Die Knickerbocker Bande 24 - Der weisse Gorilla
Raum. Die Knickerbocker-Freunde sogen die frische Luft gierig ein.
Lieselotte kroch vor und blickte ins Freie. Sie sah auf den Hof hinaus, in dem sich das Gorilla-Gehege befand. Unter sich erkannte sie das grüne Blattwerk des „Dschungels“ und dazwischen das weiße Fell von Jose. Das Gitter, mit dem der Käfig abgedeckt war, befand sich nur einen halben Meter unter der Türöffnung. Lieselotte streckte die Beine nach draußen und trat auf die Gitterstäbe. Das Gehege begann zu quietschen und zu klirren.
Der weiße Gorilla stieß einen langen, ängstlichen Schrei aus, der sehr an einen Menschen erinnerte, und hetzte erschrocken hin und her. Lieselotte zog die Beine wieder zurück und wartete, daß sich Jose beruhigte.
Sie mußte sich sehr überwinden, den Kopf nach hinten zu drehen und den Erhängten noch einmal anzusehen. „Der... das... das ist... ich glaube, das ist kein Mensch“, stellte das Superhirn fest. Im hellen Sonnenlicht wirkte das Gesicht des Mannes plötzlich unecht. Als wäre es aus Plastik.
Lieselottes Knie waren weich wie Butter, als sie aufstand und zu dem vermeintlichen Toten torkelte. Sie streckte die zitternde Hand aus und berührte den Arm des Toten. Ihre Finger spürten Stoff, und als sie fester zudrückten, kam kein Widerstand. Es war kein Fleisch und kein Knochen da. Mutig geworden, legte das Mädchen die andere Hand auf die Wange des Mannes. Sie war hart und kalt. „Das ist Wachs... eine Wachsfigur... wie damals in London. {3} Der Matador ist nicht echt!“ rief Lilo ihren Kumpels zu.
Jetzt erst wagten sich die Jungen zu ihr. „Was heißt Matador? Was ist das?“ wollte Axel wissen. „So werden in Spanien die Stierkämpfer genannt!“ erklärte ihm Dominik. „Und dieser... Mann... ist wie ein Stierkämpfer gekleidet.“
Lieselotte bückte sich und hob einen langen, breiten Plastiksack auf. „Ich wette, in diesem Sack war die Puppe, als sie in das
Schloß gebracht worden ist“, meinte das Mädchen. Es schüttelte den Sack und stülpte das Innere nach außen. Vielleicht gab es irgendeine Spur.
Axel kombinierte: „Der Mann, der aus der Decke gefallen ist, war also auch diese Wachsfigur. Jemand hat sie hergebracht, um andere zu erschrecken.“ Lilo deutete mit dem Finger: „Nein, nicht um andere zu erschrecken, sondern um Senor Fernandez in Angst zu versetzen. Da wir zu neugierig waren, haben wir auch eine Kostprobe des Spuks bekommen.“
Unter ihren Schuhen entdeckten die Junior-Detektive die Klappe, durch die in der vergangenen Nacht die Puppe geworfen worden war. Nicht weit davon entfernt fanden sie aber auch einen Schrank, der einen Tauchsieder, Kabel, Flaschen mit roter Farbe, Spritzen, Zangen, Schraubenzieher und mehrere Bananen enthielt.
„Das ist die ,Spuktasche’ des ,Gespenstes’, das Senor Fernandez verfolgt“, meinte Lieselotte. „Die rote Farbe hat er einfach mit einer Spritze in die Zuleitung zum Badezimmer befördert. Ich nehme an, es handelt sich um Farbe, die nach einer Weile wieder verschwindet, und um künstliches Blut, wie es beim Film verwendet wird. Das ist eine Art Leim, der rot gefärbt wurde.
Der Tauchsieder hat dazu gedient, den Türgriff zu erhitzen. Mit den Kabeln wurden bestimmt Schaltungen gelegt, damit das Telefon klingelt, auch wenn der Hörer nicht aufgelegt ist.“ Axel hob die Bananen auf. „Und die da?“ fragte er. „Die werden zu Jose in den Käfig geworfen, wenn das ,Gespenst’ über die Gitterstäbe läuft. Es scheint den Zugang über die Bibliothek in dieses geheime Stockwerk noch nicht entdeckt zu haben.
Die Bananen dienen dazu, den Gorilla zu beruhigen. Er soll nicht zu laut kreischen und die Bewohner des Schlosses alarmieren, wenn jemand über seinen Käfig klettert. Heute mittag scheint der Trick nicht geklappt zu haben.“
Axel verstand jetzt auch, wieso der Schloßbesitzer manchmal Schritte hörte und keinen sah. Es ging ganz einfach jemand über seinem Kopf auf der hölzernen Decke. Sie war sehr weitläufig und schien sich über zahlreiche Räume des oberen Stockwerks zu erstrecken. Als der Junge das dunkle Holz genauer untersuchte, entdeckte er noch einige andere Klappen. Durch so eine Luke in der Decke war der geheimnisvolle Verfolger auch bestimmt in das Arbeitszimmer von Sebastian Fernandez gelangt, obwohl die Tür versperrt war und es keine Fenster besaß.
Aber wer war der Jemand? Wozu wollte er Senor Fernandez fertigmachen?
Wir trauen keinem mehr!
Während Axel die Falltüren inspiziert hatte, widmete sich
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