Die Koenigin der Rebellen
denken? Trotzdem lächelte sie dankbar und antwortete: »Gut. Wenigstens lebe ich noch. Das war ein verdammt guter Schuß.« Sie berührte mit der flachen Hand ihre Wange, auf der sie noch immer die Hitze des Lasers zu spüren glaubte. Hätte sie genau in den Laserblitz hineingesehen, dann wäre sie jetzt vermutlich blind. Skudder sah sie verwirrt an. »Was für ein Schuß?« »Der, mit dem du . . .« Charity brach verwirrt ab und blickte auf den Gammalaser, den Skudder noch immer über der Schulter trug. Und erst jetzt begriff sie, daß der Strahl, der den Moroni getötet hatte, weiß gewesen war. Gammastrahllaser verwendeten kohärentes grünes Licht. Trotzdem fuhr sie fort: ». . . mit dem du die Ameise von mir heruntergeschossen hast.« »Das habe ich nicht«, antwortete Skudder. »Ich ... ich dachte, das wäre Lydia gewesen. Oder der Gnom.« »Nicht?« vergewisserte sich Charity verstört. »Du hast nicht auf ihn geschossen?« »Aus hundert Metern Entfernung?« fragte Skudder. »Wofür hältst du mich?« »Aber wenn ... wenn du es nicht warst«, murmelte Charity, »wer war es dann?« Fragend sah sie Kent an, aber der junge Rebell schüttelte nur den Kopf und hob seine Maschinenpistole. Skudder war der einzige von ihnen, der eine Strahlenwaffe hatte. »Vielleicht klären wir diese Frage später!« sagte Gurk plötzlich. »Falls sie dann noch jemanden interessiert.« Er rutschte von der Instrumentenkonsole herunter und stieß einen Laut aus, der eine Mischung aus einem enttäuschten Seufzer und Entsetzensschrei war. »Was ist los?« fragte Charity erschrocken. »Kannst du das Ding fliegen oder nicht?« »Das ... das kann niemand«, sagte Gurk düster. »Was soll das heißen?« Kent war mit einem Schritt bei ihm und packte ihn so grob an der Schulter, daß der Gnom vor Schmerz aufschrie. Skudder spannte sich, aber Kent ließ den Gnom bereits wieder los, ehe er eingreifen mußte. »Ich denke, du kannst mit so einem Ding umgehen!« sagte Kent aufgebracht. »Das kann ich auch!« antwortete Gurk zornig. »Aber nicht mit diesem hier! Niemand kann das! Es ... es hat keine Steuerung!« »Und was ist das da?« Kent deutete anklagend auf das Durcheinander von Zeigern, Bildschirmen und fremdartig beschrifteten Skalen auf dem Pult. »Das sind nur Überwachungsgeräte«, sagte Gurk. »Das Ding hat keine Steuerung, glaubt mir. Es ... es muß ferngelenkt sein!« Plötzlich fuhr er herum. »Nichts wie raus hier!« Und als wäre sein Schrei ein Stichwort gewesen, startete der Gleiter in genau diesem Moment. Die Beschleunigung war unvorstellbar. Der Gleiter wurde regelrecht in die Luft katapultiert, und Charity und die anderen wurden wie von Hammerschlägen getroffen und zu Boden geschleudert. Vor den Sichtluken begannen Himmel und Erde einen irrsinnigen Tanz aufzuführen, als das Fahrzeug rasend schnell in die Höhe stieg und gleichzeitig nach links abkippte. Charity wartete mit angehaltenem Atem, bis der irrsinnige Beschleunigungsdruck allmählich nachließ und sie nicht mehr das Gefühl hatte, von der Faust eines Riesen genüßlich in den Eisenboden hineingestampft zu werden. Ihre gebrochene Rippe schmerzte noch heftiger, und sie mußte bei jedem Atemzug einen Schrei unterdrücken. Und trotzdem vergaß sie all das, als sie sich hochstemmte und ihr Blick die Fenster traf. Die Landschaft hatte aufgehört, Purzelbäume vor den Sichtluken zu schlagen. In den beiden dreieckigen Fenstern war jetzt nur noch das Shaitaan zu sehen.
Und es kam rasend schnell näher.
Kapitel 12
Der Raum war sehr groß — die Wände aus rostzerfressenem Eisen verbargen sich hinter schweren Tapeten aus Seide und anderen, kostbaren Stoffen. Hier und da hingen Bilder. Das Mobiliar hätte eher in ein Museum oder eines der großen Schlösser Europas gepaßt als in den obersten Turm eines Shaitaan. Genaugenommen stammten die Möbel auch aus Palästen, so wie die Bilder aus den ehemals wertvollsten Kunstsammlungen dieses Planeten gestohlen worden waren. Daniel hatte dieses Zimmer nach seinem persönlichen Geschmack eingerichtet. Er hatte auf keine Kosten Rücksicht nehmen müssen — immerhin standen ihm die Schätze eines ganzen Planeten und eine riesige Dienerschar zur Verfügung. Das Zimmer glich zwei oder drei Dutzend anderen Räumen, die es in verschiedenen Gebäuden und an verschiedenen Orten dieser Welt gab, und eigentlich hätte er sich hier wohl fühlen müssen. Das Gegenteil war der Fall. Daniel fühlte sich nicht wohl. Er
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