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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Vater nichts war als der Gutsherr ihres Gemahls. Sie ist die Tochter des Comte de Saint-Pol aus der königlichen Familie Burgunds, sie ist eine Hofdame, es gibt niemanden ihresgleichen.
    «Ich möchte, dass du mit uns kommst», fährt sie fort. «Und vielleicht können wir in der Schatzkammer einen Beutel Gold für Seine Gnaden finden.»
    «Einen Beutel Gold! Um gegen König Henry in den Krieg zu ziehen? Sind wir jetzt Yorkisten?»
    Sie wartet, bis sich sein Zorn gelegt hat. «Um unsere Loyalität zu zeigen», antwortet sie. «Wenn er König Henry schlägt und siegreich nach London zurückkehrt, werden sein Hof und sein königliches Wohlwollen die Quelle allen Wohlstands und aller Möglichkeiten sein. Er wird das Land verteilen und die Ämter besetzen, und er wird die Erlaubnis zum Heiraten erteilen. Und wir haben einegroße Familie mit vielen heiratsfähigen Töchtern, Sir Richard.»
    Einen Augenblick lang erstarren wir alle mit gesenkten Köpfen und erwarten einen donnernden Ausbruch meines Vaters. Doch er lacht nur widerwillig. «Gott segne dich, meine Zauberweberin», sagt er schließlich. «Du hast recht, wie immer. Ich tue, was du sagst, obwohl es mir gegen den Strich geht, und du kannst den Mädchen sagen, sie sollen weiße Rosen tragen, falls sie so früh im Jahr welche finden können.»
    Sie beugt sich vor und gibt ihm einen Kuss auf die Wange. «Die Hundsrosen in der Hecke knospen schon», berichtet sie. «Nicht ganz so schön, als stünden sie in voller Blüte, aber er wird wissen, was wir meinen, und das allein zählt.»
    Natürlich sind meine Schwestern und Cousinen den Rest des Tages in hellem Aufruhr, probieren Kleider an, waschen sich das Haar, tauschen Bänder und üben ihren Hofknicks. Anthonys Frau Elizabeth und zwei unserer ruhigeren Gesellschafterinnen sagen, dass sie nicht mitkommen, doch meine Schwestern sind ganz außer sich vor Aufregung. Der König und die meisten Lords seines Hofes werden vorbeiziehen. Was für eine Gelegenheit, Eindruck auf die Männer zu machen, die die neuen Herren des Landes sein werden! Falls sie siegen.
    «Was wirst du tragen?», fragt Margaret mich, als sie sieht, dass ich mich an der ganzen Aufregung nicht beteilige.
    «Mein graues Kleid und meinen grauen Schleier.»
    «Das ist aber nicht dein bestes Kleid, das trägst du sonntags. Warum ziehst du nicht das blaue an?»
    Ich zucke die Achseln. «Ich gehe, weil Mutter es möchte», erwidere ich. «Ich erwarte nicht, dass irgendwer uns genauer ansieht.» Ich nehme das Kleid aus dem Schrankund schüttele es auf. Es ist schmal geschnitten und hat hinten eine kleine Schleppe. Ich trage es mit einem grauen Gürtel, der tief über meiner Hüfte sitzt. Ich sage Margaret nichts, aber ich weiß, dass es mir besser steht als mein blaues Kleid.
    «Wo doch der König persönlich auf deine Einladung hin zum Essen gekommen ist?», ruft sie aus. «Warum sollte er dich nicht genauer ansehen? Beim ersten Mal hat er dich doch schon genau genug angesehen. Er muss dich mögen   … er hat dir deine Mitgiftgüter zurückgegeben, er ist zum Essen gekommen. Er ist mit dir im Garten spazieren gegangen. Warum sollte er nicht noch einmal zum Haus kommen? Warum sollte er dir nicht gewogen sein?»
    «Weil ich seit damals bekommen habe, was ich wollte, und er nicht», sage ich grob und werfe das Kleid zur Seite. «Und es hat sich herausgestellt, dass er nicht so großzügig ist wie die Könige in den Balladen. Der Preis für seine Freundlichkeit war hoch, zu hoch für mich.»
    «Aber er wollte dich doch nicht besitzen?», flüstert sie entsetzt.
    «Doch.»
    «O Gott, Elizabeth. Was hast du gesagt? Was hast du gemacht?»
    «Ich habe nein gesagt. Aber es war nicht leicht.»
    Sie ist wunderbar empört. «Hat er versucht, dich zu zwingen?»
    «Kaum. Es spielt auch keine Rolle», murmele ich. «Schließlich bin ich für ihn nichts als ein einfaches Mädchen am Straßenrand.»
    «Vielleicht solltest du morgen nicht mitkommen», schlägt sie vor. «Wenn er dich gekränkt hat. Du kannst Mutter sagen, du wärst unpässlich. Ich sag’s ihr, wenn du willst.»
    «Ach, ich komme mit», sage ich, als wäre es mir gleichgültig.

    Am Morgen bin ich nicht mehr so mutig. Eine schlaflose Nacht und ein Stück Brot und Rindfleisch zum Frühstück tragen nicht gerade zu meinem guten Aussehen bei. Ich bin blass wie Marmor, und obwohl Margaret mir roten Ocker auf die Lippen reibt, sehe ich abgespannt aus, eine gespenstische Schönheit. Zwischen meinen heiter

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