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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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sich zwei sehr erschrockenen Lienid-Wachen gegenüber.
    »Stimmt irgendetwas nicht, Königin?«, fragte der Wachmann zu ihrer Linken.
    Was sollte sie schon tun? Kreuz und quer durch das Schloss rennen, ohne die geringste Ahnung zu haben, welchen Weg er eingeschlagen hatte, in der Hoffnung, ihm in irgendeinem Innenhof zu begegnen? Und dann? Ihn vor den umstehenden Schlossbewohnern bitten, ihr die Krone zurückzugeben, die er unter seinem Mantel versteckte? Und wenn er sich weigerte, mit ihm darum kämpfen? Er würde sofort wieder verhaftet und diesmal für ein Verbrechen, das er wirklich begangen hatte.
    »Alles wunderbar«, sagte Bitterblue. »Dies ist der schönste Tag meines Lebens. Danke der Nachfrage.«
    Dann ging sie ihre Schlafzimmertür eintreten, um Bo zu fragen, warum er das zugelassen hatte.
    Die Antwort war einfach. Bo war eingeschlafen.

Als Bo eine Stunde später in ihre Räume geplatzt kam, hatte er die Krone nicht bei sich.
    »Wo ist sie?«, zischte Bitterblue von ihrem Platz auf dem Sofa aus, wo sie die Stunde damit verbracht hatte, das Essen wegzuschieben, das Helda ihr aufdrängte, Besuche ihrer verwirrten Ratgeber abzuwehren und an ihrer Nagelhaut zu zupfen.
    Bo sank neben ihr zusammen, zerzaust und klitschnass. »Er ist mir entwischt.«
    »Er ist dir entwischt! Wie das?«
    »Er hatte einen Vorsprung, Bitterblue, und seine Schwester hat draußen auf ihn gewartet. Sie sind zusammen gerannt und haben sich gelegentlich getrennt. Und es regnet, was es schwieriger für mich macht. Und ich kann nicht alle Straßen im Kopf behalten und alle Häuser und alle Leute, die unterwegs sind, und mich gleichzeitig auf jemanden konzentrieren, der sich immer weiter entfernt; ich habe mich verirrt, musste umkehren. Und alle Leute, die mich gesehen haben – Hunderte –, waren ganz aufgeregt und fragten sich, warum ich wie ein Irrer in der Gegend herumrannte, und ich kann dir gar nicht beschreiben, wie sehr mich das ablenkt. Wenn du die Kraft der Gerüchteküche spüren würdest wie ich, würde sie dich um den Verstand bringen. Viel zu viele Leute da draußen wissen irgendwoher, dass Katsa mitten in der Nacht überstürzt und heulend über die Winged Bridge abgereist ist, in Raffins Kleidern und zu Pferd. Alle, die mich gesehen haben, wollten wissen, was ich ihr Schreckliches angetan habe.«
    »Abgesehen davon«, sagte eine würdevolle Stimme von der Tür her, »sehen Sie ihn sich doch an, Königin. Ich selbst habe nie versucht hinter jungen Männern her durch die Straßen der Stadt zu rennen, aber ich nehme an, es ist nicht einfach mit schweren Beinen und müden Augen. Er sieht aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen, und wer kann es ihm verdenken, wo seine Lady ihn sitzengelassen hat?« Helda trat ins Zimmer, goss ein Glas Apfelmost ein und reichte es Bo.
    »Sie ist abgereist, weil ich sie darum gebeten habe, Helda«, sagte er leise und nahm das Glas entgegen.
    Helda setzte sich ihnen gegenüber und sagte naserümpfend: »So, und wer sagt mir jetzt, was los ist?«
    Bitterblue war verwirrt. Hatte Bo Helda also seine Wahrheit enthüllt? Oder tat er das gerade in diesem Moment? Hatte er das überhaupt gewollt oder hatte sie ihm irgendwie nachspioniert? Wenn einer der Lienid-Wachleute jetzt reinkäme oder einer der Spione, würde Bo es ihnen dann auch enthüllen? Warum nicht gleich ein Transparent aus dem Fenster hängen?
    Sie zupfte an einem eingewachsenen Nagel, der zu fest saß, und sog schmerzhaft die Luft ein. »Also«, sagte sie zu Helda, während sie den größer werdenden Blutstropfen betrachtete. »Heute wurde ein Stadtbewohner, den ich kenne, wegen eines Mordes verhaftet, den er nicht begangen hat. Er wurde freigesprochen. Dann hat Bo ihn hergebracht, damit ich mit ihm reden konnte.«
    »Ich habe ihn gesehen, als er herkam, Königin«, sagte Helda ernst, »bevor Prinz Bo mich zurück in mein Zimmer gescheucht und mir erklärt hat, ich solle dort bleiben. Er sah aus wie ein unverbesserlicher Tunichtgut. Und als er anfing, Sie anzuschreien, und ich rauskam, um etwas Verstand in ihn zu prügeln, hat mich Prinz Bo erneut weggescheucht.«
    »Er heißt Sapphire«, sagte Bitterblue, »und bevor er mich heute im Gericht sah, wusste er nicht, dass ich die Königin bin. Ich hatte ihm gesagt, ich würde in der Schlossküche arbeiten.«
    Helda runzelte die Stirn. »Verstehe.«
    »Er ist ein Freund von mir, Helda«, sagte Bitterblue hoffnungslos. »Nur, dass er auf dem Weg nach draußen die Krone gestohlen

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