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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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ihrem Turm durchqueren musste, liefen Dutzende Männer umher, schrieben etwas an ihren Schreibtischen oder brüteten mit ausdruckslosen und gelangweilten Gesichtern über langen, ermüdend aussehenden Dokumenten. Vier Männer ihrer beschenkten Wache, die an der Wand saßen, hoben ihre unterschiedlichen Augen und sahen sie an. Die insgesamt achtköpfige königliche Wache war früher auch Lecks Wache gewesen. Alle Wachmänner waren mit Faust- oder Schwertkampf, Stärke oder irgendeiner anderen Fähigkeit beschenkt, die dem Beschützer einer Königin nützen konnte, und es war ihre Aufgabe, die Schreibzimmer und den Turm zu schützen. Holt, einer der vier, die gerade Dienst hatten, musterte sie erwartungsvoll. Bitterblue nahm sich in Gedanken vor, sich über niemanden zu ärgern.
    Ihr Ratgeber Rood, der sich endlich glücklich von seiner Nervenkrise erholt hatte, war ebenfalls anwesend. »Guten Morgen, Königin«, sagte er schüchtern. »Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Rood sah nicht aus wie sein älterer Bruder Runnemood, sondern eher wie Runnemoods Schatten, blass und alt, als würde er platzen und sich in Luft auflösen, wenn man ihn mit etwas Spitzem piksen würde. »Ja, Rood«, sagte sie, »ich hätte schrecklich gern etwas Speck. Könnte mir jemand etwas Speck mit Eiern und Würstchen besorgen? Wie geht es Ihnen?«
    »Heute Morgen um sieben Uhr wurde auf dem Weg vom Silberhafen zur königlichen Schatzkammer eine Schiffsladung Silberwaren gestohlen, Königin«, sagte Rood. »Der Verlust ist zwar gering, aber das Silber ist aus dem fahrenden Wagen verschwunden und wir sind natürlich verblüfft und besorgt.«
    »Wirklich unerklärlich«, sagte Bitterblue trocken. Sie hatte sich heute Morgen deutlich vor sieben von Sapphire getrennt, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er noch auf Diebestour gehen würde, wo Teddys Zustand so ernst war. »Sind diese Silberwaren vorher schon mal gestohlen worden?«
    »Verzeihen Sie mir, Königin, aber ich kann Ihnen nicht folgen. Was meinen Sie?«
    »Um ehrlich zu sein, weiß ich es selbst nicht genau.«
    »Königin!«, sagte Darby, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte. »Lord Danzhol wartet oben. Thiel wird Sie zu dem Treffen begleiten.«
    Danzhol. Der mit dem Heiratsantrag und den Einwänden gegen die Unabhängigkeitserklärung der Stadt im Zentrum Monseas. »Speck«, murmelte Bitterblue. »Speck!«, wiederholte sie und stieg dann vorsichtig die Wendeltreppe hinauf.
    Städten wie der Danzhols die Unabhängigkeit zu gewähren war die Idee von Bitterblues Ratgebern gewesen und König Ror hatte sich einverstanden erklärt. Zu Lecks Zeiten hatten sich mehr als nur ein paar Lords und Ladys von Monsea ausbeuterisch verhalten. Es war schwer zu sagen, welche davon unter Lecks Einfluss gehandelt hatten und welche nach ihrem glasklaren Verstand, weil sie erkannten, wie viel sie durch kalkulierte Ausbeutung gewinnen konnten, während der Rest des Königreichs abgelenkt war. Aber als König Ror ein paar nahe gelegene Anwesen besucht hatte, war es offensichtlich gewesen, dass es Lords und Ladys gab, die sich selbst zu Königen aufgeschwungen hatten und auf selbstsüchtige und oft grausame Weise Steuern von ihren Leuten erhoben und Gesetze erlassen hatten.
    Entsprach es da nicht der Politik des Nach-vorne-Schauens, alle ungerecht behandelten Städte mit Freiheitsrechten und Selbstverwaltung auszustatten? Natürlich erforderte der Antrag auf Unabhängigkeit einen gewissen Grad an Motivation und Organisation unter den Stadtbewohnern – nicht zu vergessen, dass sie dazu lesen und schreiben können mussten – und die Lords und Ladys hatten das Recht, Einspruch zu erheben. Allerdings taten sie das nur selten. Kaum jemand schien erpicht darauf zu sein, dass der Hof zu tief in seiner Vergangenheit stocherte.
    Lord Danzhol war ein Mann Mitte vierzig mit einem breiten Mund und schlecht sitzender Kleidung, die am Bauch zu eng war und an den Schultern zu weit, so dass sein Hals aus einer Höhle aufzutauchen schien. Er hatte ein silbernes und ein blassgrünes Auge.
    »Ihre Bürger behaupten, Sie hätten sie während Lecks Herrschaft mit Ihren Steuern ausgehungert«, sagte Bitterblue und zeigte auf die entsprechenden Absätze im Unabhängigkeitsantrag, »und Sie hätten ihr Eigentum beschlagnahmt, wenn sie nicht zahlen konnten. Ihre Bücher, Handelswaren, Tinte, Papier, sogar Vieh. Hier wird angedeutet, dass Sie Probleme mit dem Glücksspiel hatten und immer noch haben.«
    »Ich

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