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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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denke, ich bin der König», sagt er mit trockenem Humor.
    «Nun, das denke ich nicht», versetze ich, ohne zu lächeln, aber es reizt ihn zum Lachen.
    «Lass es gut sein», rät er mir. «Es ist vorbei. Ich bin gesalbt und gekrönt. Deine Rebellion wurde im Keim erstickt. Ich bin der König, was auch immer du dir wünschen magst. Ich komme allein und unbewaffnet. Lass mich ein, Schwester Elizabeth, um unser aller willen.»
    Ich lasse ihn ein, trotz allem, was geschehen ist. Ich schiebe die Riegel zur Seite und öffne ihm die Tür. Er schlüpft herein, und ich verriegele die Tür hinter ihm wieder.
    «Was willst du?», frage ich ihn. «Ich habe einen Diener in Hörweite. Zwischen uns steht Blut, Richard. Du hast meinen Bruder und meinen Sohn getötet, das werde ich dir nie verzeihen. Ich habe dich deswegen verflucht.»
    «Ich erwarte keine Vergebung», sagt er, «ich möchte sie nicht einmal. Du weißt genau, wie weit deine Verschwörungen gegen mich gegangen sind. Wenn du die Gelegenheit gehabt hättest, hättest du mich getötet. Zwischen uns war Krieg. Das weißt du so gut wie ich. Und du hattest deine Rache. Wir beide wissen, welche Schmerzen du mir verursachst. Du hast mich verhext, meine Brust schmerzt, und mein Arm versagt ohne Vorwarnung. Mein Schwertarm», erinnert er mich. «Was könnte für mich schlimmer sein? Du hast meinen Schwertarm verflucht. Bete darum, dass du nie auf meine Verteidigung angewiesen bist.»
    Ich sehe ihn genauer an. Er ist erst einunddreißig, aber die Schatten unter seinen Augen und die Falten in seinem Gesicht sind die eines alten Mannes. Er sieht aus, als würdeer verfolgt. Vermutlich hat er Angst davor, dass ihn sein Arm in der Schlacht im Stich lässt. Sein ganzes Leben lang hat er sich darum bemüht, so stark zu sein wie seine größeren, muskulöseren Brüder. Etwas reibt seine Kraft auf.
    Ich zucke die Schultern. «Wenn du krank bist, solltest du einen Arzt konsultieren. Es ist kindisch, deine Schwäche auf Hexerei zu schieben. Vielleicht bildest du es dir nur ein.»
    Er schüttelt den Kopf. «Ich bin nicht gekommen, um mich zu beklagen. Ich bin aus einem anderen Grund hier.» Er hält inne und sieht mich an – mit diesem ehrlichen Ausdruck der Yorks, mit dem direkten Blick meines Gatten. «Sag mir, ist dein Sohn Edward in Sicherheit?», fragt er.
    Das versetzt mir einen Stich. «Warum fragst du? Ausgerechnet du? Du, der ihn mir genommen hat?»
    «Kannst du nicht einfach meine Frage beantworten? Sind Edward und Richard in Sicherheit?»
    «Nein», sage ich. Ich könnte wehklagen wie eine untröstliche Mutter, aber nicht vor diesem Mann. «Warum? Warum fragst du?»
    Er lässt sich seufzend in den Stuhl des Pförtners fallen und stützt den Kopf in die Hände.
    «Du hast sie nicht im Tower?», frage ich ihn. «Meine Söhne? Du hast sie nicht weggeschlossen?»
    Er schüttelt den Kopf.
    «Du weißt nicht, wo sie sind? Du hast meine Söhne verloren?»
    Er nickt, noch immer stumm. «Ich habe gebetet, dass du sie rausgeschmuggelt hast», sagt er. «In Gottes Namen, sag es mir! Wenn du es getan hast, werde ich sie nicht verfolgen, ich werde ihnen nichts antun. Such dir die Reliquie aus, auf die ich schwören soll. Ich schwöre, sie in Friedenzu lassen, wo immer du sie hingeschickt haben magst. Ich frage nicht einmal, wohin. Sag mir einfach, dass sie in Sicherheit sind. Ich muss es wissen. Ich werde wahnsinnig, wenn ich es nicht weiß.»
    Wortlos schüttele ich den Kopf.
    Er reibt sich das Gesicht, die Augen, als ob sie trocken seien vor Schlafmangel. «Ich bin direkt zum Tower gegangen», berichtet er. «In der Minute, in der ich nach London zurückgekehrt bin. Ich hatte Angst. Alle sagten, sie seien tot. Lady Margaret Beauforts Leute haben überall herumerzählt, die Prinzen seien tot. Der Duke of Buckingham hat sich deiner Armee bemächtigt, um den Thron zu erringen, und er hat den Soldaten erzählt, die Prinzen seien durch mich zu Tode gekommen und sie müssten sich an mir rächen. Er hat ihnen erzählt, er würde sie anführen, um den Tod der Prinzen zu rächen.»
    «Du hast sie nicht getötet?»
    «Nein», sagt er. «Warum auch? Denk nach. Denk es doch zu Ende! Warum sollte ich sie töten? Warum jetzt? Als deine Männer den Tower angegriffen haben, habe ich die Prinzen weiter nach innen bringen lassen. Sie wurden Tag und Nacht bewacht – ich hätte sie nicht töten können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Sie hatten immer Wächter, einer von ihnen hätte es mitbekommen und

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