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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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noch immer dastand und aus Leibeskräften schrie – und die Kreatur schnappte zu.
    Mit furchtbarer Wucht schloss sich das grässliche Maul um Lavans Haupt und Oberkörper, die Zähne durchtrennten den König von Tirgaslan knapp oberhalb der Leibesmitte. Noch einen Augenblick lang hielten sich die herrenlosen Beine aufrecht, während die Kreatur wieder emporschnellte, dann brachen sie zusammen – und machten Vigor unmissverständlich klar, dass ihr Vorhaben, Winmar zu entmachten, gescheitert war.
    Diese Bestien, woher sie auch immer kommen mochten, kämpften an Winmars Seite – keine Axt, kein Schwert und kein Pfeil konnte gegen sie bestehen!
    »Rückzug!«, schrie einer von Lavans Unterführern, der die Zeichen der Zeit richtig deutete. »Der König ist tot!«
    Hals über Kopf sprangen die Männer auf und ergriffen die Flucht. An Gegenwehr dachte niemand mehr, zumal das Monstrum erneut angriff, zusammen mit all den anderen Kreaturen, die so unvermittelt aufgetaucht waren. Während sie die Galeeren der Zwergenflotte unbehelligt ließen, stürzten sie sich auf die Angreifer, was Vigor in seiner Auffassung bestärkte, dass Winmar einen mächtigen Verbündeten bekommen hatte. Allenthalben musste er zusehen, wie Lavans Krieger bei lebendigem Leibe zerfetzt wurden und in die See gefegt, wie Masten dürren Zweigen gleich zerbrachen und Schiffe in die Tiefe sanken – und er begriff, dass er verschwinden musste!
    Inmitten der Panik und des Chaos, das allenthalben ausbrach, suchte er vom Turm zu entkommen, doch der Weg war durch die Zwergenkrieger versperrt, die begriffen hatten, dass die Schattenkreaturen an ihrer Seite kämpften. Mit frischem Mut drängten sie jetzt wieder herauf und schlugen auf Lavans Leibwache ein, die sie bis auf den letzten Mann niedermetzelten. Für Winmar, der sich in die andere Ecke der Turmplattform zurückgezogen hatte, mit kreidebleichen Zügen und lauthals wirres Zeug redend, so als würde er sich mit jemandem unterhalten, den nur er sehen konnte, hatte Vigor keine Augen mehr – er wollte nur das nackte Leben retten und wählte den einzigen Ausweg, der ihm blieb.
    Rasch erklomm er die Brüstung, spähte in die Tiefe, wo das Wasser zu kochen schien. Wellen schlugen wild umher, Gischt schoss schäumend in die Höhe, während die Luft ringsum erfüllt war von umherschwirrenden Schatten und scheußlichem Geschrei. Wohin Vigor auch blickte, sah er nichts als Feuer und Rauch, Trümmer und Leichen vollführten einen bizarren Tanz auf der wogenden See …
    Und er sprang.
    Ein banger Augenblick, dann das Eintauchen ins kalte Wasser. Ringsum trübes Grün, ein schreckliches Brausen in der Tiefe – und für einen Moment glaubte der Zwerg, einen schwarzen Körper zu erblicken, der pfeilschnell und lautlos durch das grüne Dunkel glitt.
    Panik erfasste ihn, und er begann wie von Sinnen, mit den Armen zu paddeln. Er wollte zurück zur Oberfläche – doch die Rüstung und der Helm, die er trug, zogen ihn unaufhaltsam nach unten. In seiner Not nestelte er am Kinnriemen, schaffte es, den Helm loszuwerden und zerrte dann am Harnisch im verzweifelten Bemühen, auch ihn abzuschütteln. Seine Lungen begannen zu brennen, seine Bewegungen wurden ungenau und fahrig, während er immer weiter sank, der dunklen Tiefe entgegen.

27
    S eit Jahrtausenden standen sie am Ufer der Ostsee, oberhalb zerklüfteter Felsen, gegen die rauschend die Brandung schlug, und blickten gen Süden, in die Weite des alten Reiches von Arun, ein steinernes Mahnmal dafür, dass auch die Macht der Elfenkönige nicht grenzenlos gewesen war.
    Vergeblich hatten sie versucht, Arun zu unterwerfen und ihrem Reich einzugliedern, das geheimnisvolle Reich im Süden war ihnen verschlossen geblieben – aus diesem Grund hatten die beiden steinernen Kolosse, die einst dem Elfenkönig Sigwyn und seiner Gemahlin Liadin gewidmet worden waren, den Namen »Pforte von Arun« erhalten.
    Der Name war geblieben, die Statuen selbst jedoch, von denen jede genau achtundvierzig Klafter maß, einer für jeden Edelstein der Elfenkrone, hatten sich verändert. Denn als mit Corwyn dem Großen der erste Mensch den Elfenthron bestieg und damit eine neue Epoche in der Geschichte Erdwelts begann, waren die steinernen Züge des Elfen Sigwyn in jene des Menschen Corwyn geändert worden, und aus der treulosen Liadin war Alannah geworden, die letzte Elfin, die als Corwyns Gemahlin in Erdwelt geblieben war und das Leben einer Sterblichen gewählt hatte.
    Als stumme und

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