Die Knickerbocker Bande 43 - Die rote Mumie kehrt zurück
Akzent war zu erkennen, daß es sich um Pierre handelte.
Lieselotte machte auf, und der neue Koch steckte den Kopf in den Wagen.
Pierre war ein kauziger Typ. Er hatte rotblondes, gekräuseltes Haar, das im Nacken zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden war. Um die Stirn trug er ein rotes Tuch und beim Sprechen blickte er ständig von einem zum anderen. Er schien immer zu lachen und zwinkerte den Freunden aufmunternd zu.
„Ich habe gesehen, ihr habt nur wenig gegessen. Kinder in eurem Alter wachsen und haben immer Hunger. Ihr doch bestimmt auch?“ sagte er mit seinem weichen, französischen Akzent.
Die vier Freunde nickten. Der Hunger war bereits eine Stunde nach dem Mittagessen zurückgekehrt.
„Wie wäre es mit einem kleinen Nacht-Picknick? Ich habe alles zusammengesucht, was die Küche noch zu bieten hat!“ schlug Pierre vor.
Die Bande nahm gerne an.
Kurze Zeit später saßen sie im Küchenwagen an einem winzigen Tisch und futterten eine Mischung aus Nüssen, getrockneten Früchten, Müsli mit scharfen Gewürzen, Essiggurken, Brot und Würstchen aus der Dose.
Es schmeckte so gut wie die besten Hamburger, Pizzas und Schnitzel der Welt.
Pierre sah sich in der kleinen, sehr abgenützten Küche um. „Also, lange bleibe ich hier nicht!“ sagte er, wohl mehr zu sich selbst.
„Naja, bleib wenigstens bis nächsten Dienstag, da reisen wir wieder ab. Und wenn es bis dahin nichts Richtiges zum Futtern gibt, drehe ich durch“, meinte Axel mit vollen Backen.
„Spürt ihr es auch?“ fragte Pierre.
Lilo blickte ihn überrascht an. Was meinte er?
„Ahmed hat von bösen Strahlen gesprochen, als er mich angerufen hat. Er hat mich gewarnt, aber der Job als Koch hier ist sehr gut bezahlt. Deshalb habe ich angenommen. Doch seit ich hier bin, bemerke ich es auch. Es liegt etwas in der Luft. Es ist wie vor einem Gewitter. Man spürt es, obwohl der Himmel noch blau und ohne Wolken ist.“
Die Juniordetektive hatten beim Zuhören auf das Kauen vergessen.
„Was ist? Habt ihr eine Störung?“ fragte Pierre grinsend.
„Nein. aber. aber das mit den negativen Strahlen und so. na ja, es ist komisch, daß Sie das sagen!“ meinte Axel.
„Erstens nennt mich du, und zweitens, wieso findet ihr das komisch? So etwas gibt es. Und wir befinden uns hier an einem Ort, auf dem sich vor Tausenden Jahren viel ereignet hat. Ich weiß auch nicht, ob es recht ist, die Ruhe der Toten zu stören.“
„Es könnte einen ja der Fluch der Pharaonen treffen!“ hauchte Dominik mit geheimnisvoller Stimme.
„Ja!“ stimmte ihm Pierre zu. „Davon habe ich auch schon gehört.“
„Alles Unsinn, wir kennen uns da gut aus!“ sagte Lieselotte. Sie berichtete von ihrem ersten Erlebnis in Ägypten, von dem Ruch des Pharaos und der Rache der Roten Mumie. {*} „Am Ende hat es für alles eine natürliche Erklärung gegeben“, schloß Lilo.
„Trotzdem gibt es Dinge, die sich nicht logisch erklären lassen. Ich habe selbst einiges erlebt. Hier in Ägypten. In der Nähe von Gräbern. Bis heute verfolgen mich die Bilder und Ereignisse.“
Pierre sprach nicht weiter, sondern starrte vor sich hin. Sein Blick war leer, seine Augen glasig.
„Und welche sind das?“ wollte Lilo wissen.
Pierre erwachte aus seinen Gedanken und war sofort wieder der alte. Quirlig, fröhlich und immer in Bewegung. „Nicht so wichtig“, meinte er und lachte.
Lieselotte hielt es schon für wichtig, aber er wollte es nicht erzählen. Das Superhirn wußte aus Erfahrung, man konnte niemanden zwingen, etwas zu sagen.
Die Hitze und die Aufregungen hatten die vier völlig erschöpft. Sie verabschiedeten sich gegen elf und fielen todmüde in die Betten und Luftmatratzenlager, die sie auf dem Boden ihres Wagens gerichtet hatten.
Axel erwachte ein paar Stunden später, weil er pinkeln mußte. Er holte seine Taschenlampe aus dem Schlafsack und schlüpfte in die Trainingshose. Vorsichtig öffnete er die Tür. Quer über den Platz beleuchteten sechs Lampen den Weg zum Toilettenwagen.
„Ach was, ich gehe einfach hinter den Wohnwagen“, beschloß Axel.
Er tappte schlaftrunken nach hinten. Nachdem er sich erleichtert hatte, wollte er so schnell wie möglich wieder zurück in den Schlafsack.
Die Nacht war kalt und unheimlich still. Irgendwie kam es ihm vor, als hätte ihm jemand dicke Ohrenschützer aufgesetzt.
Aber was war das? Flüsterte da nicht jemand?
Auf Zehenspitzen schlich Axel an der Rückseite der Wohnwagen entlang. Aus dem hinteren Fenster des
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