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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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der
Kehle des Arabers. Er sah die Augen des Mannes, die von Schmerz und
Angst geweitet waren.
    Denny spuckte ihm ins Gesicht, nahm sein Messer und rannte
über die Straße davon. Ich wollte, ich hätte genug
Gälisch gelernt, um sie alle nach Strich und Faden zu
verfluchen!
    Er fegte blind um eine Ecke und rannte, bis er das Gefühl
hatte, seine Brust müßte zerspringen. Dann hielt er an,
beugte sich vor, die Hände auf den Knien – in jeder Hand
ein Messer – und keuchte schwer, während er nach Atem
rang.
    Er blickte auf, und durch die Bögen entlang der Wand zu
seiner Rechten sah er den fast vollen Mond, der am dunklen Himmel
hing. Lach mich nicht aus, sagte er zu dem Mann im Mond. Hoch
über ihm stieg der stets gleich helle Stern, Eiland Eins, zum
Zenit hinauf.
    Vielleicht gelingt es mir jetzt, einen Ruf
durchzugeben…
    Doch als er sich umblickte, sah er, daß es zu spät war.
Auf dem nahen Dach stand ein Mann und sprach in ein Funkgerät,
das er in den Händen hielt. Denny sah, daß er in eine Art
Hof geraten war, einen offenen Platz, von hohen Mauern und
verschlossenen Ladenfenstern umgeben. Vor ihm gähnten die
Straßen. Er sah, daß durch alle Straßen jeweils
eine Gruppe von Mördern auf ihn zuschlich.
    Drei… fünf… acht insgesamt. Mit dem Bastard auf
dem Dach sind es neun. Neun gegen einen. Schlimm genug. Ich muß
verdammt wichtig für sie sein. Doch warum wohl? Und warum gerade
ich?
    Irgendwo tief in seinem Innern wunderte er sich, daß er
keine Angst spürte, keine Verzweiflung, nicht einmal Zorn
darüber, daß jemand so weit gegangen war, um ihn zu
töten. Er zitterte, jedoch nur vor Erwartung, die fast
irgendeiner Art Freude gleichkam.
    Mein Gott, dachte er, wir sind wirklich nichts weiter
als Heiden in dieser wohlgeordneten Welt!
    Dann stieß er einen unartikulierten Kriegsschrei aus und
warf sich in die mittlere Straße, wo ihn nur zwei Männer
auflauerten. Die aber hielten die Stellung. Als Denny bis auf einige
Schritte an sie herangekommen war, schleuderte er das Messer in
seiner rechten Hand und zwang so einen Araber, sich zu ducken, dann
sprang er den Mann an und ging mit dem Dolch in seiner Linken auf ihn
los. Er hörte einen Schmerzensschrei und merkte, daß es
sein eigener war. Ein heißer Schmerz durchfuhr seinen
Körper. Seine Beine gaben unter ihm nach, dann lag er am Boden,
die zähnefletschenden Gesichter und diese fürchterlichen
langen Messer über ihm.
    Ein helles, blendendes Licht stach ihm in die Augen, und
plötzlich waren die Messer und die Gesichter verschwunden.
    Stöhnend, die Hand auf die heiße, blutende Wunde in
seiner Seite pressend wälzte Denny sich auf den Bauch und
versuchte zu erkennen, was passiert war.
    Das Licht kam von den Scheinwerfern eines Autos. Ein Auto? Im
Bazar? Da waren eine Gestalt in schwarzer Uniform… ein
Chauffeur? Die Gestalt beugte sich über Denny und schaute
ihn durchdringend an. Dann wandte sie sich um und sprach in schnellem
Arabisch über die Schulter. Eine Stimme aus dem Wagen
antwortete.
    Der Fahrer griff Denny unter die Achseln und stellte ihn auf die
Füße. Denny schrie vor Schmerz auf und preßte seine
Wunde mit beiden Händen.
    »Los!« flüsterte ihm der Fahrer ins Ohr.
»Schnell!«
    Irgend etwas in Dennys Eingeweiden drohte ihn wie mit
glühenden Zangen zu zerreißen, so oft er versuchte, einen
Schritt zu tun. Er stützte sich schwer auf den Fahrer, der,
obwohl er viel kleiner war, Denny aufrecht hielt und ihn zum Wagen
schleppte. Selbst in seinem Schmerz, der ihm fast die Besinnung
raubte, konnte Denny erkennen, daß es sich um eine große
schwarze Limousine handelte. Wer zum Teufel fährt noch so
einen vorsintflutlichen Straßenkreuzer? schoß ihm die
Frage trotz seiner Schmerzen durch den Kopf.
    Irgendwie kriegte der Fahrer die Tür zum Fond des Wagens auf,
ohne Denny fallen zu lassen, und half ihm in den Wagen. Die Bewegung
verursachte ihm irrsinnige Schmerzen, doch der Versuch, sich zu
bücken, um einsteigen zu können, schien den Schmerz
zumindest geringfügig zu lindern.

    Noch jemand saß im Fond, und der Unbekannte half ihm beim
Einsteigen und sich auf dem Rücksitz auszustrecken. Da lag er
nun, urplötzlich all seiner Kraft beraubt, und spürte, wie
der Fahrer seine Beine in den Wagen legte. Dann hörte er, wie
der Wagenschlag zufiel. Drinnen war es dunkel, zu dunkel, um etwas zu
erkennen. Eine Frauenstimme sagte etwas auf Arabisch, etwas von einem
Arzt. Der Wagen fuhr an, und Denny wurde vor Schmerzen
ohnmächtig.
    Als

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