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Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla

Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla

Titel: Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Brezina
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abbringen. Die drei beseitigten ihre Spuren in dem geheimen Stockwerk und tappten anschließend zu der versteckten Tür, die zur Bibliothek führte. Neben ihr fand Dominik einen Hebel aus Metall. „Leg ihn um, mal sehen, was geschieht!“ meinte Lieselotte. Dominik tat es, und sofort ertönte ein Knirschen und Krachen. Die zweite Bücherwand fuhr wieder in ihre alte Position zurück. „Kein Wort über diese Falle zu irgend jemandem“, sagte Lilo zu ihren Kumpels.
    Fünf Minuten später erinnerte nichts daran, was in der Bibliothek vorgefallen war. Alles stand an seinem alten Platz, Axel, Lilo und Dominik setzten ihr freundlichstes Lächeln auf und spazierten auf den Gang hinaus.
    Poppi hatte sich ein wenig beruhigt, war aber noch immer völlig durcheinander. Vor allem wurde sie sich nicht klar darüber, ob sie etwas geträumt hatte oder nicht. Sie hatte doch die Frau aus dem Auto steigen gesehen und mit eigenen Augen beobachtet, wie Sebastian Fernandez sie gepackt hatte. Aber wie hatte der Mann es geschafft, innerhalb von Sekunden auf den Turm zu kommen?
    Poppi beschloß, das alles mit ihren Knickerbocker-Kumpels zu besprechen. Gemeinsam mit Senor Fernandez stieg sie den Turm hinunter und marschierte über den Hof. „Jose hat sich beruhigt“, erzählte ihr der Schloßbesitzer. „Er ist wieder völlig friedlich!“ „Woher haben Sie den Gorilla eigentlich?“ fragte Poppi mißtrauisch. Sie hielt es nämlich für Tierquälerei, dieses Tier allein in einem Gehege zu halten. Außerdem kämpfte Sebastian Fernandez normalerweise doch gegen die Haltung exotischer Tiere.
    „Jose wurde in einer winzigen Kiste nach Spanien geschmuggelt. Im selben Flugzeug befanden sich Papageien, Schlangen, Vogelspinnen, Krokodilbabys und mehrere Schimpansenkinder. Die Tiere waren alle in einem katastrophalen Zustand, als wir sie entdeckten. Wir hatten nämlich einen anonymen Hinweis auf den Tierschmuggel erhalten“, berichtete Senor Sebastian. „Leider mußte der Tierarzt fast die Hälfte der armen Wesen einschläfern. Sie hatten keine Chance. Die Tiere waren übrigens für verrückte Neureiche bestimmt, die es schick finden, einen Affen im Haus zu halten. Wir haben dafür gesorgt, daß die Tiere in Zoos ein neues Zuhause fanden. Das klappte ganz gut. Nur für Jose gab es keinen Platz. Ein weißer Gorilla ist eine Seltenheit und sehr wertvoll. Allerdings handelt es sich auch um einen besonders empfindlichen Affen. Er ist Albino, das bedeutet, ihm fehlen die Farbstoffe. Deshalb ist er sehr sonnenempfindlich.
    Im Zoo von Barcelona lebt bereits ein weißer Gorilla, ,Schnee- flocke’ wird er genannt. Aber er wollte Jose nicht annehmen. Überhaupt ließ das Tier keinen Menschen an sich heran... außer mich. Ich habe es im Flugzeug aus der Kiste befreit und werde nie vergessen, wie Jose seine dünnen Arme um meinen Hals geschlungen hat. Er war so süß und hilflos.“
    Poppi verstand. „Und deshalb haben Sie ihn zu sich genommen, nicht wahr?“ Sebastian nickte. „Ich habe für ihn das beste Gehege bauen lassen. Er fühlt sich wie zu Hause im Urwald. Eine Zeitlang hoffte ich, daß wir Jose eines Tages wieder an das Leben in freier Wildbahn gewöhnen können. Aber diese Hoffnung mußte ich aufgeben. Ich glaube, er wird immer hier bleiben. Wahrscheinlich hält er mich für seinen Affenvater!“ Der Schloßbesitzer lachte über seinen eigenen Scherz und bog in den Hof ein, wo sich Joses Zuhause befand. „Möchtest du ihn kennenlernen?“ fragte er Poppi. Es gab nichts, was das Mädchen lieber getan hätte.
    Sebastian Fernandez öffnete die Käfigtür und betrat mit Poppi den Dschungel. Jose war wie ausgewechselt. Als er Sebastian sah, kam er sofort auf allen vieren zu ihm gelaufen und umarmte seine Knie. Jose war ungefähr vier Jahre alt und noch lange nicht ausgewachsen. „Später einmal wird er bis zu 40 Kilogramm Grünzeug am Tag futtern!“ erklärte der Tierschützer dem Mädchen.
    Poppi streckte vorsichtig ihre Hand aus und streichelte über das weiche Fell des Menschenaffen. Jose blickte treuherzig zu ihr auf. Das Mädchen hockte sich vor ihn hin und kraulte seine Brust, drückte seine handähnliche Pfote und kitzelte ihn an den Fußsohlen. Jose ließ alles mit sich geschehen. „Er mag dich!“ stellte Sebastian fest. „Er mag nur wenige Menschen. Es ist eine große Auszeichnung für dich.“
    „Ahhhhh!“ Ein Schrei gellte durch die warme Nachmittagsluft. Poppi sprang auf, und Jose wich erschrocken zurück. „Das war Lilo.

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