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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Nacht gewesen war und warum sie sich verkleidet hatte – aber Bo drang nicht gern ins Bewusstsein seiner Freunde ein. Seine Fähigkeit, Gedanken zu lesen, war beschränkt: Er konnte nur die wahrnehmen, die etwas mit ihm zu tun hatten; aber schließlich hatten die meisten Gedanken einer Person während einer Unterhaltung etwas mit dem Fragenden zu tun. Und so versuchte er sich gerade einen harmlosen Weg einfallen zu lassen, sie um eine Erklärung zu bitten: unbestimmte Fragen, die nichts suggerierten, ihr die Möglichkeit gaben, so zu antworten, wie sie wollte, und keine emotionale Reaktion hervorriefen, die er lesen könnte.
    Bitterblue inspizierte das Frühstückstablett und fand nach einigem Stöbern eine halbe Scheibe Toast, die er übrig gelassen hatte. Sie biss hungrig hinein. »Jetzt muss ich dir Frühstück bestellen«, sagte sie, »und es genauso herzlos vertilgen wie du meins.«
    »Bitterblue«, hob er an, »dieser Beschenkte, von dem du dich vor dem Schloss verabschiedet hast. Dieser großartige muskulöse Kerl mit dem Lienid-Gold …«
    Sie verstand sehr gut, was er andeutete, und wirbelte zu ihm herum, entsetzt über die Reichweite seiner Gabe und wütend, weil dies mitnichten eine harmlose Frage war. »Bo«, fuhr sie ihn an, »ich rate dir, diesen Weg nicht weiterzuverfolgen und einen ganz anderen Ansatz zu versuchen. Warum erzählst du mir nicht, was es Neues aus Nander gibt?«
    Wenig erfreut kniff er den Mund zusammen. »König Drowden ist entthront worden«, sagte er.
    »Was?«, quiekte Bitterblue. »Entthront?«
    »Es gab eine Belagerung«, erklärte Bo. »Jetzt sitzt er bei den Ratten im Kerker. Es wird einen Prozess geben.«
    »Aber warum hat mich kein Bote benachrichtigt?«
    »Weil ich dieser Bote bin. Giddon und ich sind direkt zu dir gekommen, sobald sich die Situation stabilisiert hatte. Wir sind täglich achtzehn Stunden geritten und haben öfter die Pferde gewechselt, als wir gegessen haben. Stell dir meine Begeisterung vor, als wir am Rande des Zusammenbruchs hier eingetroffen sind, nur damit ich dann die ganze Nacht aufbleibe und mich frage, wo bei allen Meeren du abgeblieben bist, ob ich Alarm schlagen soll und wie ich Katsa dein Verschwinden erklären soll.«
    »Was ist in Nander los? Wer regiert da jetzt?«
    »Ein Bündnis aus Ratsmitgliedern.«
    Der Rat war eine geheime Vereinigung von Katsa, Bo, Giddon, Prinz Raffin und all ihren heimlichen Freunden, die sich dem organisierten Chaos verschrieben hatten. Katsa hatte sie vor Jahren ins Leben gerufen, um die grausamsten Könige der Welt davon abzuhalten, ihr Volk zu tyrannisieren. »Der Rat regiert in Nander?«
    »Die Bündnis-Mitglieder sind allesamt Lords und Ladys aus Nander, die eine Rolle bei Drowdens Sturz gespielt haben. Als wir dort abgereist sind, wählte das Bündnis gerade seine Anführer. Oll beobachtet die Vorgänge genau, aber mir scheint – und Giddon ist derselben Meinung –, dass dieses Bündnis im Moment nicht die schlechteste Lösung ist, während ganz Nander überlegt, wie es weitergehen soll. Es war die Rede davon, einfach Drowdens nächsten Verwandten auf den Thron zu setzen – Drowden hat keinen Erben, aber sein jüngerer Halbbruder ist ein vernünftiger Mann und langjähriger Verbündeter des Rats –, aber es herrscht große Empörung unter den Lords, die Drowden zurückwollen, und die Emotionen kochen hoch, wie du dir sicher vorstellen kannst. Am Morgen unserer Abreise haben Giddon und ich einen Faustkampf verhindert, gefrühstückt, einen Schwertkampf unterbunden und sind dann auf unsere Pferde gestiegen.« Er rieb sich die Augen. »Niemand ist als König von Nander im Moment sicher.«
    »Bei allen Meeren, Bo. Du musst todmüde sein.«
    »Ja«, sagte er. »Ich bin hergekommen, um Urlaub zu machen. Es war wunderbar.«
    Bitterblue lächelte. »Wann kommt Katsa?«
    »Sie weiß es noch nicht. Bestimmt kommt sie genau dann hier reingeschneit, wenn wir nicht mehr mit ihr rechnen. Sie war in Estill, Sunder und Wester praktisch auf sich gestellt, während wir Übrigen in Nander waren. Ich sehne mich nach ein paar Tagen Ruhe mit ihr, bevor wir den nächsten Monarchen vom Thron stürzen.«
    »Das macht ihr doch nicht, oder?«
    »Na ja«, sagte er, während er die Augen schloss und sich an die Wand lehnte, »das war ein Witz, glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    »Man kann nie wissen«, sagte Bo mit provokativer Unbestimmtheit, dann schlug er die Augen auf und sah sie blinzelnd an. »Hattest du hier irgendwelche

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