Die Knickerbocker Bande 17 - Die Rache der roten Mumie
gegen den Rand der Steinplatte, doch sie bewegte sich nicht. „Noch einmal und stärker!“ befahl Lilo. Wieder preßten die vier Freunde ihre Hände gegen den kalten Stein. Sie keuchten und stöhnten vor Anstrengung, und endlich gab der Sarkophagdeckel nach. Mit leisem Knirschen rutschte er zur Seite.
Ein ekeliger Geruch strömte heraus, und die Knickerbocker-Bande wich zurück. Sie preßten die Hände vor ihre Nasen, und Axel rief zaghaft: „Hallo Mama... bist du...?“ Weiter kam er nicht. Jetzt erst bemerkten die Junior-Detektive die Mumie, die an der Wand neben dem Sarkophag in einer Nische lehnte. Sie war in schmutzigrote Stoffstreifen gewickelt, die aber die Augen frei ließen. Zwei tote, schwarze Löcher starrten die Knickerbocker an. Im Zeitlupentempo hob die Mumie nun ihre Arme und streckte sie in Richtung der Bande aus. Die Hände hingen schlaff und kraftlos herunter. Mit steifen Schritten begann sich die gespenstische Erscheinung in Bewegung zu setzen.
Axel, Lilo, Poppi und Dominik brüllten aus Leibeskräften. Sie drehten sich um und stolperten aus der Grabkammer. Sie torkelten durch den Gang zurück zu der Steinplatte, auf der sie in die Tiefe befördert worden waren.
Mit gleichmäßigen, langsamen Schritten folgte ihnen die Rote Mumie. Ihre Bewegungen verursachten fast keinen Laut.
Lilo drehte sich im Kreis und schaute sich nach einem Ausweg um. Gab es denn keinen Gang, der ins Freie führte?
Mit einem Schlag war die Luft von Flattern erfüllt. Die Knickerbocker-Freunde schlugen um sich und versuchten, die Köpfe mit den Armen zu schützen. Dunkle Tiere mit langen Flügeln schwirrten aufgeschreckt um sie herum. „Fledermäuse! Das sind Fledermäuse!“ schrie Poppi. „Die tun uns nichts. Aber es muß einen Ausgang aus diesem Grab geben. Sonst wären sie nicht herinnen.“ Lieselotte leuchtete mit zitternden Händen die Wände ab und entdeckte einen schmalen Spalt zwischen Boden und Steinwand. Er war gerade so breit, daß die vier auf dem Bauch durchkriechen konnten.
In der Aufregung hatten die Junior-Detektive die Mumie aus den Augen gelassen. Mittlerweile war die rote Spukgestalt bei ihnen angelangt und legte ihre Hände auf Poppis Kopf. Poppi brüllte, und ihre Stimme hallte schaurig durch die unterirdischen Räume. Die Rote Mumie war aber auch dadurch nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie setzte unbeirrt ihren Marsch Schritt für Schritt fort.
„Auf den Bauch und da durch!“ befahl Lieselotte. Sie ließ ihren Freunden keine Zeit zum Überlegen, sondern riß sie zu Boden. Axel robbte als erster durch den kleinen Durchbruch. Danach stopften Dominik und Lilo die geschockte Poppi nach. Wie eine Schlange glitt Dominik hinterher. Als sich Lilo flach hinlegte, hörte sie plötzlich ein leises Knirschen. „Schnell, die Wand senkt sich!“ schrie Axel auf der anderen Seite. Die Rote Mumie konnte in spätestens drei Sekunden nach dem Mädchen greifen. Lieselotte stieß die Ellbogen in den Staub und schlug mit den Füßen hin und her. „Nicht! Loslassen!“ brüllte sie, als sie die eiskalte, aber trockene Hand der Mumie an ihren nackten Waden spürte. Gleichzeitig bemerkte sie die Kante der Wand, die bereits leicht ihren Rücken berührte. Dem Mädchen versagten die Kräfte. Ihm war, als hätte ihm jemand die Luft ausgelassen. Entweder würde die Mumie Lilo töten oder die tonnenschwere Felswand sie zerquetschen. Dem Superhirn der Bande legte sich ein blutroter Schleier über die Augen. Lilos Ohren waren wie verstopft, und in ihrem Kopf pochte das Blut.
Die Reise nach Ägypten, in das wunderschöne und geheimnisvolle Land am Nil, endete bereits nach ihrer Ankunft.
Die Rote Mumie gibt nicht auf
„Soll ich Wasser holen? Wir müssen ihr etwas zu trinken geben!“ sagte Dominik leise. Axel strich der bewußtlosen Lilo über das blonde Haar und schlug immer wieder sanft auf ihre Wangen. Trotzdem kam das Mädchen nicht zu sich. „Ich habe es von dem Felsen aus gesehen. Der Nil ist nur ein paar Minuten entfernt. Ich könnte mit deiner Baseball-Kappe Wasser schöpfen!“ bot sich Dominik erneut an. Doch Axel lehnte ab. „Das Wasser ist nicht sauber. Die Bakterien, die darin vorkommen, verursachen lebensgefährlichen Durchfall. Außerdem leben im Schlamm winzige Würmer, die sich durch die Haut in die Blutgefäße bohren und zu schrecklichen Krankheiten führen können.“
Poppi saß an einen Stein gelehnt und starrte zum sternenbedeckten, schwarzen Nachthimmel hinauf. Der Schreck von vorhin
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