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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ich – als ob es mich kümmerte, ob sie belesen ist oder nicht! Als ob es Edward kümmerte. Als ob er in der Lage wäre, das wahre Wesen einer Frau zu erkennen. Er jagt Frauen hinterher wie ein geiler Rüde läufigen Hündinnen. Ich schwöre, er weiß nichts über ihre Lektüre, nichts über ihr Naturell.
    «Gleich morgen früh, mein Liebling.»

SOMMER 1477
    Im Juni lässt Edward George wegen Hochverrats in Haft setzen und bringt ihn vor den Rat. Ich allein weiß, wie viel Überwindung es meinen Gemahl kostet, seinen Bruder zu beschuldigen, im Geheimen seinen Tod geplant zu haben. Er hat seinen Kummer und seine Scham vor allen anderen verborgen. In der Sitzung des Kronrates werden keine Beweise vorgelegt, es bedarf keiner Beweise. Der König selbst erklärt, dass ein Verrat begangen wurde, dieser Anklage des Königs darf niemand widersprechen. Und tatsächlich gibt es unter ihnen keinen Mann, den George nicht in einem dunklen Flur am Ärmel gezupft hätte, um ihm seine irren Verdächtigungen ins Ohr zu raunen. Unter ihnen ist keiner, dem nicht versprochen wurde, er werde vorankommen, wenn er gegen Edward Partei ergreifen würde. Keiner, der nicht gesehen hat, wie George das Essen aus allen Küchen verweigerte, die meinen Weisungen unterstanden, wie er Salz über die Schulter geworfen hat, bevor er sich zum Essen an unseren Tisch setzte, oder wie er die Hand zur Faust geballt hat, wenn ich vorbeiging – als Zeichen gegen Hexerei. Keiner, der nicht weiß, dass George alles getan hat, außer die Anklage auf Hochverrat selbst aufzusetzen und sein eigenes Geständnis zu unterschreiben. Aber selbst jetzt weiß noch niemand, was Edward dagegen zu unternehmen gedenkt. Sie erklären ihndes Hochverrats für schuldig, aber sie setzen kein Strafmaß fest. Niemand weiß, wie weit dieser König gehen wird gegen den Bruder, den er noch immer liebt.

WINTER 1477
    Weihnachten feiern wir in Westminster, aber es ist ein seltsames Fest. Der Platz von George of Clarence bleibt leer, und seine Mutter macht ein Gesicht, als hätte sie eine Zitrone verschluckt. George ist im Tower, die Anklage lautet auf Hochverrat, er wird gut bedient, bekommt gutes Essen und trinkt reichlich – daran zweifle ich nicht. Aber sein Namensvetter liegt in unserer Kinderstube, und eigentlich wäre sein Platz hier unter uns. Ich habe alle meine Kinder um mich herum, was für eine Freude! Edward ist aus Ludlow heimgekommen, Richard reitet mit ihm aus, Thomas ist von einem Besuch am Hof von Burgund zurück, und den anderen Kinder geht es gut, sie sind gesund und stark.
    Im Januar feiern wir die größte Verlobung, die England je erlebt hat, als mein kleiner Richard und die Erbin Anne Mowbray einander versprochen werden. Der vierjährige Prinz und das kleine Mädchen werden in ihren schönen Miniaturkleidern auf die Tafel des Festbanketts gestellt, sie halten einander an den Händen wie zwei kleine Puppen. Sie werden getrennt voneinander leben, bis sie alt genug sind zum Heiraten, aber es ist großartig, dass wir meinem Jungen ein solches Vermögen gesichert haben. Er wird der reichste Prinz, den England je gesehen hat.
    Doch am Dreikönigsabend kommt Edward zu mir undsagt, sein Kronrat dringe darauf, dass er das Schicksal seines Bruders George entscheide.
    «Was denkst du?», frage ich ihn, von düsteren Vorahnungen geplagt. Ich denke an meine drei York-Söhne: noch ein Edward, ein Richard, ein George. Was, wenn sie sich gegeneinander wenden, wie diese drei es getan haben?
    «Ich denke, ich muss handeln», sagt er traurig. «Auf Hochverrat steht der Tod. Ich habe keine Wahl.»

FRÜHJAHR 1478
    «Ihr könnt doch nicht im Ernst daran denken, ihn hinrichten zu lassen!» Seine Mutter fegt an mir vorbei in Edwards Privatgemach, so eilig hat sie es.
    Ich erhebe mich und deute einen Knicks an. «Frau Mutter», begrüße ich sie.
    «Mutter, ich weiß nicht, was ich sonst tun soll.» Edward sinkt auf ein Knie, um ihren Segen zu empfangen. Geistesabwesend legt sie ihm die Hand auf den Kopf, eine reine Formalität. Sie hegt keine zärtlichen Gefühle für Edward, für sie zählt nur George. Sie macht die Andeutung eines Knickses in meine Richtung und wendet sich wieder an Edward.
    «Er ist dein Bruder. Vergiss das nicht.»
    Edward zuckt die Achseln und macht ein erbärmliches Gesicht.
    «Er behauptet allerdings, er sei es nicht», bemerke ich. «George beteuert, nur Edwards Halbbruder zu sein. Edward sei der Bastard eines englischen Bogenschützen. Damit verrät er dich,

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