Die Knickerbocker Bande 41 - Die Hand aus der Tiefe
Superhirn nicht.
„Könnte dort unten nicht noch ein Schatz liegen? Ein Wikingerschatz, der nicht entdeckt wurde? Vielleicht will ihn jemand heben und sich durch die Hand neugierige Zuschauer vom Leib halten!“ vermutete Lilo.
Jörgen fuhr sich über sein faltiges Gesicht. Er überlegte angestrengt und seufzte. „Ein Schatz... Das könnte durchaus sein. Die Algen werden ihn eingeschlossen haben. Die Bucht ist so tief, daß es schwierig ist, bis zum Meeresgrund vorzustoßen und dort zu arbeiten. Wir haben es damals nur mit großer Mühe und vielen technischen Hilfsmitteln geschafft!“ murmelte er.
„Stell ihm eine Falle! Du mußt rausfinden, wer da dahinter steckt!“ rief Lilo aufgeregt.
Jörgen nickte langsam. „Ich werde die Augen offenhalten!“ versprach er. „Ich... ich werde wachsam sein. Die Ruhe der Wikinger muß gewahrt bleiben! Für Habgier ist hier kein Platz.“ Wieder wanderte sein Blick in die Ferne. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders und nahm Lieselotte gar nicht mehr wahr. „Niemand soll mehr den Frieden der Schwarzen Bucht gefährden! Es ist schon zuviel Unrecht geschehen!“ raunte er vor sich hin.
Lilo wartete mehrere Minuten, doch Jörgen schien nicht aus seinen Träumen zurückzukehren. Er starrte auf das Meer hinaus, und seine Lippen bewegten sich stumm. Lieselotte wurde ungeduldig und ging. Jörgen hörte ihren Gruß nicht.
Als das Superhirn über den Weg zurück zur Straße lief, schoß plötzlich jemand aus dem hohen Gras.
Es war der Läufer! Er versperrte ihr den Weg, und als sie flüchten wollte, packte er sie an den Schultern. Der Mann schrie sie an und schüttelte sie. Er tobte und deutete zur Bucht.
„Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich in Frieden! Ich bin nicht Ulla!“ verteidigte sich Lieselotte.
Beim Namen Ulla weiteten sich die Augen des Angreifers. Er beugte sich ganz nahe zu Lilos Gesicht heran und geriet außer sich.
Sein Atem roch sauer, und Lieselotte drehte den Kopf nach links. Der Mann griff nach Lilos Genick und zwang das Mädchen, sich wieder ihm zuzuwenden.
Das Mädchen gab vor, etwas gehört zu haben, und sah erschrok- ken nach rechts. Der Läufer folgte ihrem Blick, konnte aber nichts Außergewöhnliches erkennen.
Lilos Trick ging auf, und sie versetzte dem Mann einen kräftigen Stoß.
Damit hatte er nicht gerechnet! Er verlor das Gleichgewicht und landete im Gras.
Lieselotte stürzte davon.
Der Läufer brüllte ihr zwar nach, verfolgte sie aber nicht.
Ohne auch nur ein einziges Mal stehenzubleiben, rannte Lieselotte zu Onkel Jens’ Haus. Der Wissenschaftler war gerade dabei, einen großen Koffer in seinem Auto zu verstauen, als Lilo gelaufen kam.
„Nana, warum hast du es so eilig?“ fragte er kopfschüttelnd. „Eile mit Weile, sagt schon ein altes Sprichwort!“
„Dominik muß aufpassen, daß er nicht auch einmal wie Poppis Onkel wird!“ dachte Lieselotte. „Fährst du weg?“ fragte sie den Wissenschaftler schnaufend.
Dieser nickte. „Ich ziehe für ein paar Tage zu meinem Kollegen. Wir haben ein Forschungsprojekt laufen, das unbedingt abgeschlossen werden muß. Es macht euch doch nichts aus, allein zu bleiben? Ich kann mich doch auf euch verlassen? Ihr werdet schon auf Inga aufpassen, damit sie keine Dummheiten macht.“
„Mußt du denn immer an Inga herumnörgeln?“ legte Lilo los. „Kannst du nicht einmal mit ihr zufrieden sein? Denkst du, wir wären perfekt? Wir sind zwar schwer in Ordnung, aber jeder von uns hat seinen Knall. Und das ist auch gut so, denn sonst wären wir keine Knickerbocker, sondern Übermenschen!“
Onkel Jens’ buschige Augenbrauen wanderten wieder einmal vorwurfsvoll nach oben. Er zwinkerte Lilo über den Rand seiner Brille strafend an. „Man schreit Erwachsene nicht an, gnädiges Fräulein! Wir werden uns darüber unterhalten, wenn ich zurück komme. Bis dahin werde ich mir eine geeignete Strafe für dein freches und respektloses Benehmen überlegt haben.“ Mit diesen Worten stieg Ingas Vater ins Auto und gab Gas.
Da jetzt ohnehin alles egal war, streckte ihm Lilo auch noch die Zunge heraus.
Hinter ihr waren nun ihre Freunde und Inga aufgetaucht, die alles mitangehört hatten.
Inga grinste verstohlen. „So etwas hat ihm noch niemand gesagt!“ meinte sie richtiggehend erleichtert.
„Dir ist aber noch etwas anderes zugestoßen als Onkel Jens!“ sagte Axel. „Du siehst ja ziemlich fertig aus!“
Lieselotte erzählte von dem neuerlichen Angriff des Läufers. „Er versucht uns
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