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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Nesfield. Es tut mir leid, aber unter deinen Lehensmännern und deiner Sippschaft kann ich dir nicht trauen.» Er zögert. «Ich kann es nicht dulden, denn du könntest Männer gegen mich aufbringen. Ich kann dir nicht gestatten, dich an Orten aufzuhalten, an denen du Männer finden könntest, mit denen du einen Anschlag gegen mich planen könntest. Es ist gar nicht so, dass ich dir misstraue, verstehst du, ich kann einfach niemandem mehr vertrauen. Ich traue niemandem, nirgends.»
    Hinter ihm sind Schritte zu hören, und er wirbelt mit gezücktem Dolch herum. Ich richte mich auf und lege ihm die Hand auf den rechten Arm, der sich mühelos hinunterdrücken lässt, so schwach ist er. Mir fällt der Fluch ein, mit dem ich ihn belegt habe. «Bleib ruhig», sage ich. «Das wird eines der Mädchen sein.»
    Er tritt zurück, und Elizabeth kommt aus dem Schatten. Sie ist im Nachthemd, über das sie einen Umhang geworfen hat, ihr Haar ist unter der Nachthaube zum Zopf geflochten. Sie ist jetzt so groß wie ich. Ernst sieht sie ihren Onkel an. «Euer Gnaden», sagt sie mit dem kleinsten Knicks.
    Er verbeugt sich kaum vor ihr, sondern starrt sie nur verwundert an. «Du bist Prinzessin Elizabeth?», sagt er zögernd. «Du bist groß geworden, ich hätte dich kaum erkannt. Ich habe dich zuletzt gesehen, als du ein Mädchen warst, und jetzt bist du hier   … du   …»
    Zu meinem Erstaunen sehe ich, dass ihre Wangen Farbe angenommen haben. Unter seinem Blick ist sie rot geworden. Sie fasst sich ans Haar, als wünschte sie, sie wäre angezogen und nicht barfuß wie ein Kind.
    «Geh in dein Zimmer», sage ich abrupt zu ihr.
    Sie knickst und wendet sich ab, gehorcht mir aufs Wort, doch an der Tür hält sie inne. «Geht es um Edward?», fragt sie. «Ist mein Bruder in Sicherheit?»
    Richard blickt mich an, um zu sehen, ob man ihr die Wahrheit erzählen kann. «Geh in dein Zimmer», wiederhole ich. «Ich erzähle es dir später.»
    Richard sieht sie an. «Prinzessin Elizabeth», sagt er leise. Wieder hält sie inne, obwohl ihr gesagt wurde, sie habe den Raum zu verlassen, und wendet sich ganz zu ihm um. «Ja, Euer Gnaden?»
    «Es tut mir leid, dir sagen zu müssen, dass deine Brüder verschwunden sind, aber du sollst wissen, dass es nicht meine Schuld ist. Sie sind aus ihren Zimmern im Tower verschwunden, und niemand kann mir sagen, ob sie leben oder ob sie tot sind. Ich kam heute Nacht zu deiner Mutter, um herauszufinden, ob sie sie herausgeschmuggelt hat.»
    Der schnelle Blick, den sie mir zuwirft, kann ihm nichts verraten. Ich weiß, dass sie denkt, wenigstens unser Richard ist in Flandern in Sicherheit, aber ihre Miene bleibt ausdruckslos.
    «Meine Brüder sind verschwunden?», wiederholt sie verwundert.
    «Sie sind wahrscheinlich tot», sage ich, meine Stimme barsch vor Schmerz.
    «Du weißt nicht, wo sie sind?», fragt sie den König.
    «Ich wünsche bei Gott, ich wüsste es», sagt er. «Da niemand weiß, wo sie sind und ob sie in Sicherheit sind, werden alle denken, ich hätte sie töten lassen.»
    «Sie waren in deiner Obhut», erinnere ich ihn. «Und warum sollte jemand sie als Geiseln nehmen und kein Wort verlauten lassen? Du hast meinen Jungen sterben lassen, während du um den Thron gekämpft hast, der rechtmäßig der seine war.»
    Er nickt, als wollte er diese Schuld auf sich nehmen, und wendet sich zum Gehen.
    Elizabeth und ich sehen stumm zu, wie er die Tür entriegelt.
    «Ich werde dieses mir und meinem Haus widerfahrene Unrecht nicht vergessen», warne ich ihn. «Wer meine Söhne getötet hat, dessen Haus werde ich verfluchen. Er soll keinen erstgeborenen Sohn als Erben haben. Wer mir meinen Sohn genommen hat, wird den seinen verlieren. Er wird sich sein Leben lang nach einem Erben sehnen. Er wird seinen Erstgeborenen begraben und sich nach ihm verzehren, denn ich kann den meinen nicht bestatten.»
    Er zuckt die Schultern. «Verfluche ihn», sagt er gleichgültig. «Lass sein Haus in der Blüte verdorren, denn er hat mich meinen Ruf und meinen Frieden gekostet.»
    «Wir verfluchen ihn beide», sagt Elizabeth und umfasst mich in der Taille. «Er wird dafür bezahlen, dass er uns unseren Jungen genommen hat. Er wird den Verlust, den er uns zugefügt hat, bitter bedauern. Diese schreckliche Grausamkeit wird ihm noch leidtun. Er wird wissen, was Reue ist. Selbst wenn wir nie erfahren sollten, wer es getan hat.»
    «Oh, das werden wir», stimme ich ein wie in den Chor eines Hexenzirkels. «Wir erkennen ihn am Tod

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