Die Königliche (German Edition)
wie es zwischen uns funktionieren wird, Thiel. Ich weiß nicht, wie wir lernen können, uns wieder zu vertrauen, und ich weiß, dass es Ihnen nicht gut genug geht, um mir in jeder Angelegenheit, um die ich mich kümmern muss, zu helfen. Aber ich vermisse Sie und würde es gerne noch mal versuchen.«
Ein dünnes Rinnsal Blut sickerte an einer anderen Stelle durch Thiels Hemd, hoch oben am Ärmel. Als Bitterblue sich erhob, um zu gehen, ließ sie den Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es aussah wie eine Gefängniszelle.
Als Nächstes ging Bitterblue zur Krankenstation. Madlens Zimmer wurde von Kohlenpfannen gewärmt, die gegen die frühe Dunkelheit des Herbstes angezündet worden waren, und war wie immer voller Bücher und Papier. Ein sicherer Hafen.
Madlen packte.
»Die Knochen?«, fragte Bitterblue.
»Ja, Königin«, sagte Madlen. »Die rätselhaften Knochen. Sapphire ist nach Hause gegangen und macht sich ebenfalls fertig.«
»Ich werde ein paar Soldaten meiner Lienid-Wache mit Ihnen mitschicken, Madlen, weil ich mir wegen Saf Sorgen mache – aber würden Sie ihn in Ihrer Eigenschaft als Heilerin auch im Auge behalten? Ich weiß nicht genau, wie viel er wirklich davon versteht, Dinge aus dem Wasser hochzuholen, vor allem in der Kälte, und er hält sich für unbesiegbar.«
»Natürlich, das mache ich, Königin. Und wenn ich zurückkomme, können wir vielleicht einen Blick unter Ihren Gips werfen. Ich freue mich schon darauf, auszuprobieren, wie viel Kraft Sie haben, und zu sehen, wie meine Arzneien gewirkt haben.«
»Kann ich Brotteig kneten, wenn der Gips ab ist?«
»Wenn ich mit Ihrem Gesundheitszustand zufrieden bin, dann können Sie Brotteig kneten, ja. Sind Sie deshalb hergekommen, Königin? Um mich um Erlaubnis zu bitten, Brotteig zu kneten?«
Bitterblue setzte sich neben einem Haufen Decken, Papier und Kleidung ans Ende von Madlens Bett. »Nein.«
»Das habe ich mir gedacht.«
Bitterblue sagte sich die Worte in Gedanken vor, bevor sie sie laut aussprach, besorgt, dass man sie für verrückt erklären könnte. »Madlen, wäre es möglich, dass sich ein Mensch selbst schneidet?«, fragte sie. »Absichtlich?«
Madlen ließ ihre stöbernden Hände ruhen und sah Bitterblue an. Dann schob sie den Berg aus Sachen auf ihrem Bett mit einer kräftigen Handbewegung zur Seite und setzte sich neben sie. »Fragen Sie Ihretwegen, Königin, oder wegen jemand anders?«
»Sie wissen, dass ich mir selbst so etwas nicht antun würde.«
»Ich würde zumindest gerne glauben, dass ich das weiß, Königin«, sagte Madlen. Dann schwieg sie mit grimmigem Gesichtsausdruck. »Es gibt keine Grenzen dafür, wie sehr Menschen, die man zu kennen glaubt, einen überraschen können. Ich kann Ihnen dieses Verhalten nicht erklären, Königin. Möglicherweise soll es eine Bestrafung für etwas sein, das man sich selbst nicht verzeihen kann. Oder die Äußerung eines inneren Schmerzes. Oder vielleicht ist es auch eine Art, sich bewusst zu werden, dass man doch am Leben bleiben will.«
»Tun Sie nicht so, als wäre es etwas Lebensbejahendes«, flüsterte Bitterblue wütend.
Madlen musterte ihre Hände, die groß, stark und, wie Bitterblue wusste, unendlich sanft waren. »Es ist mir eine Erleichterung, Königin, dass Sie in all Ihrem Schmerz kein Interesse daran haben, sich selbst zu verletzen.«
»Warum sollte ich?«, brach es aus Bitterblue heraus. »Warum sollte ich das tun? Es ist töricht. Leute, die so etwas tun, würde ich am liebsten treten.«
»Das wäre dann vielleicht überflüssig, Königin.«
Zurück in ihren Räumen stürmte Bitterblue ins Schlafzimmer, knallte die Tür hinter sich zu, schloss sogar ab, zerrte dann an ihren Zöpfen, zerrte an ihrer Schlinge und ihrem Kleid, während Tränen lautlose Spuren über ihr Gesicht zogen. Jemand klopfte an die Tür. »Geh weg«, brüllte sie und marschierte hin und her. Wie kann ich ihm helfen? Wenn ich ihn darauf anspreche, wird er es leugnen, dann leer werden und auseinanderbrechen.
»Königin«, rief Heldas Stimme auf der anderen Seite der Tür. »Sagen Sie mir, dass es Ihnen gut geht dadrin, sonst lasse ich Bann die Tür einschlagen.«
Halb weinend, halb lachend, fand Bitterblue einen Morgenmantel. Dann ging sie zur Tür und öffnete.
»Helda«, sagte sie zu der Frau, die herrisch mit einem Schlüssel in der Hand dort stand, was ihre Drohung ein bisschen übertrieben wirken ließ. »Entschuldige meine
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