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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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vor. Ich kann allerdings mein Fragment mit dem, was wir da eben erlebt haben, sowieso überhaupt nicht zusammenbringen.« Plötzlich sah er Filine und Rufus wieder an. »Wisst ihr was? Das ist doch Quatsch. Wir reden hier und reden, dabei …« Er nahm seinen Beutel vom Gürtel, öffnete ihn und zog einen großen Holzsplitter hervor, der an einer Seite verkohlt war. »Das ist mein Fragment. Ist es nicht wunderschön?«
    Liebevoll betrachtete er den Splitter.
    Filine sah ihm zu, wie er den kleinen Splitter hin und her drehte. Dann gab sie sich einen Ruck. »Na schön«, sagte sie. Sie nestelte ihren Beutel hervor, öffnete ihn und zeigte ihr Fragment. Es war eine winzige blaue Scherbe.
    »Blau gab es auch auf der Wand, die wir gesehen haben«, meinte Rufus plötzlich.
    »Aber hat diese Wand denn überhaupt was mit dem Jungen und dem Vogel zu tun?«, fragte Filine. »Sie war doch noch da, als er verschwunden ist! Ich dachte, die steht da immer?!«
    Rufus zuckte zusammen. »Nein«, sagte er dann. »Ich glaube, die Wand steht da nicht immer! Als ich das erste Mal in dem Saal war, habe ich sie jedenfalls nicht gesehen.«
    No sprang auf. »Aber dann war vielleicht die Wand das Teil, nach dem wir suchen!«
    Rufus sah ihn nachdenklich an. »Vielleicht. Trotzdem sind der Junge und der Vogel verschwunden. Okay!« Er griff in seinen Beutel und holte sein eigenes Artefakt hervor. Das kleine Metallstück lag schwer und angenehm in seiner Hand. »Das ist meins. Ich glaube, es ist aus Silber. Und ich habe da eben auch nichts Silbernes gesehen.«
    »Und auch nichts aus Holz«, meinte No. »Und nichts, das an Filines Fragment erinnert.« Er schüttelte den Kopf. »Aber muss denn das Artefakt, das zu dem Fragment gehört, überhaupt zu sehen gewesen sein? Das wissen wir alles nicht. Ich finde jedenfalls, wir müssen noch mal nach der Wand schauen. Wie konntest du nur übersehen, dass die vorher nicht da war, Rufus!?«
    Rufus schluckte. »Ich habe eben nicht daran gedacht. Es passiert nun mal nicht jeden Tag, dass direkt vor einem Menschen und Vögel verschwinden. Also gut, gehen wir noch mal in den Saal.«
    »Einverstanden«, sagte Filine nachdenklich.
    »Wisst ihr was?«, rief Rufus plötzlich. »Ist euch eigentlich klar, dass wir alle uns gerade die Wand angesehen haben, als der Junge und der Vogel verschwunden sind? Vielleicht ist das ja der springende Punkt und No hat recht mit der Logik. Wir hätten uns nicht um die Wand kümmern sollen, sondern um den Jungen oder den Vogel. Denn da haben wir die Spur verloren.«
    »Mann, Rufus, das ist es!«, rief No. »Das ist logisch! Das ist absolut komplett logisch! Die Wand war die Ablenkung.«
    Die Lehrlinge verließen Filines Zimmer und traten auf den Gang, der zur Wendelrampe führte. Durch zwei hohe Fenster, die in einen der versteckten Innenhöfe der Akademie führten, fiel ein fahles Licht. Draußen war es wolkenverhangen. »Ob wir wohl die anderen informieren müssten?«, fragte No.
    »Keine Ahnung«, sagte Filine.
    »Ich glaube, es ist vollkommen in Ordnung, was wir tun«, meinte Rufus. »Wir müssen uns ja wohl zuerst um die Flut kümmern und nicht gleich in lautes Alarmgeschrei ausbrechen. Die Meister sagen ganz bestimmt nichts, wenn wir nicht sofort zu ihnen rennen. Wusstet ihr, dass sie kaum mehr Fluten auslösen, wenn sie älter werden?«
    »Sie lösen keine Fluten mehr aus?«, fragte No überrascht.
    »Ja, je älter man wird, desto seltener passiert es irgendwie«, erklärte Rufus.
    »Wie traurig.« Filine griff nach Rufus’ und Nos Händen und zog sie mit sich. »Dann will ich so viel wie möglich sehen, bevor ich zu alt dafür geworden bin. Kommt!«
    Sie liefen in die große Rotunde, wo der Gang in die Wendelrampe mündete, und rannten über diese weiter zu den nächsthöheren Gängen, die in die Ausstellungssäle führten.
    No blieb stehen. »Wartet mal, hier war es, hier geht es zum Fellsaal.«
    »Geht es nicht«, sagte Filine. »Wir müssen noch drei Gänge weiter.«
    »Aber ich bin mir sicher, dass wir in diesen müssen«, beharrte No.
    »Nein!« Filine schüttelte den Kopf. »Ich weiß ganz genau, dass es noch drei Gänge sind. Das ist so eine Art Brieftaubengefühl.«
    »Brieftaubengefühl?!« No sah grinsend zu Rufus.
    Doch der nickte. »Ich glaube, sie hat recht, No.«
    No verzog den Mund. »Oh, schon zwei Brieftauben? Okay, gehen wir eben in euren Gang. Aber wenn ihr euch irrt, bestimme ich die nächste Abzweigung. Ich bin nämlich auch ein sehr guter

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