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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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aber als sie auf die Gasse hinaustrat, waren sie bereits fort.
    Da sie nicht wusste, wie spät es war, kehrte Bitterblue zum Schloss zurück. Am Fuß der Zugbrücke blieb sie stehen, um sich einen Moment auszuruhen. Sie hatte schon einmal genau an dieser Stelle gestanden, vor fast acht Jahren. Ihre Füße erinnerten sich daran und wollten sie in die Weststadt tragen, den Weg, den sie in jener Nacht mit ihrer Mutter gegangen war; ihre Füße wollten dem Fluss nach Westen folgen, bis sie die Stadt weit hinter sich gelassen hätte, und die Täler durchqueren, bis sie zu der Ebene vor dem Wald gelangte. Bitterblue wollte an der Stelle stehen, wo Vater Mutter in den Rücken geschossen hatte, sie von seinem Pferd aus im Schnee erschossen hatte, während Mama zu fliehen versuchte. Bitterblue hatte es nicht gesehen. Sie hatte sich im Wald versteckt, genau wie Ashen es ihr gesagt hatte. Aber Bo und Katsa hatten es gesehen. Manchmal beschrieb Bo es ihr, während er ruhig ihre Hände hielt. Sie hatte es sich so oft vorgestellt, dass es sich anfühlte wie eine Erinnerung, aber das war es nicht. Sie war nicht dabei gewesen, sie hatte nicht geschrien, so wie sie es sich vorstellte. Sie hatte sich nicht vor den Pfeil geworfen oder Mama aus der Schusslinie geschubst oder ein Messer geworfen und Leck rechtzeitig ermordet.
    Eine Uhr schlug zwei und brachte Bitterblue wieder zu sich. Der Westen hielt nichts für sie bereit außer einem langen und schwierigen Marsch und Erinnerungen, die selbst aus dieser Entfernung klar und deutlich waren. Sie ging über die Zugbrücke.
    Als sie erschöpft und gähnend im Bett lag, verstand sie zunächst nicht, warum sie keinen Schlaf fand. Dann spürte sie es, die Straßen voller Menschen, die Schatten der Häuser und Brücken, den Klang der Geschichten und den Geschmack des Apfelmosts; die Angst, die all ihre Handlungen durchdrungen hatte. Ihr Körper pulsierte vom Leben der mitternächtlichen Stadt.

An reguläre Arbeit ist heute nicht zu denken.
    Am nächsten Morgen saß Bitterblue verschlafen an ihrem Schreibtisch im Turm. Ihr Ratgeber Darby war von seiner Zechtour, von der alle wussten, die aber niemand erwähnte, zurückgekehrt, kam immer wieder die Wendeltreppe aus den unteren Schreibzimmern heraufgerannt und brachte ihr Papiere, mit denen sie langweilige Dinge tun musste. Wenn er kam, platzte er jedes Mal durch die Tür, schoss durch das Zimmer und blieb wie auf glühenden Kohlen vor ihrem Schreibtisch stehen. Wenn er ging, war es dasselbe. In nüchternem Zustand war Darby immer hellwach und voller Elan – wirklich immer, denn er hatte ein gelbes und ein grünes Auge und besaß die Gabe, ohne Schlaf auszukommen.
    Runnemood dagegen saß träge im Zimmer herum und sah gut aus, während Thiel, der zu steif und verbissen war, um gut auszusehen, um Runnemood herumstrich und vor dem Schreibtisch aufragte, wo er entschied, in welcher Reihenfolge Bitterblue von den Papieren gequält werden sollte. Rood war immer noch nicht wieder da.
    Bitterblue hatte so viele Fragen und hier waren so viele Leute, denen sie sie nicht stellen konnte. Wussten ihre Ratgeber, dass es ein Lokal unter der Monster Bridge gab, in dem sich die Leute Geschichten über Leck erzählten? Warum spielten die Viertel unter den Brücken keine Rolle bei ihren jährlichen Inspektionstouren? Lag es daran, dass die Häuser verfielen? Das hatte sie überrascht. Und wie kam sie, ohne Verdacht zu erregen, an ein paar Münzen?
    Laut sagte sie: »Ich will eine Karte.«
    »Eine Karte?«, fragte Thiel erschrocken und schob ihr dann raschelnd ein Blatt Papier zu. »Auf der die Lage dieser neu gegründeten Stadt eingetragen ist?«
    »Nein. Einen Stadtplan von Bitterblue City. Ich will mir einen Stadtplan ansehen. Schicken Sie jemanden danach, bitte, Thiel, ja?«
    »Hat das etwas mit Wassermelonen zu tun, Königin?«
    »Thiel, ich will einfach einen Stadtplan! Besorgen Sie mir einen Stadtplan!«
    »Lieber Himmel«, sagte Thiel. »Darby«, wandte er sich dann an den aufgedrehten Kerl, der gerade mal wieder ins Zimmer gestürmt kam. »Schick doch bitte jemanden in die Bibliothek, um einen Stadtplan zur Einsicht für die Königin zu besorgen – einen aktuellen Stadtplan – ja?«
    »Einen aktuellen Stadtplan. Sehr wohl«, sagte Darby, drehte sich einmal um sich selbst und war wieder weg.
    »Wir beschaffen einen Stadtplan, Königin«, berichtete Thiel, als er sich wieder an Bitterblue wandte.
    »Ja«, sagte Bitterblue mit sarkastischem Tonfall und

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