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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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– am Saum des Wassers im Schilf hängen bleibt. Ich ziehe vorsichtig, als wollte ich einen Fang einholen, und dann spüre ich, dass sich der Faden lockert und höre ein leises Klatschen, als etwas Kleines, aber Schweres ins Wasser fällt, sich in der Strömung dreht und dann langsam zwischen die Kiesel im Flussbett sinkt.
    Ich gehe nach Hause. Meine Mutter wartet am Karpfenteich auf mich, betrachtet ihr Spiegelbild im Wasser, silbern im grauen Licht der Abenddämmerung. Es sieht aus wie ein langer, silberner Fisch, der durch den See plätschert, oder wie eine schwimmende Frau. Am Himmel über ihr ziehen Wolkenfetzen vorüber wie weiße Federn auf blasser Seide. Fahl steigt der Mond auf. Das Wasser steht hoch heute Abend, leckt an dem kleinen Kai. Als ich neben sie trete und ins Wasser hinunterschaue, könnte man denken, wir seien die Geister des Sees und stiegen aus dem Wasser.
    «Tust du es jeden Abend?», fragt sie mich. «Den Faden einholen?»
    «Ja.»
    «Das ist gut. Hat er schon ein Geschenk geschickt? Eine Nachricht?»
    «Ich erwarte nichts. Er hat gesagt, er wollte mich nie wiedersehen.»
    Sie seufzt. «Ja, ja.»
    Wir gehen zum Haus zurück. «Es heißt, er zieht in Northampton Truppen zusammen», erzählt sie. «König Henry versammelt seine Streitkräfte in Northumberland, er will nach Süden gen London marschieren. Königin Marguerite d’Anjou ist mit einer französischen Armee in Hull an Land gegangen, um zu ihm zu stoßen. Wenn König Henry gewinnt, wird es keine Rolle spielen, was Edward sagt oder denkt, denn er wird tot sein, und der wahre König wird wieder regieren.»
    Fast als wollte sie ihr widersprechen, fliegt meine Hand hoch, um sie am Ärmel zu fassen. Rasch packt meine Mutter meine Finger. «Was ist denn? Erträgst du es nicht, mich von seiner Niederlage reden zu hören?»
    «Sag das nicht.»
    «Was soll ich nicht sagen?»
    «Ich ertrage es nicht, von seiner Niederlage reden zu hören. Ich ertrage die Vorstellung nicht, er könnte tot sein. Er hat mich als Soldat, der womöglich in den Tod geht, gebeten, bei ihm zu liegen.»
    Sie stößt ein spitzes Lachen aus. «Natürlich hat er das. Welcher Mann, der in den Krieg zieht, hat je der Versuchung widerstanden, alles herauszuholen?»
    «Ich habe mich geweigert. Und wenn er nicht zurückkommt, werde ich das für den Rest meines Lebens bedauern. Ich bedaure es jetzt schon. Ich werde es immer bedauern.»
    «Warum bedauern?», verspottet sie mich. «Du bekommst dein Land so oder so zurück. Entweder erhältst du es auf Befehl von König Edward wieder, oder er stirbt, und König Henry ist König und gibt dir dein Land zurück.Er ist unser König, aus dem wahren Hause Lancaster. Ich dachte, wir wünschen ihm den Sieg und unserem Usurpator Edward den Tod.»
    «Sag das nicht», wiederhole ich. «Wünsch ihm nichts Böses.»
    «Egal, was ich sage, du musst gründlich nachdenken», rät sie mir schroff. «Du bist eine junge Frau aus dem Hause Lancaster. Du kannst dich nur in den Erben des Hauses York verlieben, wenn er der siegreiche König ist und in der Liebe für dich ein Vorteil liegt. Es sind harte Zeiten, in denen wir leben. Der Tod ist stets unser Gefährte, unser Vertrauter. Du brauchst dir nicht einzubilden, du könntest ihn dir auf Armeslänge vom Leib halten. Du wirst feststellen, dass er dir enge Gesellschaft leistet. Er hat dir deinen Gemahl genommen, hörst du? Er wird dir auch deinen Vater und deine Brüder und deine Söhne rauben.»
    Ich strecke beide Hände aus, um sie am Weiterreden zu hindern. «Du klingst wie Melusine, die ihre Familie vor dem Tod der Männer warnt.»
    «Ich warne dich», erwidert sie grimmig. «Du machst mich zur Melusine, wenn du lächelnd durch die Gegend läufst, als sei das Leben ein Spiel, und dir einbildest, du könntest mit einem Usurpator tändeln. Du bist nicht in ruhige Zeiten hineingeboren worden. Du lebst dein Leben in einem geteilten Land. Du wirst deinen Weg auf blutigen Pfaden suchen müssen, und du wirst Verluste erleben.»
    «Weißt du denn nichts Gutes für mich?», will ich mit zusammengebissenen Zähnen wissen. «Siehst du, als liebende Mutter, denn für deine Tochter gar nichts Gutes voraus? Du brauchst mich nicht zu verfluchen, ich bin jetzt schon bereit zu weinen.»
    Sie bleibt stehen, und das harte Gesicht der Seherin löst sich in den warmen Zügen der Mutter auf, die ich liebe.«Ich glaube, du bekommst ihn, wenn es das ist, was du wirklich willst», sagt sie.
    «Mehr als das Leben

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