Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe
durcheinander. Scheinwerfer wurden eingeschaltet und auf das Wasser gerichtet. Langsam durchstieß eine ungefähr drei Meter lange und eineinhalb Meter breite Truhe die Oberfläche.
Dominik erschauderte. Sein erster Gedanke lautete: „Ein Doppelsarg!“
Befehle wurden erteilt, und mit vereinten Kräften hievten die Seeleute die geheimnisvolle Truhe behutsam an Bord.
Die Matrosen sprachen englisch - ein amerikanisches Englisch, wie Dominik, der sich sehr für sprachliche Besonderheiten interessierte, gleich feststellte. „Was ist in der Truhe?“ wollte er wissen und zeigte auf die Kiste.
Jörgens Mund verzog sich zu einer hämischen Grimasse. „Da liegen Britta und Claus drinnen!“ verriet er.
Ulla starrte ihn ungläubig an.
An Bord des Schiffes wurde die Kiste soeben geöffnet. Der Deckel quietschte, als man ihn hochstemmte. Die Matrosen bückten sich und hoben zwei leblose Gestalten heraus.
„Britta!“ schrie Ulla.
Jörgen weidete sich an ihrem Entsetzen.
„Ist sie... ist sie tot?“ stammelte das Mädchen.
Jörgen gab keine Antwort. „Gefällt euch die Kiste?“ fragte er.
„Was soll das?“ kreischte Lieselotte entsetzt.
„Ihr seid die nächsten!“ verkündete Jörgen. „Wird vielleicht ein bißchen eng, weil sie nur für zwei gebaut ist, aber ihr werdet es schon aushallen. Die Fahrt dauert nicht allzulange.“
„Fahrt? Welche Fahrt? Wovon redest du?“ Dominik geriet zusehends in Panik.
„Ihr habt die große Ehre, den Platz von Britta und Claus einzunehmen! Ich wette, daß mir viele dankbar sein werden, wenn ich sie von eurer lästigen Anwesenheit befreie!“ meinte Jörgen.
Axel begann sich im Zeitlupentempo zu bewegen. Er war nicht weit von Jörgen entfernt - höchstens drei oder vier Schritte. Er wollte sich an ihn heranmachen und ihm die Beine wegreißen.
Lieselotte erkannte den Plan ihres Kumpels und verwickelte Jörgen in ein Gespräch, um ihn abzulenken.
„Was hast du mit Britta und Claus angestellt?“ fragte das Superhirn.
„Ich habe einen kleinen Test mit ihnen durchgeführt, sonst gar nichts“, antwortete Jörgen.
„Einen Test? Was wolltest du denn erforschen?“ setzte Lilo nach.
„Es waren keine Freiwilligen zu finden, obwohl wir den Testpersonen viel Geld geboten haben. Deshalb mußte ich eben zwei Leute zu Freiwilligen machen. Das Liebespärchen kam mir gerade recht. Ich konnte ja nicht ahnen, daß sie einander in Wirklichkeit nicht ausstehen konnten!“ grinste der Taucher.
Ein Matrose trat an die Reling und rief Jörgen etwas zu.
Der Taucher drehte sich daraufhin zu den Knickerbockern und den beiden Mädchen um und verkündete: „Meine Lieben, es ist Zeit für euer größtes Abenteuer! Ihr werdet jetzt in das Ruderboot steigen und schön brav sein!“
Axel war noch höchstens zwei Meter von Jörgen entfernt. Nur noch wenige Sekunden, dann hatte er es geschafft!
„Und dann, was geschieht dann?“ ließ Lieselotte nicht locker. Sie versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Das wirst du schon sehen!“ schnauzte sie Jörgen an. „Deine Neugier ist mir gleich auf die Nerven gegangen!“
Gleich darauf schrie er auf. Ein Schuß knallte durch die Gewitternacht und mischte sich mit dem Donnergrollen, das gerade vom Meer herein über die Schwarze Bucht dröhnte.
Glück im Unglück
Axel war es gelungen. Er war an Jörgen herangerobbt und hatte ihn mit einer schnellen Bewegung aus dem Gleichgewicht gebracht. Der Junge hatte große Kraft in den Armen, und in dieser Sekunde bereute er keine Minute des harten Trainings, dem er sich zwei- bis dreimal pro Woche unterzog.
Jörgen war nach hinten gestürzt, und dabei hatte sich ein Schuß gelöst. Er war in die Luft gegangen, und niemand war verletzt worden.
An Bord des Schiffes erhob sich ein Tumult. Die Matrosen schrien Jörgen etwas zu. Der Motor wurde angelassen.
Jörgen richtete sich auf. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.
Vor lauter Freude über den Erfolg von Axels Überraschungsangriff hatten die Junior-Detektive Jörgen die Waffe nicht abgenommen. Er hielt sie noch unter dem linken Arm.
Fluchend kämpfte er sich auf die Beine. Er brüllte den Knickerbockern zu, sofort ins Boot zu klettern. Er geriet völlig außer sich, und als die Freunde sich erhoben und auf den Weg machten, knallte hinter ihnen der nächste Schuß.
Nur wenige Meter von Lilo entfernt sprühte der Sand in einer meterhohen Fontäne in den Nachthimmel. Eine Handvoll traf das Superhirn im Gesicht, einige
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