Die Königliche (German Edition)
Unhöflichkeit. Ich war … aufgebracht.«
»Mmpf. Nun, es gibt auch mehr als genug, was einen hier aufbringen kann, Königin. Fassen Sie sich und kommen Sie bitte ins Wohnzimmer. Bann hat einen Platz aufgetan, wo wir Ihren Sapphire verstecken könnten, sollte die Sache mit der Krone kritisch werden.«
»Es war Katsas Vorschlag, Königin«, sagte Bann. »Glauben Sie, dass er sich freiwillig in ein Versteck von uns begibt?«
»Möglich«, entgegnete Bitterblue. »Ich könnte versuchen, mit ihm zu reden. Wo ist es?«
»Auf der Winged Bridge.«
»Der Winged Bridge? Ist der Teil der Stadt nicht ziemlich bevölkert?«
»Er soll auf die Brücke, Königin. Da geht kaum jemand hin. Und es ist eine Zugbrücke, wussten Sie das? Auf dieser Seite gibt es eine Art Raum – einen Turm – für den Zugbrückenwärter. Katsa hat ihn entdeckt, als sie das erste Mal zu ihrem Tunnel aufgebrochen ist. Ihr Weg führte sie über die Brücke und sie hatte in jener Nacht keine Ausrüstung dabei, erinnern Sie sich?«
»Ist die Winged Bridge nicht so hoch, dass praktisch drei voll aufgetakelte Schiffe übereinander spielend darunter durchpassen würden?«
»In gewisser Weise ja«, sagte Bann sanft. »Ich rechne nicht damit, dass je die Notwendigkeit besteht, die Zugbrücke hochzuziehen. Was bedeutet, dass es ein Zugbrückenturm ist, den kein Mensch je eines Blickes würdigt. Er ist möbliert und bewohnbar, ausgestattet mit Töpfen, Pfannen, einem Herd. Es hätte Leck doch ähnlichgesehen, dort einen Mann zu postieren, der nichts zu tun hatte, oder? In seiner Art der Unlogik? Aber jetzt steht der Raum leer. Katsa zufolge ist alles von einer jahrealten Staubschicht bedeckt. Sie ist dort eingebrochen und hat ein Messer und ein paar andere Sachen mitgenommen, aber den Rest dagelassen.«
»Ich fange an, mich für die Idee zu erwärmen«, sagte Bitterblue. »Es würde Saf guttun, niesend in einem kalten Raum zu sitzen und über seine Fehler nachzudenken.«
»Es ist auf jeden Fall besser, als zu versuchen, ihn in einem unserer Schränke zu verstecken, Königin. Und es wäre der erste Schritt, um ihn dann nach Estill zu bringen.«
Bitterblue hob die Augenbrauen. »Sie scheinen Pläne mit ihm zu haben.«
Bann zuckte mit den Schultern. »Natürlich würden wir ihm sowieso helfen, Königin, weil er Ihr Freund ist. Aber er ist auch jemand, der uns nützlich sein könnte.«
»Ich nehme an, dass er Lienid vorziehen würde, wenn er beschließen sollte, sich zu verdrücken.«
»Wir werden ihn zu nichts zwingen, Königin«, sagte Bann. »Jemand, der nicht mit uns zusammenarbeiten will, ist uns nicht von Nutzen. Er macht, was er will. Das ist einer der Gründe, die ihn für uns interessant machen, aber wir wissen auch, es bedeutet, dass er sich nichts sagen lässt. Erzählen Sie ihm das mit der Brücke, bitte, ja? Ich werde in den nächsten Nächten mal persönlich vorbeigehen, um sicherzustellen, dass der Raum seinen Zweck erfüllt. Manchmal sind die besten Verstecke die unter aller Augen.«
Anstatt sich in jener Nacht durch weitere Stickereien zu quälen, wanderte Bitterblue zur Kunstgalerie. Sie war sich nicht sicher, warum sie das tat, noch dazu in Morgenmantel und Pantoffeln. Helda und Bann waren schon zu Bett gegangen und Giddon hatte seine eigenen Probleme. Sie hatte ein unbestimmtes Bedürfnis nach Gesellschaft.
Aber sie konnte Hava nirgends entdecken. »Hava?«, rief sie ein-, zweimal, falls das Mädchen sich tarnte. Keine Antwort.
Schließlich stand sie vor dem Wandbehang mit dem Mann, der von den bunten Bestien angegriffen wurde. Und überlegte zum ersten Mal, ob er wohl eine wirkliche Begebenheit darstellte.
Ein Klicken ertönte und der Wandbehang, den sie betrachtete, bewegte und bauschte sich. Dahinter stand jemand. »Hava?«, fragte sie.
Aber es war Fox, die plötzlich vor ihr stand und im Licht von Bitterblues Lampe blinzelte. »Königin!«
»Fox!«, entgegnete Bitterblue. »Wo um alles in der Welt kommst du her?«
»Es gibt eine Wendeltreppe von der Bibliothek hier herauf, Königin«, sagte Fox. »Ich habe sie gerade zum ersten Mal ausprobiert. Ornik hat mir davon erzählt. Offenbar führt sie auch an Lady Katsas Räumen vorbei und der Rat nutzt sie manchmal für Treffen. Glauben Sie, ich dürfte irgendwann mal an einem Ratstreffen teilnehmen, Königin?«
»Das müssen Prinz Bo und die anderen entscheiden«, sagte Bitterblue ruhig. »Hast du schon einige von ihnen kennengelernt, Fox?«
»Prinz Bo nicht«, sagte Fox
Weitere Kostenlose Bücher