Die Königin von Theben
vornehmer Abkunft gedemütigt, indem er sie zunächst in seinem Harem hatte arbeiten lassen; als sie sich unwillig zeigte, hatte er sie zu seiner Fußpflegerin gemacht. Der Großschatzmeister war sehr stolz auf seine gut gepolsterten kleinen Füße, und er zwang seine Sklavin, sie mit äußerster Behutsamkeit und Ehrfurcht zu behandeln, bevor er ihr mit seinen grausamen sexuellen Gelüsten zu Leibe rückte.
Es hatte dem Perser keine Schwierigkeiten gekostet, die junge Ägypterin in ein Werkzeug des Schicksals umzuwandeln. Es war ihr bewusst, dass sie Khamudis Villa nicht lebend verlassen würde, und sie hatte bald in eine Mission eingewilligt, die ihrem schrecklichen Leben noch einmal einen Sinn verleihen würde.
Die Aufstellung der Einnahmen brachte den Großschatzmeister in einen rauschartigen Zustand. In weniger als einem Jahr hatte sich sein Vermögen verdoppelt! Und er hatte nicht die Absicht, es dabei zu belassen. Da keine wichtige kaufmännische Transaktion ohne seine Genehmigung getätigt werden konnte, würde er seine Bestechungssummen, die zwischen dem König und ihm aufgeteilt werden sollten, demnächst kräftig erhöhen.
»Eure Fußpflegerin ist eingetroffen«, meldete ihm sein Verwalter.
»Sie soll hereinkommen.«
Die junge Frau warf sich vor dem Herrn des Hauses nieder.
»Zieh dich aus, Kleine, und leck mir die Füße.«
Unterwürfig, gebrochen, gehorchte die Sklavin dem Befehl.
»Jetzt schneid mir die Nägel. Wenn du mir wehtust, bekommst du die Peitsche zu spüren.«
Khamudi fand fast noch mehr Gefallen an der Betrachtung des unterwürfigen Gehorsams seiner Untergebenen als an der Folterung junger Mädchen, die keine Männer mehr lieben konnten, nachdem sie ihn kennen gelernt hatten.
Die junge Ägypterin öffnete die hölzerne Büchse mit ihrem Handwerkszeug. Sie nahm das Feuersteinmesser heraus, das der Perser ihr gegeben hatte, und dachte an ihre Eltern, deren Tod sie rächen würde. Ein Stich ins Herz, und das Leben des Folterers war beendet. Mit dem persischen Offizier hatte sie hundertmal geübt, wie sie das Messer führen musste, um sicherzugehen, dass es die richtige Stelle traf.
»Beeil dich, Kleine, ich hasse es, warten zu müssen.«
Nein, nicht ins Herz. Sie musste eine tiefer gelegene Stelle treffen! Bevor er starb, würde ihr Peiniger seine Männlichkeit verlieren.
Die junge Ägypterin kniete sich hin und hob den Blick, um sich die Fratze des Ungeheuers einzuprägen, den sie gleich kastrieren würde.
Das war ihr Verhängnis.
Nie hatte der Oberschatzmeister ein so hasserfülltes Glitzern in den Augen seiner Sklavin gesehen.
Als der mit dem Messer bewaffnete Arm sich seinem Unterleib näherte, hatte er noch genügend Zeit, den Schlag zu parieren; er fühlte nur einen scharfen Schmerz am rechten Oberschenkel.
Mit aller Gewalt schlug er der jungen Frau mit der Faust ins Gesicht.
Halb bewusstlos, mit blutender Nase, ließ sie das Messer los.
Khamudi packte sie an den Haaren. »Du wolltest mich töten, mich, Khamudi! Das hast du dir nicht allein ausgedacht, bestimmt nicht … Ich werde dich mit meinen eigenen Händen foltern, und du wirst mir die Namen deiner Komplizen nennen. Die Namen aller deiner Komplizen!«
Der zerrissene Leichnam des Kanaanäers war vor dem thebanischen Palast ausgestellt. Viele Leute hatten sich versammelt, um die fürchterlichen Verletzungen zu bestaunen.
Seqen ergriff das Wort.
»Ich habe ihn in der Wüste gefunden«, erklärte er. »Erkennt ihn jemand?«
Obwohl Chomu an einem großen Muttermal über der entstellten linken Hüfte des Mannes erkannte, dass es der von ihm beauftragte Beschatter war, hütete er sich zu antworten.
»Was ist mit ihm passiert?«, fragte Qaris, der Haushofmeister.
»Ohne Zweifel hat er sich zu weit in die weglose Wüste vorgewagt, und es ist ihm das widerfahren, was allen Unvorsichtigen widerfahren muss: Er ist von Ungeheuern angefallen worden, und sie haben ihn zerfleischt.«
Erschrocken und voller Angst kehrten zahlreiche Thebaner in ihre Häuser zurück.
»Bitte mich nie mehr, Seqen zu beschatten, wenn er auf die Jagd geht«, flüsterte Chomus Cousin. »Ich habe nicht die mindeste Lust, mich von solchen Wüstenungeheuern zerreißen zu lassen.«
Der Anführer der Kollaborateure war erschüttert. Offensichtlich war der unglückselige Verfolger jenen Greifen und Drachen zum Opfer gefallen, die die weglose Einsamkeit am Rand des Niltals bevölkerten.
Irgendwann würden sie auch über Seqen herfallen.
Die großen
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