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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Königin, deshalb fragte ich ihn, ob seine Eltern eine Druckerei gehabt hätten, die abgebrannt sei. Da fing er an zu kichern – er stand unter Medikamenteneinfluss, wissen Sie, Königin, und hat deshalb vielleicht mehr gesagt als sonst und weniger Sinnvolles – und erzählte mir, dass seine Eltern vier Druckereien gehabt hätten, die abgebrannt seien.«
    »Vier! Hat er halluziniert?«
    »Ich bin mir nicht sicher, Königin, aber als ich nachfragte, schwor er Stein und Bein, dass sie vier Druckereien gehabt hätten und dass sie eine nach der anderen abgebrannt seien. Ich sagte, das schiene mir ein erstaunlicher Zufall, aber er sagte, nein, genau das hätte passieren müssen. Ich fragte ihn, ob seine Eltern besonders unvorsichtig seien, und er kicherte erneut und sagte, ja, in Leck City sei es besonders unvorsichtig gewesen, eine Druckerei zu betreiben.«
    Oh. Da verstand Bitterblue die Geschichte; sie erkannte, auf welcher Ebene sie sehr wohl einen Sinn ergab. »Seine Eltern«, fragte sie, »wo sind sie jetzt?«
    »Sie sind in dem Feuer umgekommen, bei dem er die Narben davongetragen hat, Königin.«
    Sie hatte gewusst, wie die Antwort lauten würde, und trotzdem war die Bestätigung schwer zu ertragen. »Wann?«
    »Oh, vor zehn Jahren. Er war damals zehn.«
    Mein Vater hat Teddys Eltern umgebracht , dachte Bitterblue. Ich könnte es ihm nicht verdenken, wenn er mich hassen würde.
    »Und dann«, fuhr Madlen fort, »hat er noch was gesagt, das mir so sinnlos vorkam, dass ich es aufgeschrieben habe, Königin, um es Ihnen richtig wiedergeben zu können. Wo hab ich’s denn?«, fragte Madlen sich selbst, während sie ärgerlich in dem Berg aus Büchern und Papier auf ihrem Nachttisch herumkramte. Sie beugte sich aus dem Bett und griff nach den abgelegten Kleidungsstücken, die auf dem Boden lagen. »Hier ist es«, sagte sie, fischte ein gefaltetes Stück Papier aus einer Tasche und strich es auf der Matratze glatt. »Er hat gesagt: ›Ich nehme an, die kleine Königin ist heute auch ohne Sie in Sicherheit, da ihre ersten Männer das Gleiche können wie Sie. Wenn man einmal schneiden und nähen gelernt hat, ob man das wohl je wieder verlernt, egal, was dazwischenkommt? Selbst wenn Leck dazwischenkommt? Ich mache mir Sorgen um sie. Es ist mein Traum, dass die Königin eine Wahrheitssucherin ist, aber nicht, wenn sie dadurch irgendjemandes Opfer wird.‹«
    Madlen hörte auf zu lesen und sah zu Bitterblue hinüber, die sie ausdruckslos anstarrte.
    »Das hat er gesagt?«
    »Soweit ich mich daran erinnern kann, Königin.«
    »Wer bitte sind meine ›ersten Männer‹?«, fragte Bitterblue. »Meine Ratgeber?« Und … Opfer?
    »Ich habe keine Ahnung, Königin. Dem Zusammenhang nach vielleicht Ihre besten männlichen Heiler?«
    »Wahrscheinlich ist es nur Blödsinn, der auf den Einfluss der Arzneien zurückzuführen ist«, sagte Bitterblue. »Kann ich mal sehen?«
    Madlens Schrift war groß und sorgfältig wie die eines Kindes. Bitterblue saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Stuhl und rätselte eine Zeit lang über die Nachricht. Schneiden und nähen? War damit die Arbeit eines Heilers gemeint? Oder Näharbeit? Oder irgendetwas Schreckliches wie das, was ihr Vater immer den Kaninchen und Mäusen mit einem Messer zugefügt hatte? Es ist mein Traum, dass die Königin eine Wahrheitssucherin ist, aber nicht, wenn sie dadurch irgendjemandes Opfer wird.
    »Er hat eine Menge Unsinn geredet, Königin«, sagte Madlen, nahm die Augenklappe von ihrem Haken am Bettpfosten und verknotete sie hinter dem Kopf. »Und als die anderen drei zurückkamen, sahen sie aus wie junge Leute, die sehr zufrieden mit sich sind.«
    »Ach ja.« Bitterblue hatte die Eskapaden der anderen drei ganz vergessen. »Hatten sie etwas dabei?«
    »Allerdings. Einen kleinen Sack, den Bren nach oben brachte, bevor ich ihn näher in Augenschein nehmen konnte.«
    »Machte er irgendein Geräusch? Ein Klirren? Oder ein Klimpern?«
    »Nein, Königin. Sie trug ihn ganz behutsam nah am Körper.«
    »Könnten es Silbermünzen gewesen sein?«
    »Genauso gut hätte es Mehl sein können, Königin, oder Kohle oder die Kronjuwelen aller sechs Könige.«
    »Fünf Könige«, sagte Bitterblue. »Drowden ist entthront worden, wie ich heute Morgen erfahren habe.«
    Madlen setzte sich auf und stellte die Füße auf den Boden. »Große Fluten«, sagte sie und sah Bitterblue ernst an. »Das ist wirklich ein überraschender Tag. Wenn Sie mir irgendwann sagen, König Thigpen sei

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