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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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schwieg abrupt.
    »Nun red schon weiter«, drängte Rufus. »No und ich sehen ja auch nicht alles. Wir müssen uns gegenseitig ergänzen.«
    Filine seufzte. »Ja, du hast recht. Also, unter Echnatons Regentschaft, und unter der seiner Frau Nofretete, veränderte sich damals alles. Sie ließen die Künstler andere Kunstwerke machen. Die Formen veränderten sich. Und er verbot die Anbetung der vielen alten Götter. Nur noch der Sonnengott Aton durfte angebetet werden.«
    »Das stand auch auf der Stele«, warf No ein.
    »Ja, genau. Aber als er gestorben war, da kehrten die Priester zu den alten Göttern zurück. Und bald darauf wurde auch Echnatons Stadt von allen Menschen verlassen und zerfiel. Aber wenn wir dort waren …«
    »Moment mal.« No richtete sich auf. »Diese Stadt soll die Hauptstadt von Ägypten gewesen sein? Das kann ich mir nicht vorstellen. Das war ein Nest! Da war doch kein einziger Palast. Da gab es nicht mal einen Brunnen.«
    »Nein«, sagte Filine. »Das war eine Stadt, in der Arbeiter und Handwerker lebten. Solche Städte lagen außerhalb der großen Stadt, für sich, in der Wüste. Wir haben vielleicht nicht alles gesehen. Der Blick reichte ja nicht bis zum Horizont.«
    »Das stimmt«, sagte Rufus nachdenklich.
    »Also«, fuhr Filine fort, »ich frage mich, zu welcher Zeit wir da waren. Der Priester, Mahu, trug die Maske des Anubis. Das war unter Echnaton verboten. Aber Nauri hat auch so etwas gesagt …«
    »Ja«, fiel Rufus ein. »Er hat gesagt, dass der Priester die Maske draußen nie tragen würde.«
    »Genau!«, rief No. »Und dann hat Mahu geantwortet, dass es schlechte Zeiten seien, wenn ein Priester seinem Gott nur im Haus des Todes in Frieden dienen dürfe.«
    Rufus sah seine Freunde wie elektrisiert an. »Das könnte bedeuten, dass es die Zeit von Echnaton war«, sagte er aufgeregt.
    »Ja«, antwortete Filine. »Aber warum macht Suleiman dann die alten Kunstwerke, nach den alten Formen? Und nicht die Formen, die unter Echnaton gemacht wurden?«
    »Vielleicht macht er die ja nur für den Priester«, überlegte No.
    »Und Nauri macht Katzen, die es anscheinend so in Ägypten überhaupt nicht gab«, sagte Rufus. »Das verstehe ich nicht.«
    »Vielleicht, weil sie keine gebürtigen Ägypter sind«, meinte No. »Das hat der Priester doch auch gesagt. Die beiden sind Sklaven.«
    »Sie stammen aus Nubien«, sagte Filine. »Die Nubier hatten den Krieg verloren, und viele Nubier wurden Sklaven. Aber einige von ihnen waren sehr gute Künstler. Manche stiegen in der Gesellschaft auf und erwarben hohes Ansehen. Manche sogar die Freiheit.«
    Rufus hörte ihr staunend zu. Filine konnte nicht nur die Sprache, sondern wusste wirklich viel über Ägypten. Wieso nur? Er hätte sie gerne gefragt, aber irgendwie schien sie immer, wenn man sie darauf ansprach, mit einer ausweichenden Antwort zu reagieren.
    »Ihr meint«, sagte er jetzt stattdessen, »dass Nauri eine andere Art Kunst macht, weil er von woanders stammt?«
    »Das könnte zumindest sein«, sagte No.
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Tja, jetzt haben wir viel nachgedacht, aber die Flut zeigt sich trotzdem nicht«, murmelte No schließlich. »Dann müssen wir wohl weiter forschen. Mir persönlich fällt allerdings jetzt nichts mehr ein.« Er schüttelte den Kopf. Dann sagte er plötzlich: »Aber eins ist jetzt schon mal klar. So was wie in den letzten Tagen habe ich noch nie erlebt. Und ich finde es wirklich den Hammer!«
    »›Hammer‹ wäre zwar nicht mein Wort dafür, aber trotzdem hast du recht«, sagte Filine ernst. »Die Akademie ist ein unglaublicher Ort.«
    No seufzte. »Wisst ihr, ich wollte hierher, weil ich mich in der Schule immer total gelangweilt habe.« Er lachte auf. »Und das habe ich auch meiner Lehrerin gesagt. Das gab den Monsterkrach. Ob ich sie für unfähig halten würde, ob ich verrückt sei, ob ich noch alle beisammen hätte, na und so weiter. Das kennt ihr ja sicher selbst. Und ich habe natürlich geantwortet: ›Nein.‹ Und sie: ›Was nein?‹ Und ich: ›Nein, ich bin nicht verrückt.‹ Und sie: ›Dann bin ich wohl unfähig?!‹ Und da konnte ich es mir nicht verkneifen zu sagen: ›Ja, eine Lehrerin, bei der sich ein so neugieriger Schüler wie ich langweilt, ist wahrscheinlich wirklich unfähig.‹
    Tja, jedenfalls ist sie dann schlagartig käseweiß geworden und hat gemurmelt, das würden wir noch sehen. Und ein paar Tage später hat sie mich zu Saurini geschleift.
    Ich habe erst gedacht, die machen sich einen

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