luster ließ den Brief sinken und murmelte: „Hat man da noch Worte?“
„Der Entführer scheint bestens informiert zu sein“, sagte Lieselotte. „Was will man von uns in diesem Steinbruch?“
„Und welcher Steinbruch ist gemeint?“ wollte Axel wissen.
„Es kann sich nur um den Steinbruch von St. Margarethen handeln“, meinte die Haushälterin. „Er ist nicht weit von hier. In einem Hügel, westlich von Rust!“
Axel glaubte sich verhört zu haben. „In einem Hügel?“
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