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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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nach geheim halten, dass die Krone weg ist?«
    Helda schürzte die Lippen. »Ziemlich lange«, beschloss sie mit einem zuversichtlichen Nicken. »Ich glaube nicht, dass jemand bis zum Besuch Ihres Onkels die Krone vermissen wird, oder, Königin? In diesen Räumen halten sich nur Ihre Spione, Ihre Bediensteten, Ihre Freunde vom Rat und ich auf und darunter sind nur ein oder zwei Dienstboten, denen ich eher nicht trauen würde. Ich lasse einen Platzhalter bauen und lege ein Tuch über das Kissen, damit es so aussieht, als fehlte nichts.«
    »Vergiss nicht, dass es auch von Saf abhängt«, sagte Bo. »Er ist durchaus in der Lage, es auf den verschiedensten Wegen in der Stadt publik zu machen, dass deine Krone nicht dort ist, wo sie sein sollte, Bitterblue, und eine Menge Leute haben ihn und mich zusammen nach dem Prozess zu deinen Räumen gehen sehen.«
    Bitterblue seufzte. Sie konnte sich vorstellen, dass er zu so etwas fähig wäre, wenn er sehr wütend war. »Wir müssen herausfinden, wer ihn fälschlicherweise des Mordes bezichtigt hat«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Bo, »das ist eine wichtige Frage. Lass mich hingehen und wegen der Krone mit ihm reden, ja? Bitte. Ich versuche außerdem etwas über die Anschuldigung herauszufinden. Wahrscheinlich sollte ich mal mit dem falschen Zeugen reden, meinst du nicht?«
    »Ja. Ist gut.« Bitterblue ließ ihn seufzend los. »Ich bleibe hier. Es gibt ein paar Dinge, über die ich nachdenken muss. Helda, würdest du bitte weiterhin meine Ratgeber verjagen?«
    Sie ging in ihrem Schlafzimmer auf und ab.
    Denkt Saf wirklich, ernsthaft, wahrhaftig, ich sei verantwortlich dafür, dass die Wahrheitssucher zum Schweigen gebracht werden? Für alles verantwortlich? Wo ich mit ihm über die Dächer gelaufen bin? Wo ich doch Madlen zu ihnen gebracht habe! Denkt er wirklich …
    Benommen setzte sie sich auf die Truhe und zog ihre Haarnadeln heraus. Denkt er wirklich, ich wünsche ihm Unglück?
    Während sie sich die Kopfhaut massierte und ihre befreiten Haare zerstrubbelte, musste sie sich ängstlich eingestehen, dass sie mit dieser Frage in einer Sackgasse steckte. Sie hatte keinen Einfluss darauf, was Saf dachte.
    Er hat gesagt, dass ich nicht sehe, was ich getan habe oder wie hoch oben ich in der Welt stehe. Dass ich ihn im Stich gelassen habe. Er hat gesagt, wir wären nie Freunde, nie ebenbürtig gewesen.
    Sie ging zum Waschtisch hinüber, an dem sie saß, wenn Helda sie frisierte, warf ihre Haarnadeln in eine silberne Schale und starrte in den Spiegel. Sie hatte dunkle Ringe wie Blutergüsse unter den Augen und ihre Stirn, immer noch wund von dem gestrigen Angriff, war scheußlich violett. Hinter ihr spiegelte sich der riesige Raum, das Bett, das so hoch und groß war wie ein Esstisch für all ihre Freunde, die silbernen, goldenen, scharlachroten Wände. Die dunkle, mit Sternen gesprenkelte Decke. Fox oder sonst jemand putzt hier die Spinnweben weg , dachte sie. Irgendjemand kümmert sich um diesen wunderschönen Teppich.
    Bitterblue dachte an die unordentliche und helle Druckerei. Sie dachte an die aufgeräumten Wohnungen dahinter mit ihren Wänden und Böden aus grob behauenem Holz. Sie waren so klein, dass sie in dieses Zimmer gepasst hätten. Bitterblue betrachtete ihr perfekt sitzendes, hübsch geschneidertes Kleid aus blassgrauer Seide im Spiegel und dachte an Safs gröbere Kleidung mit den ausgefransten Ärmeln. Sie erinnerte sich, wie gut ihm Lecks goldene Taschenuhr gefallen hatte. Sie erinnerte sich an den Halsreif, den sie gedankenlos verpfändet hatte, ohne sich darum zu kümmern, wie viel Geld er ihr einbrachte.
    Sie glaubte nicht, dass Teddy und Saf arm waren. Sie hatten Arbeit, sie hatten etwas zu essen, sie veranstalteten rauschende Feste. Aber vermutlich würde sie gar nicht wissen, wie es aussah, wenn jemand arm war. Würde sie Armut erkennen? Und wenn sie nicht arm waren, was waren sie dann? Wie war es, in der Stadt zu leben? Bezahlten sie jemandem Miete? Wer entschied, was die Dinge kosteten? Bezahlten sie Steuern an die Krone, die eine Belastung für sie darstellten?
    Mit einem leicht unbehaglichen Gefühl ging Bitterblue wieder zur Truhe ihrer Mutter, setzte sich und zwang sich dazu, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, wodurch genau sie Saf im Stich gelassen hatte. Was, wenn die Situation umgekehrt gewesen wäre? Was, wenn sie das Mädchen aus dem Volk gewesen wäre und sich herausgestellt hätte, dass Saf der König war? Würde sie sich im Stich gelassen

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