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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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beschmutzt – und nun wirst du den Preis dafür bezahlen!«
    »Du machst dich lächerlich, elender Wurm!«, beschied Winmar ihm höhnisch. »Was willst du gegen meine Macht und Herrschaft ausrichten?«
    »Ich werde sie beenden, so wie du die deines Vorgängers Reginald beendet hast. Nur dass ich es nicht heimlich und hinterrücks tun werde, sondern vor aller Augen.«
    »Das wagst du nicht!«
    »Und dann werde ich den Thron des Zwergenreichs besteigen und die Ehre unseres Volkes wiederherstellen!«
    »Du Verrückter«, widersprach Winmar kopfschüttelnd, »das wirst du nicht tun! Ich bin dein König, dein Gebieter!«
    »Das warst du«, entgegnete Vigor nüchtern. »Bis du dich entschlossen hast, auf Ansgar und seine Speichellecker zu hören. Wo sind sie jetzt, da du ihre Hilfe brauchst? Ich sehe sie nicht an deiner Seite, um dir beizustehen?«
    »Sie … sie sind in Gorta Ruun geblieben«, gab Winmar kleinlaut zur Antwort.
    »Wer hätte das gedacht?« Vigor grinste.
    »Mein … Freund, ich bitte dich«, sagte Winmar und sank auf die Knie, zerstörte damit auch noch das letzte bisschen Respekt, das Vigor vor seinem einstigen Herren gehegt hatte. »Lass mich am Leben! Nimm dir meine Herrschaft und meine Krone, wenn du willst, aber töte mich nicht, hörst du …?«
    Vigor verzog das Gesicht. Angewidert spuckte er auf die blutbesudelten Planken. »Und das aus deinem Mund! Nachdem du so viele Kreaturen ohne Zögern in den Tod geschickt hast!«
    »Ich habe nur getan, was mir befohlen war, was die Stimme mir aufgab …«
    Vigor hielt inne. »Die Stimme?«
    »Die Stimme in meinem Kopf! Die mich beobachtet bei Tag und bei Nacht! Die mich zu dem gemacht hat, was ich bin …«
    Vigors Mundwinkel fielen nach unten. »Den Verstand verloren hast du, das ist alles. Ein armer Irrer – schlimm genug, dass einer wie du den Thron der Äxte besteigen konnte.«
    »Töte mich nicht, ich bitte dich! Ich gebe dir alle Reichtümer, die ich besitze!«
    »Alter Fettsack«, knurrte Vigor und trat auf den vor ihm kauernden Potentaten zu, die blutige Axt erhoben. »Du willst mir etwas geben, das mir längst gehört!«
    Damit wollte er zuschlagen – doch plötzlich war Lavan neben ihm. »Wisst Ihr noch?«, fragte der König von Tirgaslan spitz. »Diese Gunst habt Ihr mir versprochen.«
    Vigor zögerte.
    Alles in ihm verlangte danach, der Regentschaft Winmar von Ruuns ein ebenso jähes wie blutiges Ende zu setzen. Dennoch hielt er sich zurück. Trotz aller Rachsucht, die er verspürte, behielt der Taktiker in ihm die Oberhand.
    »Wie Ihr wünscht«, sagte er und ließ die Axt wieder sinken. »Dann tut, was Ihr tun müsst. Eure Klinge, so scheint mir, hat ohnehin noch kaum Blut zu schmecken bekommen.«
    Lavan antwortete mit einem gleichgültigen Schnauben, dann trat er auf den Zwergenkönig zu, der gesenkten Hauptes vor ihm kauerte. Welch eine Wendung, welch eine Laune des Schicksals, welche Ironie der Geschichte! In Ansun hatte Winmar über die Menschen triumphiert und über ihre Anführer zu Gericht gesessen – nun wurde über ihn gerichtet.
    »Auch ich war dir treu ergeben«, sagte Lavan, während er beidhändig sein Schwert hob, mit der Spitze nach unten, um sie in den ungeschützten Nacken des Zwergs fahren zu lassen. »Ich war zufrieden mit dem, was du mir gegeben hattest und hätte dir weiter gedient, hättest du nicht den Fehler begangen, dich an meinem Kind zu vergreifen.«
    »Wa-was?« Winmar blickte auf.
    »Damit hast du es zu weit getrieben.«
    »Aber ich … ich habe nicht …«
    »Du leugnest? Das passt zu deiner verschlagenen Natur, Zwergenkönig. Aber damit ist es nun vorbei. Du wirst sterben – und meine Erben werden leben!«
    Man konnte sehen, wie sich Winmars Gesichtszüge unter seinem schwarzen Bart vor Entsetzen verzerrten, ein grässlicher Schrei fuhr aus seiner Kehle. Vigor genoss seine Todesangst, sog sie in sich auf wie süßen Nektar und wartete auf den Moment, da die Klinge herabstoßen und den wahnsinnigen König durchbohren würde – als ihm plötzlich klar wurde, dass Winmars entsetzter Blick nicht Lavan galt, sondern im Gegenteil an diesem vorbei ins Leere ging, geradewegs in den Himmel.
    In diesem Moment hörte Vigor das grässliche Rauschen.
    Alarmiert fuhr er herum und blickte in die Richtung, in die auch Winmar starrte – und nun war der Mensch es, der aus Leibeskräften schrie, aus Zorn, aus Fassungslosigkeit und aus nackter Furcht.
    Denn eine Kreatur wie diese hatte er noch nie zuvor

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