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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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geboren, das Morgenrot machte Hunderte von Bäumen sichtbar, an deren langen, schlanken Zweigen kleine, grüne, erfrischend duftende Blüten saßen.
    Ein Akaziengehölz … Ein echter Schatz, denn man konnte aus dem Holz dieser Bäume Werkzeug, Öl und eine Substanz zur Reinigung der Luft gewinnen. Ahotep aß ein paar von den gelben, süßen und wohlschmeckenden Früchten.
    Am Ausgang des Wäldchens mitten in der Wüste änderte sich der Boden. Da und dort schienen kleine Bäche zu fließen.
    Die junge Frau kniete sich hin, um dieses neue Wunder mit der Hand zu berühren: ein aus mehreren Adern bestehendes Silbervorkommen! Silber entstand durch die Vermählung des Mondgottes mit der Göttin der Wüste, unter der Hoheit von Seth, dem Feurigen, der das Metall im Innern der Felsen wachsen ließ.
    Seqen konnte seine Soldaten bezahlen, der Widerstand würde reich sein!
    Trunken vor Freude machte sich Ahotep auf den Heimweg. Jedes Detail ihres Weges verzeichnete sie sorgfältig in ihrem Gedächtnis.
    Am Ausgang des Wüstentals tauchte plötzlich ein Leopard auf, der von einem Felsen aus seine Beute fixierte.
    Wohin sollte sie sich wenden?
    Doch dann erschien eine Gazelle mit gedrehten Hörnern. Zur großen Überraschung der Königin interessierte sich das Raubtier nicht für das behände Tier. Noch weniger erregte ein herrlicher Steinbock seine Aufmerksamkeit, der als Hieroglyphe für den Begriff der Würde stand.
    Ahotep erkannte, als sie langsam und Schritt für Schritt weiterging, dass sich weitere Tiere dort versammelten: eine weiße Antilope, ein Strauß, ein Hase mit langen Ohren, ein Fuchs, ein Schakal, ein Dachs, ein Igel und ein Wiesel. Auf höher liegenden Felsen hatten sich ein Falke und ein Geier niedergelassen.
    Die Bewohner der Wüste musterten die Königin. Aber was erwarteten sie von ihr? Sie wusste, dass sie sie nicht weitergehen lassen würden, wenn sie ihr Begehren nicht erfüllte.
    Ahotep sammelte sich, ging in sich. Da verstand sie, dass sie ihre magischen Kräfte unter Beweis stellen musste. Indem sie in die Finsternis eingedrungen war, in der sich der Geist des Königs Apophis verbarg, war sie mit dem Bösen in Berührung gekommen. Im Licht der Sonne musste sie jetzt zeigen, dass ihre Seele keinen Schaden genommen hatte und dass sie immer noch, wie es der althergebrachte Ausdruck besagte, ›von gerechter Stimme‹ war.
    Deshalb sang sie.
    Eine Hymne auf die Wiedergeburt des Lichts, auf das Erscheinen des von den Toten auferstandenen Skarabäus in der geheimnisvollen Gestalt der uranfänglichen Sonne.
    Alle Tiere, grausam und scheu, raubgierig und furchtsam, setzten zu einem Tanz an und bildeten einen Kreis um die Königin der Freiheit.
    Ihre wunderbare volle Stimme bezauberte sie, und Ahotep nahm ihre Kräfte in sich auf, die ihnen von dem großen Gott verliehen worden waren. Im Unterschied zu den Menschen hat kein Tier jemals seinen himmlischen Ursprung verleugnet.
    Bei ihrem wohltönenden, kraftvollen Gesang hatte Ahotep die Augen geschlossen. Als sie sie wieder öffnete, waren die Wüstenbewohner verschwunden. Doch die Spuren ihrer Tatzen und Krallen im Sand zeigten ihr, dass sie nicht geträumt hatte.
    Und ihre Gedanken wandten sich voller Dankbarkeit und Verehrung zum göttlichen Licht.

53
    A ls der Palastbote ein Feld entlangkam, das Chomu gehörte, verstellten ihm Angestellte des Keramikhändlers den Weg.
    Hinter ihnen tauchte Chomu auf. »Wohin willst du, mein Freund?«, fragte er.
    »Wohin? Aber … wie immer! Ich übergebe die offizielle Post Emhebs Patrouille, damit sie sie weiterleitet nach Auaris.«
    »Ich will diese Post sehen!«
    Der Bote fuhr auf. »Unmöglich … Das ist völlig unmöglich!«
    »Gib sie mir, oder wir brechen dir alle Knochen!«
    Es sah nicht so aus, als ob Chomu Spaß machte. Zu seiner größten Verzweiflung sah sich der Bote gezwungen, ihm zu gehorchen.
    Es gab nur einen einzigen Brief.
    Der Händler erbrach das königliche Siegel und las ihn. Er bestand aus einem langen Lobgesang auf die unendlichen Verdienste, die Apophis sich erworben habe, und dann folgte ein Absatz, in dem der Schreiber bestätigte, dass Theben in einer immer größer werdenden Lethargie versinke.
    Als er die Unterschrift las, entfuhr Chomu ein Schrei der Überraschung.
    Es war der Name des Ministers für Landwirtschaft, der schon seit Jahren tot und begraben war!
    Also war seine Vermutung doch richtig – im Palast wurde gelogen, und es wurden Intrigen geschmiedet … Mit diesem Beweis

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