Die Knickerbocker Bande 16 - SOS vom Geisterschiff
beschäftigt. Es stellten sich ihnen plötzlich so viele Fragen, auf die sie keine Antwort wissen konnten. Aber echte Knickerbocker ließen eben nicht früher locker, als bis sie Lösungen gefunden hatten.
„Dummerweise sind die Antworten, die wir suchen, nicht in Büchern zu finden“, überlegte Lilo. Doch plötzlich richtete sie sich auf und murmelte: „In Büchern nicht... aber in Zeitungen... vielleicht!“
Erwin, das Wiesel
Die Teilnehmer am „Superhirn“-Wettbewerb waren in einem äußerst luxuriösen Jugendheim untergebracht. Die Jungen und Mädchen schliefen in Zweibett-Zimmern, und es standen ihnen neben einem geräumigen Hallenbad auch ein Fitneß-Studio, ein Video-Raum, eine Phonothek mit hunderten Schallplatten und eine eigene Bücherei zur Verfugung.
Als der Bus endlich vor dem Heim hielt, konnte Lilo es kaum erwarten auszusteigen und in ihr Zimmer zu kommen. Dummerweise hatte sie nicht die Erlaubnis erhalten, sich das Zimmer mit Poppi zu teilen. Die Bewohner eines Raumes sollten nämlich auf Wunsch der Wettbewerbsleitung immer das gleiche Alter haben. Aus diesem Grund waren auch Axel und Dominik getrennt worden.
Lieselotte schnappte den Schlüssel vom Brett in der Portierloge und hastete nach oben. Sie raste in den Raum, in dem sich zwei Betten, zwei Schreibtische und eine kleine Sitzgarnitur befanden, und stürzte sich auf einen Pack alter Zeitungen und Zeitschriften. Erst gestern hatte sie vor dem Einschlafen in einigen geblättert, aber in welchen?
„Mußt du in unserem gemeinsamen Zimmer so ein Durcheinander veranstalten?“, ertönte die Stimme von Klara, die im zweiten Bett schlief. Klara war ein ausgesprochen hübsches Mädchen mit einem puppenhaften Gesicht und langem, glattem Haar. Auf den ersten Blick wirkte sie flott und unkompliziert. In Wirklichkeit war sie spießbürgerlich, pingelig und besaß kein Gramm Humor. Lieselotte konnte sie nicht ausstehen und vermied jeden Kontakt mit ihr.
„Ja, ich muß Durcheinander veranstalten“, schnauzte sie ihre Zimmergenossin an. „Das bereitet mir nämlich unglaubliches Vergnügen. Außerdem bemerke ich, daß es dich ärgert, und das treibt mir die Röte der Freude ins Gesicht.“ Lilo stutzte. Wie redete sie plötzlich? Diese Sätze hätten auch aus Dominiks Mund kommen können. „Ach Quatsch“, beruhigte sich das Mädchen. „Wahrscheinlich ist das die einzige Sprache, die Klara versteht.“
Klara fiel keine Antwort ein, und aus diesem Grund verschwand sie im Badezimmer. Lieselotte atmete erleichtert auf und wühlte weiter in den Zeitungen.
Endlich hatte sie die Ausgabe gefunden, die sie gestern in den Händen gehabt hatte. Sie blätterte mit zitternden Fingern von Seite zu Seite und ließ ihre Augen flüchtig über die abgedruckten Fotos gleiten.
Da! Genau dieses Bild hatte sie gesucht. Es gab überhaupt keinen Zweifel. Der Mann auf dem Bild in der Zeitung war der Kapitän des Geisterschiffes. „Nun verstehe ich, wieso er mir seinen Namen nicht sagen wollte“, dachte das Superhirn und überflog den Artikel.
Erst jetzt bemerkte Lilo, daß sie noch immer in die Decke gewickelt war und darunter nur ihre Unterwäsche trug. Aber auch die klebte unangenehm naß auf ihrer Haut.
„Klara, ich muß mal dringend“, rief Lieselotte ungeduldig durch die geschlossene Badezimmertür. Als das Mädchen nicht sofort öffnete, trommelte Lilo mit beiden Fäusten dagegen.
„Du wirst noch etwas beschädigen“, sagte Klara oberlehrerhaft, als sie sich bequemte, Lieselotte ins Badezimmer zu lassen. Sie hatte ein Handtuch um den Oberkörper geschlungen, und am Rauschen der Brause erkannte Lilo, daß ihre Zimmergenossin mit der Körperpflege noch nicht zu Ende war. Aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Blitzschnell und flink wie ein Wiesel war sie in die Duschkabine gehüpft und hatte der verdutzten Klara die Tür vor der Nase zugeschlagen.
„Das sage ich Fräulein Hegemann“, kreischte das Mädchen. „Tu, was du willst! Am besten spül dich im Klo runter!“ riet ihr Lilo. Das saß. Klara war so beleidigt, daß sie wutschnaubend das Badezimmer verließ. Genau das hatte das Oberhaupt der Knickerbocker-Bande erreichen wollen. Zufrieden atmete Lilo auf.
Eine Stunde später saß das Superhirn mit seinen Kumpels in der Bibliothek. Axel nieste immer wieder und hatte bereits zwei Packungen Taschentücher aufgebraucht, da er verzweifelt mit seiner rinnenden Nase kämpfte.
Lieselotte hatte die Zeitung vor den anderen ausgebreitet und
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