Die Knickerbocker Bande 22 - Der taetowierte Elefant
schien sich um eine Art Garage zu handeln, denn die Lastwagen fuhren hinein und kamen nicht mehr heraus.
Nach einigen Minuten traten die drei Fahrer - alle waren wie die Wächter gekleidet - heraus und gähnten und streckten sich.
„Ab in die Falle! Morgen ist um vier Uhr Tagwache. Die Jagd beginnt um fünf“, befahl Johann. „Seine Majestät läßt euch ausrichten, daß er heute nacht keine Störungen duldet. Ab sofort hat absolute Ruhe zu herrschen. Verstanden?“
Die Männer brummten und verschwanden in dem Trakt, in dem Dominik und Poppi gefangen gehalten wurden.
„Jagd? Wer soll gejagt werden?“ überlegte der Junge. Im Hof kehrte tatsächlich absolute Stille ein.
Dominik schätzte die Höhe seines Fensters. Es mußte ungefähr acht bis zehn Meter über dem Boden liegen. Eine Regenrinne, an der er hinunterklettern hätte können, gab es leider nicht. Wozu auch? Hier regnete es kaum.
Der Junge ging ins Zimmer zurück und warf sich auf das breite Himmelbett. In der nächsten Sekunde sprang er wieder auf und schlug sich auf die Stirn. Das Bettzeug!
Das Bettzeug bestand aus drei verschieden großen Kissen und einer riesigen Decke. Außerdem lag ein langes Laken auf der Matratze. Hastig zerrte es der Junge herunter. Er riß den Bezug von der Daunendecke und knotete ihn an das Laken. Dominik gab sich alle Mühe, den Knoten so fest wie möglich zu ziehen. Schließlich mußte er ihn und später Poppi aushallen. Dann knotete er auch noch die beiden größeren Kissenbezüge an. Das Seil, das auf diese Art entstanden war, hatte ungefähr fünf Meter Länge. Für die Flucht noch immer zu kurz. Aber Poppi hatte in ihrem Zimmer bestimmt auch ein Bett stehen.
Schnell lief Dominik zum Fenster und beugte sich hinaus. Vielleicht gab es ein Sims, über das er ins Nebenzimmer gelangen konnte? Verdammter Mist! Die Mauer war glatt.
Der Junge ging ins Zimmer zurück und klopfte seiner Freundin folgende Nachricht: „Komm zum Fenster!“ Am Geräusch ihrer Schritte erkannte er, daß Poppi die Botschaft verstanden hatte.
Das Mädchen beugte sich aus dem Fenster und flüsterte mit tränenerstickter Stimme: „Ist dir... ist dir schon was eingefallen?“
„Ja, aber hör auf zu heulen!“ zischte Dominik. „Knote dein Bettzeug zusammen, und wirf mir ein Ende herüber!“ trug er Pop- pi auf. Zum Glück war ihr Fenster nicht weit von seinem entfernt.
Das Mädchen verschwand und kam erst nach etwa fünf Minuten wieder. „Da!“ hauchte Poppi und schleuderte Dominik etwas Weißes zu. Dummerweise erwischte er es nicht, und das Lakentau sauste in die Tiefe.
„Festhalten!“ rief Dominik. Ein Ruck, und das Seil baumelte an der Mauer hin und her. Der Junge atmete auf. Wenigstens war es nicht hinuntergefallen und verloren. Aber es bestand natürlich die Möglichkeit, daß es irgend jemand gesehen hatte. „Zieh es wieder hoch!“ kommandierte Dominik.
Hastig holte Poppi das Seil ein, und die beiden verharrten einige Minuten völlig still. Nichts Verdächtiges war zu hören. Anscheinend hatte niemand etwas bemerkt.
Noch einmal versuchte das Mädchen, seinem Freund das Seilende zuzuwerfen, und diesmal klappte es. Dominik konnte das Ende schnappen und in sein Zimmer ziehen. Er knüpfte nun sein Tau daran und kontrollierte noch einmal sorgfältig die Knoten. „Binde das Ende gut fest!“ trug er Poppi nun auf.
„Wo?“ wisperte das Mädchen.
„Ist bei dir auch ein Schreibtisch?“ erkundigte sich Dominik.
„Ja!“
„Dann schieb ihn so leise wie möglich zum Fenster und befestige das Ende daran. Aber wirklich gut, kapiert! Sonst stürzen wir ab!“
Am leisen Knarren und Schaben im Nebenzimmer konnte er hören, daß Poppi heftig werkte. Das Seil ruckte, und der Junge beugte sich wieder zum Fenster hinaus.
„Fertig!“ meldete Poppi.
Dominik begann zu schwitzen. Er bekam nasse Hände und zitterte. Nun kam der schwierigste Teil. Er mußte aus dem Fenster klettern und an dem Lakentau hinüber zu Poppi schwingen. Vor diesem Stück der Kletterpartie hatte er am meisten Angst. Er würde ein kleines Stück in die Tiefe stürzen und das Tau dabei ziemlich belasten. Würde es diesen Ruck aushalten?
Schreckliche Entdeckungen
„Es hat keinen Sinn, zwei Stunden darüber nachzudenken“, beschloß Dominik innerlich. „Ich... ich muß es wagen.“ Er kletterte auf das Fenstersims und schwang die Beine nach draußen. Sein Herz schlug bis zum Hals, und seine Hände wurden immer feuchter. Er preßte sich an die Seite des
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