Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
gesehen.
    Eigentlich war es nur ein Schemen, ein Schattenriss, der sich über ihnen im grauen Nebel abzeichnete, doch gab es keine Kreatur, die diesen Schatten geworfen hätte. Im Gegenteil, das schwarze Ungeheuer, das dort über ihnen schwebte und seine furchterregenden Schwingen über das Schiff gebreitet hatte, schien aus sich selbst heraus Bestand zu haben, allen Gesetzen der Natur zum Trotz. Schon das war an sich schrecklich genug – die Tatsache, dass das Monstrum leuchtende Augen hatte, die drohend auf sie herabstarrten, sorgte dafür, dass auch Vigor von tiefer Furcht ergriffen wurde.
    Es war der Schatten eines Drachen!
    Das rabenschwarze Haupt war nach vorn gewölbt und mit Reihen mörderischer Zähne versehen; gefährlich aussehende, dolchartige Zacken verliefen über seinen Rücken bis hinab zum langen Schweif, der peitschengleich umherzuckte; und da waren die weiten, in tödlichen Klauen endenden Schwingen, deren schwerer Schlag die Luft über der See geißelte und damit für das unheimliche Rauschen sorgte.
    Die Kämpfe hatten ausgesetzt.
    Alle, Menschen wie Zwerge, starrten in namenlosem Entsetzen auf die Kreatur, die über dem Flaggschiff schwebte. Der Kampflärm war verstummt, eine entsetzliche Stille herrschte, die Zeit schien stillzustehen.
    Dann warf die Schattenbestie das Haupt in den Nacken und stieß einen Schrei aus, entsetzlicher als alles, was Vigor in den Grüften und Folterkellern Gorta Ruuns je aus der Kehle einer sterblichen Kreatur vernommen hatte. Einige Männer hielten sich die Ohren zu, wieder andere sprangen in panischer Furcht über Bord. Vigor konnte sehen, wie sich zu Lavans Füßen eine Lache auf den Decksplanken bildete.
    Erneut kehrte Stille ein – ehe der Ruf der Kreatur beantwortet wurde.
    Der grässliche Schrei hallte wider, nicht nur vereinzelt, sondern dutzendfach, bald aus dieser, bald aus jener Richtung, im Nebel unmöglich zu verorten.
    Plötzlich begannen Krieger auf benachbarten Schiffen in wilder Panik zu schreien und zum Himmel zu deuten. Im nächsten Moment begriff Vigor, wieso. Denn aus dem grauen Gemisch von Dampf und Nebel, das über der See lag, schälten sich plötzlich dunkle, drohende Formen – und noch mehr geflügelte Kreaturen stürzten herab, die Schwingen weit ausgebreitet und die scheußlichen Mäuler aufgerissen.
    Wohin Vigor auch blickte, sah er Schattenkreaturen herabstürzen, Dutzende, Hunderte. Plötzlich ging die Kreatur, die über dem Schiff des Zwergenkönigs schwebte, zum Angriff über. Mit Urgewalt warf sie sich auf den Segler, mit dem Vigor und Lavan das Flaggschiff angegriffen hatten. Das Boot war noch immer längsseits der Galeere vertäut, und die Seeleute, die sich darauf befanden, verfielen in gellendes Gebrüll, als sie das Verderben über sich hereinbrechen sahen.
    Wie ein Raubvogel stieß der Schattendrache herab, packte den Mast des Seglers und knickte ihn. Holz splitterte und brach mit lautem Bersten, Seeleute wurden unter Trümmern begraben. Das Schiff bekam Schlagseite, und Wasser drang ein, schon sprangen die Ersten über Bord. Nur wenige versuchten, Widerstand zu leisten. Pfeile schnellten von ihren Sehnen, doch sie gingen geradewegs durch die Schattenkreatur hindurch, ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten, so als ob sie aus nichts als geballter Dunkelheit bestünde. Dazu, einen zweiten Pfeil aufzulegen, kamen die Krieger nicht – der Schweif der Bestie fegte sie vom wankenden Deck. Dann wandte sich das Ungeheuer wieder dem Flaggschiff zu und dem Turm, der sich auf dessen Achterdeck erhob.
    Im ersten Augenblick war Vigor zu entsetzt gewesen, um einen klaren Gedanken zu fassen. Dann hatte er an einen seltsamen Zufall geglaubt. Nun jedoch, als er sein eigenes Schiff untergehen sah, als er Lavans Krieger schreien hörte und der Blick der kalten Glutaugen ihn erfasste, da wurde ihm klar, dass diese fliegenden Bestien nicht zufällig aufgetaucht waren. Jemand hatte sie gerufen! Jemand, der in höchster Bedrängnis war und um sein Leben fürchtete …
    Lavan, der wie versteinert dastand, über dem kauernden Zwergenkönig und das Schwert noch immer in den Händen, schien zu demselben Schluss gekommen zu sein. Sein Mund öffnete sich, aber er begann erst zu schreien, als der Schattendrache auf ihn herabstieß.
    Dann ging alles blitzschnell.
    Vigor spürte den eisigen, nach Tod und Verwesung stinkenden Atem der Bestie und warf sich Schutz suchend zu Boden. Einige seiner Leute taten es ihm gleich; nicht so Lavan, der

Weitere Kostenlose Bücher