Die Knickerbocker Bande - 08 - Wo ist der Millionenstorch
entfernt an einem Pflock festgebunden.
Die Dunkelheit senkte sich über die weite Ebene, auf der nur in der Ferne einige Büsche, ein kleiner Hügel und eine Hütte zu erkennen waren.
Axel hatte begonnen, seine Kumpel mit selbsterfundenen Gruselgeschichten zu unterhalten, in denen es von blutdurstigen Vampiren und menschenfressenden Monstern nur so wimmelte.
Dominik lauschte gespannt. Doch auf einmal spürte er ein Kitzeln an den Fingern. Ihm war, als würde jemand mit einem langen Grashalm darüberstreichen. Er blickte auf seine rechte Hand und schluckte.
„Poppi! Axel!“ flüsterte er mit belegter Stimme.
„Was ist denn?“ fragte Poppi.
„Hilfe! Eine Vogelspinne! Eine riesige, pelzige, giftige Vogelspinne!“ schrie Dominik.
„Beweg dich nicht!“ riet ihm Poppi. „Das ist keine Wolfsspinne, sondern eine Russische Tarantel. Die größte Spinne, die in Österreich vorkommt. Ihr Biß ist für Menschen nicht sehr gefährlich“, erklärte sie.
„Nicht sehr gefährlich heißt noch immer gefährlich!“ jammerte Dominik und schwitzte wie in der Mittagssonne.
Endlich überlegte es sich die Tarantel, und kroch davon.
„Jetzt geht sie auf Jagd! Sie frißt Insekten“, sagte Poppi.
Dominik sprang auf und schüttelte sich. „Mir reicht es! Ich verziehe mich in den Wagen, dort fühle ich mich sicherer! Also bis morgen“, rief er.
Axel gähnte und beschloß, seinem Freund zu folgen. Er hatte die unangenehme Aufgabe, Dominik mitzuteilen, daß Lutz bei ihnen schlafen würde, wenn er zurückkam.
Poppi schlüpfte in den Wagen der Mädchen und streckte sich auf einer Liege aus. Sie schloß die Augen und lauschte dem Konzert der Grillen.
Sie mußte ungefähr zehn Minuten so gelegen haben, als es neben dem Wagen polterte. Jemand war gegen den Eimer gestoßen, aus dem die Pferde tranken.
Das Mädchen schoß in die Höhe und wartete.
Waren Lilo und Lutz zurückgekehrt?
Poppi kroch zur Wagentür und öffnete sie einen Spalt. Sie konnte aber draußen nichts erkennen.
„Lilo?“ rief sie. „Hallo, bist das du?“
Keine Antwort. Statt dessen Schritte. Kein Zweifel. Jemand schlich um die Zigeunerwagen herum. Schnell knallte Poppi die Tür wieder zu und verriegelte sie. Was sollte sie jetzt tun? Wie konnte sie Dominik und Axel alarmieren?
Während sie überlegte, hörte sie ein lautes Stöhnen.
Sandor
„Diesen Weg hätten wir uns sparen können“, stellte Lieselotte auf der Rückfahrt von Purbach fest.
„Gar nichts war zu finden“, seufzte Lutz enttäuscht. „Allerdings waren wir auch ein bißchen zu spät dran. Es hat bereits gedämmert, und wir haben kaum etwas gesehen. Lilo“, setzte Lutz fort.
„Ja?“
„Hat dieser Professor Sixtus vor seinem Verschwinden mit euch geredet?“
„Klar!“ Das Mädchen verstand die Frage nicht.
„Und was hat er gesagt? Ich meine, hat er euch ein Geheimnis anvertraut?“ fragte Lutz.
„Geheimnis? Nein, Geheimnis hat er uns keines anvertraut -wie kommst du darauf?“ meinte Lilo.
Lutz blieb ihr die Antwort schuldig. Im Licht der Scheinwerfer waren vor ihnen die Zigeunerwagen aufgetaucht. Lieselotte erschrak. Da war ja ein Kampf im Gange! Sie erkannte einen großen Mann und ihre drei Freunde, die miteinander rauften. Immer wieder versuchte der Mann, die Angreifer abzuschütteln, doch kaum war er Dominik los, sprang Axel ihn an und hängte sich an seinen Hals. Poppi biß und boxte wie eine Wilde.
„Der Kerl mit dem schiefen Gesicht!“ schrie Lilo, als sich der Mann zu ihr umdrehte. „Schnell Lutz! Der ist gefährlich! Wir müssen Axel, Poppi und Dominik helfen!“
Staubwolken stiegen auf, als der junge Mann abbremste. Er sprang aus dem Auto und rannte auf das Knäuel der Kämpfenden zu.
Ein wenig hilflos beobachtete er das Geschehen und machte immer wieder Anstalten, sich auf den Mann zu stürzen. Aber er schien sich nicht zu trauen. Oder wußte er nicht, wie er vorgehen sollte?
Mittlerweile war auch Lilo zur Stelle. Doch bevor sie noch eingreifen konnte, hatten es Axel und Dominik geschafft.
Axel bekam den Arm des Mannes zu fassen, und Dominik stellte ihm ein Bein. Der Mann stolperte und schlug der Länge nach auf den Boden. Sofort setzte sich Axel auf ihn. Den Arm ließ er natürlich nicht los, sondern drückte ihn noch ein wenig fester nach oben. Nun gab es kein Entkommen mehr.
„Super, Axel und Dominik!“ lobte Lilo und warf Lutz einen eher verächtlichen Blick zu. Sie hätte ihn für mutiger gehalten.
Das Superhirn der Bande ging in die Knie
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