Die Königliche (German Edition)
denselben Akzent wie Ashen und auch das intensive Gefühl von Loyalität war das Gleiche. Vielleicht hatte es einen Sinn, dass Bo und Katsa genau in dem Moment in ihr Leben getreten waren, als Ashen herausgerissen wurde. Es stellte nicht die Gerechtigkeit wieder her, aber es hatte einen Sinn. »Ich habe getan, was Katsa mir beigebracht hat«, sagte sie leise.
Er streckte den Arm aus, zog sie an sich und umarmte sie fest. In seinen Armen fand sie ihr inneres Gleichgewicht wieder.
Als Nächstes ging Bitterblue zur Krankenstation, um herauszufinden, wie es Teddy ging.
Madlens Schnarchen hätte eine Invasion aus Gänsen übertönen können, aber als Bitterblue die Tür aufstieß, saß sie aufrecht im Bett. »Königin«, sagte sie heiser und blinzelte. »Teddy hält sich.«
Bitterblue ließ sich auf einen Stuhl fallen, dann zog sie die Beine an und schlang die Arme um die Knie. »Glauben Sie, dass er durchkommt?«
»Ich glaube, es ist sehr gut möglich, Königin.«
»Haben Sie ihnen alle Arzneien gegeben, die sie brauchen?«
»Alle, die ich hatte, Königin, und ich kann Ihnen noch mehr für sie mitgeben.«
»Und haben Sie …« Bitterblue war nicht sicher, wie sie das am besten fragen sollte. »Haben Sie irgendetwas … Eigenartiges bemerkt, während Sie dort waren, Madlen?«
Die Frage schien Madlen nicht zu überraschen, obwohl die Heilerin Bitterblue genau musterte, bevor sie antwortete – von ihren unordentlichen verknoteten Haaren bis hin zu den Stiefeln. »Ja. Es wurden ein paar seltsame Dinge gesagt und getan.«
»Erzählen Sie mir alles«, bat Bitterblue. »Ich möchte alles wissen, ob seltsam oder nicht.«
»Nun«, sagte Madlen, »wo fange ich am besten an? Vermutlich war das Seltsamste der Ausflug, den sie machten, als Sapphire zurückkam, nachdem er Sie nach Hause gebracht hatte. Er kam ins Zimmer, ganz offensichtlich zufrieden mit irgendetwas, Königin, und warf Bren und Tilda vielsagende Blicke zu …«
»Bren?«
»Bren. Sapphires Schwester, Königin.«
»Und Tilda ist Teddys Schwester?«
»Tut mir leid, Königin … ich war davon ausgegangen …«
»Gehen Sie davon aus, dass ich gar nichts weiß«, sagte Bitterblue.
»Nun«, sagte Madlen, »ja. Es sind zwei Geschwisterpaare. Teddy und Sapphire wohnen in den Räumen hinter der Druckerei, wo wir waren, und Tilda und Bren in der Wohnung darüber. Die Frauen sind älter und wohnen schon eine ganze Weile zusammen, Königin. Tilda scheint die eigentliche Besitzerin der Druckerei zu sein, aber sie sagte mir, sie und Bren seien Lehrerinnen.«
»Lehrerinnen! Was für welche?«
»Das kann ich wirklich nicht sagen, Königin«, entgegnete Madlen. »Die Art von Lehrerin, die sich mit Sapphire in die Druckerei stiehlt, die Tür schließt, ein geflüstertes Gespräch führt, damit ich nichts hören kann, und mich dann mit Ihrem halb toten Freund allein lässt, ohne mir Bescheid zu sagen.«
»Das heißt, Sie waren allein im Haus?«, fragte Bitterblue und setzte sich auf.
»Teddy kam zu sich, Königin, deshalb ging ich in die Druckerei, um ihnen die gute Nachricht zu überbringen. Da stellte ich fest, dass sie weg waren.«
»Wie schade, dass Teddy aufgewacht ist, bevor Sie wussten, dass Sie allein waren«, rief Bitterblue. »Sie hätten sonst ihre Sachen durchsuchen und die Antworten auf so viele Fragen finden können.«
»Hm«, sagte Madlen trocken. »Das ist normalerweise nicht meine erste Amtshandlung, wenn ich im Haus eines Fremden mit einem schlafenden Patienten allein bin. Wie auch immer, Königin, Sie werden sich freuen, dass Teddy zu sich gekommen ist, denn er war ziemlich gesprächig.«
»Wirklich!«
»Haben Sie seine Arme gesehen, Königin?«
Teddys Arme? Sie hatte Safs Arme gesehen; Saf hatte Lienid-Zeichen an den Oberarmen, so wie Bo. Weniger kunstvolle als Bos, aber nicht weniger auffällig. Und nicht weniger attraktiv. Sogar noch attraktiver , dachte sie grimmig, nur für den Fall, dass Bo wach war und sich geschmeichelt fühlte. »Was ist denn mit Teddys Armen?«, fragte sie, rieb sich die Augen und seufzte.
»Er hat Narben auf einem Arm, Königin. Sie sehen aus wie Brandnarben – als wäre er gebrandmarkt worden. Ich habe ihn gefragt, wie das passiert ist, und er sagte, es sei die Druckerpresse gewesen. Er habe versucht, seine Eltern zu wecken, sagte er, was ihm nicht gelungen sei, und sei gegen die Druckerpresse gelehnt eingeschlafen, bis Tilda ihn da rausgeholt habe. In meinen Ohren ergab das überhaupt keinen Sinn,
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