Die Knickerbocker Bande 22 - Der taetowierte Elefant
mich gezwungen, Sie in den Kerker werfen zu lassen. Seine Hoheit wird später selbst entscheiden, was mit Ihnen zu geschehen hat!“ Der Mann gab den Wachen ein Zeichen mit dem Kopf, worauf diese die Gefangenen abführten.
„Das ist... das ist ja... wie in einem schlechten Film“, keuchte Lieselotte. „Wo sind wir da hingeraten? Ins tiefste Mittelalter?“ Aber der Protest nützte nichts. Sie wurden von den bewaffneten Männern zu einem der vier Türme geführt und hineingestoßen.
Der Kaiser
Axel, Lilo, Poppi und Dominik trauten ihren Augen nicht. Sie standen in einem Verlies, wie sie es nur aus Büchern und Ritterfilmen kannten. Die Mauern bestanden aus grob behauenen Steinen und waren grün bemoost. In ihnen waren eiserne Ringe mit Ketten verankert. Ein Entkommen aus dem Kerker war völlig ausgeschlossen, denn das einzige Fenster befand sich fünf Meter über dem Boden und hatte die Größe einer Wassermelone. Die Tür war aus festem Holz und vielfach mit Eisenbändern beschlagen.
„Ob wir... ob wir auch... gefoltert... werden?“ fragte Dominik leise.
„Du spinnst!“ antwortete Lieselotte, war sich allerdings nicht ganz sicher, ob nicht tatsächlich die Möglichkeit bestand.
„Bleibt ruhig, bleibt ganz ruhig!“ versuchte Arabella den vieren gut zuzureden. „Ich bin bei euch. Es kann euch nichts geschehen!“
Die Pilotin ging unruhig von der Tür zur gegenüberliegenden Mauer und wieder zurück. Wie ein Panther lief sie hin und her und fuhr sich dabei ständig durch das lange schwarze Haar.
Eine Stunde verstrich. Eine zweite Stunde verstrich. Eine dritte Stunde verstrich. Es war nun bereits kurz vor fünf Uhr nachmittags. Wieder quälten die vier Freunde Hunger und Durst. Viel schlimmer war für sie allerdings die Ungewißheit darüber, was ihnen noch bevorstand.
Schritte näherten sich dem Verlies, und die Tür wurde aufgeschlossen. Diesmal war der kleine Mann mit dem Schnauzbart und der strengen, fettigen Frisur allein gekommen. „Seine Hoheit bittet euch zu sich!“ verkündete er und sprach dabei sehr nobel durch die Nase. Seine Stimme klang jetzt freundlicher und ganz und gar nicht mehr streng. Der Mann verneigte sich sogar mehrere Male, führte die Gefangenen aus dem Verlies und ging dann voran in das Haus.
Auch im Inneren war das Gebäude wie eine Burg gebaut und eingerichtet. In den Gängen und Zimmern, durch die die Knickerbocker und Arabella kamen, standen alte, dunkle Möbel, die sehr kostbar wirkten.
Nachdem sie vier Stockwerke in die Höhe gestiegen waren, standen sie vor einer doppelflügeligen Holztür mit dicken Eisenklinken. Das Männchen stieß beide Teile der Tür auf und deutete den Junior-Detektiven und der jungen Frau weiterzugehen.
Über einen langen, roten Teppich gelangten sie zu einem ausladenden, golden schimmernden Stuhl, der wie ein Thron wirkte. Darauf saß ein hagerer Mann mit einem besonders häßlichen und furchterregenden Gesicht. Das rechte Auge war durch eine schwarze Klappe verdeckt. Sein Mund war verzerrt. Die Haut des Mannes war über und über von Narben und Pusteln bedeckt. Auf seinem Kopf sprossen nur wenige aschgraue Haare, die wirr zur Seite standen. Seltsam war auch seine Kleidung. Sie stammte aus einem früheren Jahrhundert und bestand aus einer weiten Pluderhose und einem Wams aus Goldstoff. Auf seinen Schultern hing ein roter Samtmantel mit weißem Pelzrand.
„Ich begrüße euch und bitte sogleich um Verzeihung für das schlechte Benehmen meines Haushofmeisters“, säuselte der Mann. „Mein Name ist Alexandro de Villion, und ich heiße euch hier bei mir willkommen. Selbstverständlich ist es mir eine besondere Freude, euch so lange als meine Gäste aufnehmen zu dürfen, bis euer Helikopter wieder instand gesetzt ist.“
„Herr Villion“, begann Axel und sprang erschrocken zurück, als der Mann wutentbrannt hochschnellte und mit einem dürren, knochigen Finger auf ihn zeigte.
„Knie nieder und winsle um Vergebung! Du hast mich mit Majestät anzusprechen!“ brüllte er.
Lieselotte wurde äußerst unbehaglich zumute. Der Mann war verrückt. Er kleidete sich nicht nur wie ein Kaiser, sondern schien sich auch für einen zu halten.
„Knie nieder und leck die Spitzen meiner Schuhe“, zischte de Villion drohend. Als Axel nicht gehorchte, wandte sich der selbsternannte Monarch an den Haushofmeister und befahl: „Werft ihn in die Folterkammer, Johann!“
Lieselotte stellte sich schützend vor Axel und schrie: „Nein, nicht! Sind
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