Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
schäm dich!»
    «Na gut, sobald du wieder herauskommst.»
    Er tritt zurück und wünscht mir vor dem versammelten Hofstaat alles Gute. Er verbeugt sich vor mir, ich knickse vor ihm, dann trete ich zurück, und sie schließen die Tür vor den lächelnden Höflingen. Jetzt bin ich auf mich selbst gestellt, habe nur die Schwestern in der kleinen Zimmerflucht und nichts zu tun, als auf die Ankunft des Babys zu warten.

    Es wird eine lange und schwere Geburt, an deren Ende ich mit einem kleinen Schatz, einem Jungen, belohnt werde. Er ist ein süßer kleiner York, mit spärlichem blondem Haar und Augen so blau wie die Eier einer Drossel. Er ist klein und leicht, und als sie ihn in meine Arme legen, verspüreich einen Stich der Angst, weil er mir so schmächtig erscheint.
    «Er wird wachsen», tröstet mich die Hebamme. «Kleine Babys wachsen schnell.»
    Ich lächle und streichle sein winziges Köpfchen, und er wendet mir sein Gesicht zu und spitzt die Lippen.
    In den ersten zehn Tagen stille ich ihn selbst, dann kommt eine kräftige Amme und nimmt ihn mir behutsam ab. Als ich sehe, wie ruhig sie ihn in dem niedrigen Sessel an die Brust nimmt, bin ich überzeugt, dass sie sich gut um ihn kümmern wird. Er wird auf den Namen George getauft, wie wir es dem treulosen Onkel versprochen haben, und ich erhalte den Segen und komme aus meiner verdunkelten Wöchnerinnenkammer in den hellen Sonnenschein des August – nur um herauszufinden, dass die neue Hure, Elizabeth Shore, in meiner Abwesenheit fast zur Königin meines Hofes geworden ist. Der König hat seine Saufgelage und Frauengeschichten in den Badehäusern Londons aufgegeben und ihr ein Haus in der Nähe des Westminster Palace gekauft. Er diniert mit ihr und geht mit ihr ins Bett. Er freut sich an ihrer Gesellschaft, und der ganze Hof weiß es.
    «Sie geht heute Nacht», sage ich knapp zu Edward, als er in meine Gemächer kommt, in ein goldbesticktes, scharlachrotes Gewand gekleidet.
    «Wer?», fragt er sanft und schenkt sich an meinem Kamin ein Glas Wein ein. Kein Ehegatte könnte unschuldiger sein. Er wedelt mit der Hand, und die Diener huschen hinaus, denn sie wissen genau, dass Ärger in der Luft liegt.
    «Die Shore», sage ich nur. «Du hast doch nicht geglaubt, sie würden mir solche Gerüchte vorenthalten, wenn meine Wöchnerinnenzeit zu Ende ist? Ein Wunder, dass sie die Zungen überhaupt so lange im Zaum gehalten haben. Ichwar kaum aus der Kirche, da stolperten sie schon übereinander, so eilig hatten sie es, mir alles zu erzählen. Margaret Beaufort war besonders einfühlsam.»
    Er kichert. «Vergib mir. Ich wusste nicht, dass mein Tun und Lassen von derart großem Interesse ist.»
    Zu dieser Unwahrheit sage ich nichts, sondern warte einfach.
    «Ah, Geliebte, es war eine lange Zeit», sagt er. «Ich weiß, du musstest dich zurückziehen. Und als du in den Wehen lagst, war ich mit ganzem Herzen bei dir, aber ein Mann braucht dennoch ein warmes Bett.»
    «Jetzt bin ich ja wieder da», sage ich listig. «Und wenn sie bis morgen früh nicht aus dem Haus ist, hast du ein eiskaltes Bett mit einem Kissen aus Frost und einer Decke aus Schnee.»
    Er streckt die Hand nach mir aus, und ich gehe zu ihm. Als ich den Kopf senke, um seinen Nacken zu küssen, werde ich augenblicklich von der vertrauten Berührung und dem Geruch seiner Haut überwältigt.
    «Sag, dass du mir nicht böse bist, Liebste», flüstert er zärtlich.
    «Du weißt, dass ich dir böse bin.»
    «Dann sag, dass du mir vergibst.»
    «Du weißt, dass ich dir immer vergebe.»
    «Dann sag, dass wir zusammen ins Bett gehen und wieder glücklich miteinander sein können. Du hast alles so gut gemacht und uns noch einen Jungen geschenkt. Es ist jedes Mal eine solche Freude, wenn du pummelig zu mir zurückkommst. Ich begehre dich so sehr. Sag, dass wir glücklich sein können.»
    «Nein. Sag du etwas.»
    Seine Hand gleitet an meinem Arm hoch und umkreist unter dem Ärmel meines Nachthemds meinen Ellbogen.Seine Berührung ist wie immer so innig, als würden wir zusammen schlafen. «Alles, was du willst. Was soll ich sagen?»
    «Sag, dass sie morgen fort ist.»
    «Ist sie», sagt er seufzend. «Aber weißt du, wenn du sie kennenlernen würdest, würdest du sie mögen. Sie ist eine freundliche junge Frau, belesen und fröhlich. Eine gute Gefährtin. Und eine der liebenswürdigsten Frauen, die ich je getroffen habe.»
    «Morgen ist sie fort», wiederhole ich. Die zauberhaften Eigenschaften von Elizabeth Shore überhöre

Weitere Kostenlose Bücher