Die Königliche (German Edition)
ein und ließ sie wieder ausströmen. »Bist du immer bewaffnet?«, fragte er mit ruhiger Stimme.
»Ja. Ich trage ein Messer im Stiefel.«
»Und wenn du schläfst?«
»Nachts habe ich Messer an die Unterarme geschnallt.«
»Und kommst du jemals nach Hause und schläfst in deinem eigenen Bett?«
»Immer«, sagte sie leicht missmutig, »außer letzte Nacht. Nicht, dass es dich etwas angehen würde.«
»Könntest du dir vorstellen, die Armhalfter auch tagsüber immer zu tragen, so wie jetzt?«
»Ja«, sagte sie, »und überhaupt, warum muss ich das heimlich tun? Wenn Männer mich in meinem Schreibzimmer angreifen, warum sollte ich dann kein Schwert tragen?«
»Du hast Recht. Du solltest ein Schwert tragen. Bist du aus der Übung?«
Sie hatte während der letzten – sie rechnete nach – drei oder vier Jahre keine Zeit gehabt, ein Schwert in die Hand zu nehmen. »Sehr.«
»Giddon oder ich oder eine deiner Wachen wird mit dir trainieren. Und von jetzt an werden alle Besucher durchsucht. Ich bin gerade kurz Thiel begegnet. Er verzehrt sich vor Sorge um dich; er hasst sich dafür, dass er Danzhol nicht hat durchsuchen lassen. Deinen Wachen ist es gelungen, zwei der Komplizen zu fassen, aber keiner von beiden konnte mir sagen, wer Danzhol Lösegeld für dich bezahlt hätte. Ich fürchte, die andere Komplizin, ein Mädchen, ist entkommen. Dieses Mädchen könnte enormen Schaden anrichten, wenn sie wollte, Bitterblue, und ich kann dir keinen Rat geben, wie du dich vor ihr hüten kannst. Sie verfügt über die Gabe des … man könnte es wahrscheinlich Verstecken nennen.«
»Danzhol erwähnte eine Beschenkte mit der Gabe der Tarnung.«
»Nun, nach dem, was ich mitbekommen habe, wärst du beeindruckt, wie sie das Boot getarnt hat. Es war so hergerichtet, dass es aussah wie ein großer, belaubter, im Wasser treibender Ast. So habe ich es zumindest verstanden. Sie hat Spiegel benutzt und ich wünschte, ich hätte das Ergebnis mit eigenen Augen sehen können. Als wir näher kamen und deine Wachen es als Boot erkannten, waren sie ziemlich sprachlos und hielten mich natürlich für ein Genie, weil ich ohne jegliche Verwirrung direkt darauf zumarschiert war. Ich habe die Wachmänner hinter den beiden Kerlen hergeschickt und bin selbst hinter der Beschenkten hergerannt, und ich sage dir, Bitterblue, es ist nicht normal, wozu sie in der Lage ist. Ich verfolgte sie das Flussufer entlang, ich spürte sie direkt vor mir und merkte, dass sie vorhatte, sich vor mir zu verstecken, und dann plötzlich kamen wir an einen Pier und sie sprang hinauf, legte sich hin und erwartete, dass ich sie mit einem Haufen Segeltuch verwechselte.«
»Was?«, sagte Bitterblue und zog die Nase kraus. »Was soll das heißen?«
»Sie war der Meinung, dass sie sich vor mir versteckte«, wiederholte Bo, »als ein Haufen Segeltuch getarnt. Ich blieb stehen, weil ich wusste, dass ich eigentlich getäuscht wirken sollte, war aber verwirrt, weil ich nicht getäuscht wurde. Da war überhaupt kein Segeltuch! Also ging ich zu einer Gruppe Männer auf dem Pier und fragte sie, ob sie in der Nähe irgendwo Segeltuch sähen, und bat sie, wenn ja, nicht demonstrativ dorthin zu gucken.«
»Das hast du zu fremden Leuten gesagt?«
»Ja«, antwortete Bo. »Sie hielten mich für vollkommen verrückt.«
»Ja, natürlich, kein Wunder!«
»Dann sagten sie, ja, da sei ein Haufen Segeltuch genau an der Stelle, wo ich das Mädchen spürte, in den Farben Grau und Rot, so, wie man mir ihre Kleidung beschrieben hatte. Zu meinem Leidwesen musste ich sie dort zurücklassen, schließlich hatte ich bereits genug Aufsehen erregt und außerdem wollte ich unbedingt zurück, um zu sehen, wie es dir ging. Weißt du, sie fühlte sich für mich sogar ein bisschen wie Segeltuch an. Ist das nicht sonderbar? Ist das nicht großartig?«
»Nein, das ist nicht großartig! Sie könnte in diesem Augenblick hier im Garten sein. Sie könnte diese Mauer sein, an die wir uns lehnen!«
»O nein, das ist sie nicht«, sagte Bo. »Ich kann dir versichern, dass sie nirgendwo im Schloss ist. Ich wünschte, sie wäre es – ich möchte sie kennenlernen. Sie fühlte sich nicht bösartig an. Die ganze Sache schien ihr ziemlich leidzutun.«
»Bo. Sie hat versucht mich zu entführen!«
»Aber sie fühlte sich an, als wäre sie mit deinem Wachmann Holt befreundet«, sagte Bo. »Ich werde versuchen sie zu finden. Vielleicht kann sie uns sagen, was Danzhol im Schilde führte.«
»Und was ist mit der
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